Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
Schifes im Wasser, welche Salomon vor so un-
sichtbar gehalten, daß er daher des Schifs Weg
auf dem Meer unter die Dinge gerechnet hat, die er
nicht wisse. Wir würden uns wundern, warum der
Herr Prof. des Steuermanns, und noch dazu des
grössesten Steuermanns, Meldung gethan; da doch
gewiß, daß der Steuermann, er sey so geschickt, als
er wolle, nichts zu denen Spuren beytrage, die ein
Schif im Wasser hinterlässet. Wir würden nicht
ergründen können, was der Herr Prof. mit den
Schifen vom ersten Rang haben wolle. Wir wür-
den nicht begreifen können, warum Er diese Schife
mit Rudern versehen, und was doch immer der arme
Steuermann ihm müsse zuwider gethan haben,
daß Er ihn ohne alle Barmhertzigkeit zur Ruder-
Banck verdammet, und auf seine neue Galeren ge-
schmiedet. Mit einem Worte, Meine Herren, wir
würden in dieser, an sich so schönen, Stelle, nichts
als Verwirrung, und einen verdrießlichen und uner-
träglichen Galimatias finden.

Aber, Meine Herren, so sind wir gantz anders
gesinnet. Wir entschlagen uns so böser Gedancken.
Wir glauben einfältiglich, daß unter so wiedersin-
nigen Gedancken und so unbegreiflichen Worten, die
grösseste Weißheit verborgen liege. Wir verlachen
nicht, was unsere Begrife übersteiget: Und wir be-
finden uns wohl dabey.

Jch ersuche Sie, Meine Herren, betrachten Sie
mit so gläubiger Ehrfurcht die folgenden Reden das
Herrn Philippi. O! was werden Sie nicht vor
herrliche Dinge in selbigen finden! Sie werden mit
Vergnügen gewahr werden, wie der Herr Philippi

in
M 5

(o)
Schifes im Waſſer, welche Salomon vor ſo un-
ſichtbar gehalten, daß er daher des Schifs Weg
auf dem Meer unter die Dinge gerechnet hat, die er
nicht wiſſe. Wir wuͤrden uns wundern, warum der
Herr Prof. des Steuermanns, und noch dazu des
groͤſſeſten Steuermanns, Meldung gethan; da doch
gewiß, daß der Steuermann, er ſey ſo geſchickt, als
er wolle, nichts zu denen Spuren beytrage, die ein
Schif im Waſſer hinterlaͤſſet. Wir wuͤrden nicht
ergruͤnden koͤnnen, was der Herr Prof. mit den
Schifen vom erſten Rang haben wolle. Wir wuͤr-
den nicht begreifen koͤnnen, warum Er dieſe Schife
mit Rudern verſehen, und was doch immer der arme
Steuermann ihm muͤſſe zuwider gethan haben,
daß Er ihn ohne alle Barmhertzigkeit zur Ruder-
Banck verdammet, und auf ſeine neue Galeren ge-
ſchmiedet. Mit einem Worte, Meine Herren, wir
wuͤrden in dieſer, an ſich ſo ſchoͤnen, Stelle, nichts
als Verwirrung, und einen verdrießlichen und uner-
traͤglichen Galimatias finden.

Aber, Meine Herren, ſo ſind wir gantz anders
geſinnet. Wir entſchlagen uns ſo boͤſer Gedancken.
Wir glauben einfaͤltiglich, daß unter ſo wiederſin-
nigen Gedancken und ſo unbegreiflichen Worten, die
groͤſſeſte Weißheit verborgen liege. Wir verlachen
nicht, was unſere Begrife uͤberſteiget: Und wir be-
finden uns wohl dabey.

Jch erſuche Sie, Meine Herren, betrachten Sie
mit ſo glaͤubiger Ehrfurcht die folgenden Reden das
Herrn Philippi. O! was werden Sie nicht vor
herrliche Dinge in ſelbigen finden! Sie werden mit
Vergnuͤgen gewahr werden, wie der Herr Philippi

