so vortreflicher Mann unserer Gesellschaft vor Vor- theil bringen wird. O! wie glücklich wären wir ....... Doch, Meine Herren, ich mässige mich, und behalte das, was ich jetzo sagen wolte, auch mit Gefahr meiner Gesundheit, auf dem Hertzen, weil Dero huldreiche Augen18), welche mit einer ehrer- bietigen, und zugleich höchstverbindlichen Freymü- thigkeit anjetzo anschauen zu dürfen, vor einen gros- sen Theil meiner Glückseeligkeit achte, und meinen sicheren Anführer, und beständigen Wegweiser seyn lasse, mir einen Winck geben, daß ich Jhnen keinen grössern Gefallen erweisen könne, als wenn ich zu der Vorstellung, der in denen Reden des Herrn Philip- pi verborgenen Schönheiten, zu welcher ich mich an- heischig gemacht, ohne fernere Umschweiffe schreite: So gehorche denn. Aber was unterwinde ich mich? Meine schwache Schultern ersincken unter einer sol- chen Last, und meine unbeschnittene Lippen verhin- dern mich, so unaussprechliche Seltenheiten nach dem Leben vorzustellen, und nach Würden zu er- heben.
Jch
18) S. die Sechs deutsche Reden p. 86. Jch traue mei- nen Lesern nicht zu, daß sie es mir übel nehmen, daß ich so oft mit den Augen meiner Zuhörer zu thun ha- be. Ein Redner, der zu leben weiß, bedient sich sol- cher Ausdrückungen, und ich muß bekennen, daß mei- ne Hochachtung gegen den Herrn Professor Philippi um ein grosses zugenommen, da ich gesehen, daß die- ser höfliche Mann beständig mit seinen Zuhörern lieb- äugelt, nicht anders, als wenn er seine Dulcineam vor sich hätte.
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ſo vortreflicher Mann unſerer Geſellſchaft vor Vor- theil bringen wird. O! wie gluͤcklich waͤren wir ....... Doch, Meine Herren, ich maͤſſige mich, und behalte das, was ich jetzo ſagen wolte, auch mit Gefahr meiner Geſundheit, auf dem Hertzen, weil Dero huldreiche Augen18), welche mit einer ehrer- bietigen, und zugleich hoͤchſtverbindlichen Freymuͤ- thigkeit anjetzo anſchauen zu duͤrfen, vor einen groſ- ſen Theil meiner Gluͤckſeeligkeit achte, und meinen ſicheren Anfuͤhrer, und beſtaͤndigen Wegweiſer ſeyn laſſe, mir einen Winck geben, daß ich Jhnen keinen groͤſſern Gefallen erweiſen koͤnne, als wenn ich zu der Vorſtellung, der in denen Reden des Herrn Philip- pi verborgenen Schoͤnheiten, zu welcher ich mich an- heiſchig gemacht, ohne fernere Umſchweiffe ſchreite: So gehorche denn. Aber was unterwinde ich mich? Meine ſchwache Schultern erſincken unter einer ſol- chen Laſt, und meine unbeſchnittene Lippen verhin- dern mich, ſo unausſprechliche Seltenheiten nach dem Leben vorzuſtellen, und nach Wuͤrden zu er- heben.
Jch
18) S. die Sechs deutſche Reden p. 86. Jch traue mei- nen Leſern nicht zu, daß ſie es mir uͤbel nehmen, daß ich ſo oft mit den Augen meiner Zuhoͤrer zu thun ha- be. Ein Redner, der zu leben weiß, bedient ſich ſol- cher Ausdruͤckungen, und ich muß bekennen, daß mei- ne Hochachtung gegen den Herrn Profeſſor Philippi um ein groſſes zugenommen, da ich geſehen, daß die- ſer hoͤfliche Mann beſtaͤndig mit ſeinen Zuhoͤrern lieb- aͤugelt, nicht anders, als wenn er ſeine Dulcineam vor ſich haͤtte.
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ſo vortreflicher Mann unſerer Geſellſchaft vor Vor-
theil bringen wird. O! wie gluͤcklich waͤren wir
....... Doch, Meine Herren, ich maͤſſige mich,
und behalte das, was ich jetzo ſagen wolte, auch mit
Gefahr meiner Geſundheit, auf dem Hertzen, weil
Dero huldreiche Augen 18), welche mit einer ehrer-
bietigen, und zugleich hoͤchſtverbindlichen Freymuͤ-
thigkeit anjetzo anſchauen zu duͤrfen, vor einen groſ-
ſen Theil meiner Gluͤckſeeligkeit achte, und meinen
ſicheren Anfuͤhrer, und beſtaͤndigen Wegweiſer ſeyn
laſſe, mir einen Winck geben, daß ich Jhnen keinen
groͤſſern Gefallen erweiſen koͤnne, als wenn ich zu der
Vorſtellung, der in denen Reden des Herrn Philip-
pi verborgenen Schoͤnheiten, zu welcher ich mich an-
heiſchig gemacht, ohne fernere Umſchweiffe ſchreite:
So gehorche denn. Aber was unterwinde ich mich?
Meine ſchwache Schultern erſincken unter einer ſol-
chen Laſt, und meine unbeſchnittene Lippen verhin-
dern mich, ſo unausſprechliche Seltenheiten nach
dem Leben vorzuſtellen, und nach Wuͤrden zu er-
heben.
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18) S. die Sechs deutſche Reden p. 86. Jch traue mei-
nen Leſern nicht zu, daß ſie es mir uͤbel nehmen, daß
ich ſo oft mit den Augen meiner Zuhoͤrer zu thun ha-
be. Ein Redner, der zu leben weiß, bedient ſich ſol-
cher Ausdruͤckungen, und ich muß bekennen, daß mei-
ne Hochachtung gegen den Herrn Profeſſor Philippi
um ein groſſes zugenommen, da ich geſehen, daß die-
ſer hoͤfliche Mann beſtaͤndig mit ſeinen Zuhoͤrern lieb-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/245>, abgerufen am 27.11.2024.
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