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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
Afect unter Geschöpfen einer Art so natür-
lich, daß man auch bey unvernünftigen Thie-
ren einige Spuren davon findet. Wenn
nur das kleineste Ferckel seine Noth durch ein
klägliches Geschrey bekannt machet, so grun-
tzet die gantze Heerde, und eilet ihrem noth-
leidenden Gliede zu Hülfe. Thun dieses nun
unvernünftige Thiere, was werden Menschen
nicht thun? Und solten also wohl die Tho-
ren einen von ihrem Orden hülflos lassen, wenn
er belachet wird? Die Erfahrung giebt
es, daß sie es nicht thun, und bekräftiget den
Ausspruch des Poeten:

Man greife nur einmahl dem Narren an
die Schellen,
So fangen Laff, und Mops, und Melac
an zu bellen.
Schlot p. 8.

Die Saty-
re Brion-
tes ist nicht
glücklicher
als ande-
re.

Jch bitte alle Spötter dieses wohl zu beher-
tzigen, und frage numehro meine Leser, denen zu
gefallen ich diese Ausschweiffung gemacht ha-
be, ob es wohl zu bewundern sey, daß es Leute ge-
geben, denen die Lob-Rede auf den Hn. Prof.
Philippi nicht gefallen wollen? Jch bilde mir
ein, deutlich gezeiget zu haben, daß dieses das
gemeine Schicksal aller Satyren, und mich
deucht nicht, daß diejenige, von welcher wir
handeln, so beschaffen sey, daß sie ein besseres
Glück verdiene.

Wird gelo-
bet, aber

Zwar muß ich bekennen, der Briontes ist
von vielen mit grossem Vergnügen gelesen

wor-

(o)
Afect unter Geſchoͤpfen einer Art ſo natuͤr-
lich, daß man auch bey unvernuͤnftigen Thie-
ren einige Spuren davon findet. Wenn
nur das kleineſte Ferckel ſeine Noth durch ein
klaͤgliches Geſchrey bekannt machet, ſo grun-
tzet die gantze Heerde, und eilet ihrem noth-
leidenden Gliede zu Huͤlfe. Thun dieſes nun
unvernuͤnftige Thiere, was werden Menſchen
nicht thun? Und ſolten alſo wohl die Tho-
ren einen von ihrem Orden huͤlflos laſſen, wenn
er belachet wird? Die Erfahrung giebt
es, daß ſie es nicht thun, und bekraͤftiget den
Ausſpruch des Poeten:

Man greife nur einmahl dem Narren an
die Schellen,
So fangen Laff, und Mops, und Melac
an zu bellen.
Schlot p. 8.

Die Saty-
re Brion-
tes iſt nicht
gluͤcklicher
als ande-
re.

Jch bitte alle Spoͤtter dieſes wohl zu beher-
tzigen, und frage numehro meine Leſer, denen zu
gefallen ich dieſe Ausſchweiffung gemacht ha-
be, ob es wohl zu bewundern ſey, daß es Leute ge-
geben, denen die Lob-Rede auf den Hn. Prof.
Philippi nicht gefallen wollen? Jch bilde mir
ein, deutlich gezeiget zu haben, daß dieſes das
gemeine Schickſal aller Satyren, und mich
deucht nicht, daß diejenige, von welcher wir
handeln, ſo beſchaffen ſey, daß ſie ein beſſeres
Gluͤck verdiene.

Wird gelo-
bet, aber

Zwar muß ich bekennen, der Briontes iſt
von vielen mit groſſem Vergnuͤgen geleſen

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[206/0298] (o) Afect unter Geſchoͤpfen einer Art ſo natuͤr- lich, daß man auch bey unvernuͤnftigen Thie- ren einige Spuren davon findet. Wenn nur das kleineſte Ferckel ſeine Noth durch ein klaͤgliches Geſchrey bekannt machet, ſo grun- tzet die gantze Heerde, und eilet ihrem noth- leidenden Gliede zu Huͤlfe. Thun dieſes nun unvernuͤnftige Thiere, was werden Menſchen nicht thun? Und ſolten alſo wohl die Tho- ren einen von ihrem Orden huͤlflos laſſen, wenn er belachet wird? Die Erfahrung giebt es, daß ſie es nicht thun, und bekraͤftiget den Ausſpruch des Poeten: Man greife nur einmahl dem Narren an die Schellen, So fangen Laff, und Mops, und Melac an zu bellen. Schlot p. 8. Jch bitte alle Spoͤtter dieſes wohl zu beher- tzigen, und frage numehro meine Leſer, denen zu gefallen ich dieſe Ausſchweiffung gemacht ha- be, ob es wohl zu bewundern ſey, daß es Leute ge- geben, denen die Lob-Rede auf den Hn. Prof. Philippi nicht gefallen wollen? Jch bilde mir ein, deutlich gezeiget zu haben, daß dieſes das gemeine Schickſal aller Satyren, und mich deucht nicht, daß diejenige, von welcher wir handeln, ſo beſchaffen ſey, daß ſie ein beſſeres Gluͤck verdiene. Zwar muß ich bekennen, der Briontes iſt von vielen mit groſſem Vergnuͤgen geleſen wor-

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/298>, abgerufen am 28.11.2024.