in
M 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0277" n="185"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
Schifes im Wa&#x017F;&#x017F;er, welche Salomon vor &#x017F;o un-<lb/>
&#x017F;ichtbar gehalten, daß er daher des Schifs Weg<lb/>
auf dem Meer unter die Dinge gerechnet hat, die er<lb/>
nicht wi&#x017F;&#x017F;e. Wir wu&#x0364;rden uns wundern, warum der<lb/>
Herr Prof. des Steuermanns, und noch dazu des<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Steuermanns, Meldung gethan; da doch<lb/>
gewiß, daß der Steuermann, er &#x017F;ey &#x017F;o ge&#x017F;chickt, als<lb/>
er wolle, nichts zu denen Spuren beytrage, die ein<lb/>
Schif im Wa&#x017F;&#x017F;er hinterla&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. Wir wu&#x0364;rden nicht<lb/>
ergru&#x0364;nden ko&#x0364;nnen, was der Herr Prof. mit den<lb/>
Schifen vom er&#x017F;ten Rang haben wolle. Wir wu&#x0364;r-<lb/>
den nicht begreifen ko&#x0364;nnen, warum Er die&#x017F;e Schife<lb/>
mit Rudern ver&#x017F;ehen, und was doch immer der arme<lb/>
Steuermann ihm mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zuwider gethan haben,<lb/>
daß Er ihn ohne alle Barmhertzigkeit zur Ruder-<lb/>
Banck verdammet, und auf &#x017F;eine neue Galeren ge-<lb/>
&#x017F;chmiedet. Mit einem Worte, Meine Herren, wir<lb/>
wu&#x0364;rden in die&#x017F;er, an &#x017F;ich &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;nen, Stelle, nichts<lb/>
als Verwirrung, und einen verdrießlichen und uner-<lb/>
tra&#x0364;glichen Galimatias finden.</p><lb/>
            <p>Aber, Meine Herren, &#x017F;o &#x017F;ind wir gantz anders<lb/>
ge&#x017F;innet. Wir ent&#x017F;chlagen uns &#x017F;o bo&#x0364;&#x017F;er Gedancken.<lb/>
Wir glauben einfa&#x0364;ltiglich, daß unter &#x017F;o wieder&#x017F;in-<lb/>
nigen Gedancken und &#x017F;o unbegreiflichen Worten, die<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Weißheit verborgen liege. Wir verlachen<lb/>
nicht, was un&#x017F;ere Begrife u&#x0364;ber&#x017F;teiget: Und wir be-<lb/>
finden uns wohl dabey.</p><lb/>
            <p>Jch er&#x017F;uche Sie, Meine Herren, betrachten Sie<lb/>
mit &#x017F;o gla&#x0364;ubiger Ehrfurcht die folgenden Reden das<lb/>
Herrn Philippi. O! was werden Sie nicht vor<lb/>
herrliche Dinge in &#x017F;elbigen finden! Sie werden mit<lb/>
Vergnu&#x0364;gen gewahr werden, wie der Herr Philippi<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 5</fw><fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185/0277] (o) Schifes im Waſſer, welche Salomon vor ſo un- ſichtbar gehalten, daß er daher des Schifs Weg auf dem Meer unter die Dinge gerechnet hat, die er nicht wiſſe. Wir wuͤrden uns wundern, warum der Herr Prof. des Steuermanns, und noch dazu des groͤſſeſten Steuermanns, Meldung gethan; da doch gewiß, daß der Steuermann, er ſey ſo geſchickt, als er wolle, nichts zu denen Spuren beytrage, die ein Schif im Waſſer hinterlaͤſſet. Wir wuͤrden nicht ergruͤnden koͤnnen, was der Herr Prof. mit den Schifen vom erſten Rang haben wolle. Wir wuͤr- den nicht begreifen koͤnnen, warum Er dieſe Schife mit Rudern verſehen, und was doch immer der arme Steuermann ihm muͤſſe zuwider gethan haben, daß Er ihn ohne alle Barmhertzigkeit zur Ruder- Banck verdammet, und auf ſeine neue Galeren ge- ſchmiedet. Mit einem Worte, Meine Herren, wir wuͤrden in dieſer, an ſich ſo ſchoͤnen, Stelle, nichts als Verwirrung, und einen verdrießlichen und uner- traͤglichen Galimatias finden. Aber, Meine Herren, ſo ſind wir gantz anders geſinnet. Wir entſchlagen uns ſo boͤſer Gedancken. Wir glauben einfaͤltiglich, daß unter ſo wiederſin- nigen Gedancken und ſo unbegreiflichen Worten, die groͤſſeſte Weißheit verborgen liege. Wir verlachen nicht, was unſere Begrife uͤberſteiget: Und wir be- finden uns wohl dabey. Jch erſuche Sie, Meine Herren, betrachten Sie mit ſo glaͤubiger Ehrfurcht die folgenden Reden das Herrn Philippi. O! was werden Sie nicht vor herrliche Dinge in ſelbigen finden! Sie werden mit Vergnuͤgen gewahr werden, wie der Herr Philippi in M 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/277
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/277>, abgerufen am 18.07.2024.