Afect unter Geschöpfen einer Art so natür- lich, daß man auch bey unvernünftigen Thie- ren einige Spuren davon findet. Wenn nur das kleineste Ferckel seine Noth durch ein klägliches Geschrey bekannt machet, so grun- tzet die gantze Heerde, und eilet ihrem noth- leidenden Gliede zu Hülfe. Thun dieses nun unvernünftige Thiere, was werden Menschen nicht thun? Und solten also wohl die Tho- ren einen von ihrem Orden hülflos lassen, wenn er belachet wird? Die Erfahrung giebt es, daß sie es nicht thun, und bekräftiget den Ausspruch des Poeten:
Man greife nur einmahl dem Narren an die Schellen, So fangen Laff, und Mops, und Melac an zu bellen. Schlotp. 8. Die Saty- re Brion- tes ist nicht glücklicher als ande- re.
Jch bitte alle Spötter dieses wohl zu beher- tzigen, und frage numehro meine Leser, denen zu gefallen ich diese Ausschweiffung gemacht ha- be, ob es wohl zu bewundern sey, daß es Leute ge- geben, denen die Lob-Rede auf den Hn. Prof. Philippi nicht gefallen wollen? Jch bilde mir ein, deutlich gezeiget zu haben, daß dieses das gemeine Schicksal aller Satyren, und mich deucht nicht, daß diejenige, von welcher wir handeln, so beschaffen sey, daß sie ein besseres Glück verdiene.
Wird gelo- bet, aber
Zwar muß ich bekennen, der Briontes ist von vielen mit grossem Vergnügen gelesen
wor-
(o)
Afect unter Geſchoͤpfen einer Art ſo natuͤr- lich, daß man auch bey unvernuͤnftigen Thie- ren einige Spuren davon findet. Wenn nur das kleineſte Ferckel ſeine Noth durch ein klaͤgliches Geſchrey bekannt machet, ſo grun- tzet die gantze Heerde, und eilet ihrem noth- leidenden Gliede zu Huͤlfe. Thun dieſes nun unvernuͤnftige Thiere, was werden Menſchen nicht thun? Und ſolten alſo wohl die Tho- ren einen von ihrem Orden huͤlflos laſſen, wenn er belachet wird? Die Erfahrung giebt es, daß ſie es nicht thun, und bekraͤftiget den Ausſpruch des Poeten:
Man greife nur einmahl dem Narren an die Schellen, So fangen Laff, und Mops, und Melac an zu bellen. Schlotp. 8. Die Saty- re Brion- tes iſt nicht gluͤcklicher als ande- re.
Jch bitte alle Spoͤtter dieſes wohl zu beher- tzigen, und frage numehro meine Leſer, denen zu gefallen ich dieſe Ausſchweiffung gemacht ha- be, ob es wohl zu bewundern ſey, daß es Leute ge- geben, denen die Lob-Rede auf den Hn. Prof. Philippi nicht gefallen wollen? Jch bilde mir ein, deutlich gezeiget zu haben, daß dieſes das gemeine Schickſal aller Satyren, und mich deucht nicht, daß diejenige, von welcher wir handeln, ſo beſchaffen ſey, daß ſie ein beſſeres Gluͤck verdiene.
Wird gelo- bet, aber
Zwar muß ich bekennen, der Briontes iſt von vielen mit groſſem Vergnuͤgen geleſen
wor-
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(o)
Afect unter Geſchoͤpfen einer Art ſo natuͤr-
lich, daß man auch bey unvernuͤnftigen Thie-
ren einige Spuren davon findet. Wenn
nur das kleineſte Ferckel ſeine Noth durch ein
klaͤgliches Geſchrey bekannt machet, ſo grun-
tzet die gantze Heerde, und eilet ihrem noth-
leidenden Gliede zu Huͤlfe. Thun dieſes nun
unvernuͤnftige Thiere, was werden Menſchen
nicht thun? Und ſolten alſo wohl die Tho-
ren einen von ihrem Orden huͤlflos laſſen, wenn
er belachet wird? Die Erfahrung giebt
es, daß ſie es nicht thun, und bekraͤftiget den
Ausſpruch des Poeten:
Man greife nur einmahl dem Narren an
die Schellen,
So fangen Laff, und Mops, und Melac
an zu bellen.
Schlot p. 8.
Jch bitte alle Spoͤtter dieſes wohl zu beher-
tzigen, und frage numehro meine Leſer, denen zu
gefallen ich dieſe Ausſchweiffung gemacht ha-
be, ob es wohl zu bewundern ſey, daß es Leute ge-
geben, denen die Lob-Rede auf den Hn. Prof.
Philippi nicht gefallen wollen? Jch bilde mir
ein, deutlich gezeiget zu haben, daß dieſes das
gemeine Schickſal aller Satyren, und mich
deucht nicht, daß diejenige, von welcher wir
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Zwar muß ich bekennen, der Briontes iſt
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/298>, abgerufen am 28.11.2024.
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