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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
werden es mir nicht ungütig deuten, daß ich sie
eine Weile mit Kleinigkeiten aufhalte. Stehet
es doch bey ihnen, dieselbe überzuschlagen.

Daß die
verdächti-
ge Verglei-
chung er-
laubet sey,
wird be-
wiesen 1)
durch
Gründe,

Es mercken demnach alle diejenigen, die es
nicht wissen, daß, gleich wie in der gantzen
Welt nicht zwey vollkommen ähnliche Dinge
anzutreffen, also auch nicht zwey Dinge zu fin-
den sind, die nicht e[ini]ge Aehnlichkeit mit einan-
der haben solten. Es mag demnach eine Sache
so geringe, so klein, so nichtswürdig, so ver-
ächtlich seyn als sie will, so wird sie doch etwas
an sich haben, worinnen sie mit einer höhern,
grössern, und ehrwürdigern überein kömmt:
Und es ist nichts so groß, so hoch, so vornehm,
so ehrwürdig und so heilig, das nicht in einem
Stücke mit geringen und niedrigen Dingen
einige Aehnlichkeit hätte.

Diese Aehnlichkeit hebt den wesentlichen
Unterscheid zwischen dem grossen und kleinen,
hohen und niedrigen, ehrwürdigen und ver-
ächtlichen gar nicht auf: Und folglich ist es
falsch, daß derjenige, der etwas grosses und
ehrwürdiges mit einer geringen und nichts-
würdigen Sache auf gewisse Maasse verglei-
chet, allemahl den Vorsatz habe, das grosse
zu verkleinern, und das ehrwürdige lächerlich zu
machen. So lange eine solche Vergleichung den
wesentlichen Unterscheid dieser Dingen nicht
angreiffet, so lange ist dieses nicht zu vermuthen.
Legt man aber einer grossen und ehrwürdigen
Sache, die man mit einer geringen und ver-
ächtlichen vergleichet, diejenige Eigenschaft bey,

welche

(o)
werden es mir nicht unguͤtig deuten, daß ich ſie
eine Weile mit Kleinigkeiten aufhalte. Stehet
es doch bey ihnen, dieſelbe uͤberzuſchlagen.

Daß die
verdaͤchti-
ge Verglei-
chung er-
laubet ſey,
wird be-
wieſen 1)
durch
Gruͤnde,

Es mercken demnach alle diejenigen, die es
nicht wiſſen, daß, gleich wie in der gantzen
Welt nicht zwey vollkommen aͤhnliche Dinge
anzutreffen, alſo auch nicht zwey Dinge zu fin-
den ſind, die nicht e[ini]ge Aehnlichkeit mit einan-
der haben ſolten. Es mag demnach eine Sache
ſo geringe, ſo klein, ſo nichtswuͤrdig, ſo ver-
aͤchtlich ſeyn als ſie will, ſo wird ſie doch etwas
an ſich haben, worinnen ſie mit einer hoͤhern,
groͤſſern, und ehrwuͤrdigern uͤberein koͤmmt:
Und es iſt nichts ſo groß, ſo hoch, ſo vornehm,
ſo ehrwuͤrdig und ſo heilig, das nicht in einem
Stuͤcke mit geringen und niedrigen Dingen
einige Aehnlichkeit haͤtte.

Dieſe Aehnlichkeit hebt den weſentlichen
Unterſcheid zwiſchen dem groſſen und kleinen,
hohen und niedrigen, ehrwuͤrdigen und ver-
aͤchtlichen gar nicht auf: Und folglich iſt es
falſch, daß derjenige, der etwas groſſes und
ehrwuͤrdiges mit einer geringen und nichts-
wuͤrdigen Sache auf gewiſſe Maaſſe verglei-
chet, allemahl den Vorſatz habe, das groſſe
zu verkleinern, und das ehrwuͤrdige laͤcherlich zu
machen. So lange eine ſolche Vergleichung den
weſentlichen Unterſcheid dieſer Dingen nicht
angreiffet, ſo lange iſt dieſes nicht zu vermuthen.
Legt man aber einer groſſen und ehrwuͤrdigen
Sache, die man mit einer geringen und ver-
aͤchtlichen vergleichet, diejenige Eigenſchaft bey,

welche
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[218/0310] (o) werden es mir nicht unguͤtig deuten, daß ich ſie eine Weile mit Kleinigkeiten aufhalte. Stehet es doch bey ihnen, dieſelbe uͤberzuſchlagen. Es mercken demnach alle diejenigen, die es nicht wiſſen, daß, gleich wie in der gantzen Welt nicht zwey vollkommen aͤhnliche Dinge anzutreffen, alſo auch nicht zwey Dinge zu fin- den ſind, die nicht einige Aehnlichkeit mit einan- der haben ſolten. Es mag demnach eine Sache ſo geringe, ſo klein, ſo nichtswuͤrdig, ſo ver- aͤchtlich ſeyn als ſie will, ſo wird ſie doch etwas an ſich haben, worinnen ſie mit einer hoͤhern, groͤſſern, und ehrwuͤrdigern uͤberein koͤmmt: Und es iſt nichts ſo groß, ſo hoch, ſo vornehm, ſo ehrwuͤrdig und ſo heilig, das nicht in einem Stuͤcke mit geringen und niedrigen Dingen einige Aehnlichkeit haͤtte. Dieſe Aehnlichkeit hebt den weſentlichen Unterſcheid zwiſchen dem groſſen und kleinen, hohen und niedrigen, ehrwuͤrdigen und ver- aͤchtlichen gar nicht auf: Und folglich iſt es falſch, daß derjenige, der etwas groſſes und ehrwuͤrdiges mit einer geringen und nichts- wuͤrdigen Sache auf gewiſſe Maaſſe verglei- chet, allemahl den Vorſatz habe, das groſſe zu verkleinern, und das ehrwuͤrdige laͤcherlich zu machen. So lange eine ſolche Vergleichung den weſentlichen Unterſcheid dieſer Dingen nicht angreiffet, ſo lange iſt dieſes nicht zu vermuthen. Legt man aber einer groſſen und ehrwuͤrdigen Sache, die man mit einer geringen und ver- aͤchtlichen vergleichet, diejenige Eigenſchaft bey, welche

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/310>, abgerufen am 26.11.2024.