in der Hofnung durch diesen Weg zu demjeni- gen Grad der Ehren und des Ansehens zu gelan- gen, welchen sie durch Verrichtungen, die dem gemeinen Wesen nützlich, und durch eine kluge Auführung, die sie im gemeinen Umgange be- liebt und angenehm machen könnte, sich nicht zu erreichen getrauen. Sie thun wohl daran. Denn gedruckte Thorheiten haben ein besseres Ansehen, als diejenigen, welche mündlich vorgetragen werden, und die Fehler einer Schrift fallen nicht so sehr in die Augen, als die Lächerlichkeit einer That, über welche auch die Ungelehrten urtheilen. Die bösen Scri- benten nehmen das Wesen grosser Schreiber an sich, und blenden dadurch die Einfältigen. Der grösseste Haufe stehet in dem Wahn, wer ein Buch geschrieben hat, der müsse gelehrt und folglich klug seyn, und richtet seine Urtheile darnach ein.
Un sot trouve toaujours un plus sot qui l' admire. Boileau. Art. poet. p. 167.
Und es mangelt also den bösen Scriben-Böse Scri- benten sind empfind- lich, und ruffen die Obrigkeit um Hülfe an, wenn sie gestrie- gelt wer- den. ten niemahls an Bewunderern. Diese Be- wunderung der Thoren überschüttet sie mit un- aussprechlicher Freude, weil sie sich einbilden, sie würden dadurch auf den höchsten Gipfel der Ehren gesetzet.
Wie muß es sie demnach nicht schmertzen, wenn ein unbescheidener und unbarmhertziger Spötter die Dreistigkeit hat, ihnen die Larve
abzu-
Q 2
(o)
in der Hofnung durch dieſen Weg zu demjeni- gen Grad der Ehren und des Anſehens zu gelan- gen, welchen ſie durch Verrichtungen, die dem gemeinen Weſen nuͤtzlich, und durch eine kluge Aufuͤhrung, die ſie im gemeinen Umgange be- liebt und angenehm machen koͤnnte, ſich nicht zu erreichen getrauen. Sie thun wohl daran. Denn gedruckte Thorheiten haben ein beſſeres Anſehen, als diejenigen, welche muͤndlich vorgetragen werden, und die Fehler einer Schrift fallen nicht ſo ſehr in die Augen, als die Laͤcherlichkeit einer That, uͤber welche auch die Ungelehrten urtheilen. Die boͤſen Scri- benten nehmen das Weſen groſſer Schreiber an ſich, und blenden dadurch die Einfaͤltigen. Der groͤſſeſte Haufe ſtehet in dem Wahn, wer ein Buch geſchrieben hat, der muͤſſe gelehrt und folglich klug ſeyn, und richtet ſeine Urtheile darnach ein.
Un ſot trouve toûjours un plus ſot qui l’ admire. Boileau. Art. poët. p. 167.
Und es mangelt alſo den boͤſen Scriben-Boͤſe Scri- benten ſind empfind- lich, und ruffen die Obrigkeit um Huͤlfe an, wenn ſie geſtrie- gelt wer- den. ten niemahls an Bewunderern. Dieſe Be- wunderung der Thoren uͤberſchuͤttet ſie mit un- ausſprechlicher Freude, weil ſie ſich einbilden, ſie wuͤrden dadurch auf den hoͤchſten Gipfel der Ehren geſetzet.
Wie muß es ſie demnach nicht ſchmertzen, wenn ein unbeſcheidener und unbarmhertziger Spoͤtter die Dreiſtigkeit hat, ihnen die Larve
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(o)
in der Hofnung durch dieſen Weg zu demjeni-
gen Grad der Ehren und des Anſehens zu gelan-
gen, welchen ſie durch Verrichtungen, die dem
gemeinen Weſen nuͤtzlich, und durch eine kluge
Aufuͤhrung, die ſie im gemeinen Umgange be-
liebt und angenehm machen koͤnnte, ſich nicht
zu erreichen getrauen. Sie thun wohl daran.
Denn gedruckte Thorheiten haben ein beſſeres
Anſehen, als diejenigen, welche muͤndlich
vorgetragen werden, und die Fehler einer
Schrift fallen nicht ſo ſehr in die Augen, als
die Laͤcherlichkeit einer That, uͤber welche auch
die Ungelehrten urtheilen. Die boͤſen Scri-
benten nehmen das Weſen groſſer Schreiber
an ſich, und blenden dadurch die Einfaͤltigen.
Der groͤſſeſte Haufe ſtehet in dem Wahn, wer
ein Buch geſchrieben hat, der muͤſſe gelehrt und
folglich klug ſeyn, und richtet ſeine Urtheile
darnach ein.
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Boileau. Art. poët. p. 167.
Und es mangelt alſo den boͤſen Scriben-
ten niemahls an Bewunderern. Dieſe Be-
wunderung der Thoren uͤberſchuͤttet ſie mit un-
ausſprechlicher Freude, weil ſie ſich einbilden,
ſie wuͤrden dadurch auf den hoͤchſten Gipfel der
Ehren geſetzet.
Boͤſe Scri-
benten ſind
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lich, und
ruffen die
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um Huͤlfe
an, wenn
ſie geſtrie-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/335>, abgerufen am 31.10.2024.
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