machen müsse, vorgestellet hat, nicht verkla- gen können, wenn der Herr Prof. ihn gleich mit Nahmen genennet hätte.
Von dem Vorwurf der Ar- muth.
Jch kan sagen, der Mann ist nicht reich, er ist blut arm, er hat nicht, wo er sein Haupt hinleget, und niemand kan mich desfals stra- fen. Jch bekenne es stehet sehr geringe, einen ehrlichen Mann durch den Vorwurf seiner Ar- muth zu kräncken. Allein ich behaupte, daß ein Mensch, der sich nicht schämet, so läppisch zu spotten, nicht vor Gericht belanget werden kan. Was will mir ein Edelmann thun, wenn ich ihn einen armen Land-Juncker nenne? Der Juncker kan böse werden: Er kan mir mit Schlägen drohen; Er kan seine Drohungen würcklich ins Werck setzen: Al- lein so wunderlich wird er nimmer seyn, daß er mir einen Proceß an den Halß werfen solte. Es giebt viele arme Ritter, die darum ehrliche Leute sind, und ein armer Land-Juncker ist eben kein Schelt-Wort.
Von dem Vorwurf der Tumm- heit und Unwissen- heit, wie auch von dem Nu- tzen dieser Betrach- rungen.
Was den Verstand und die Wissenschaft anlanget, so glaube ich, alle Welt werde darinn mit mir einig seyn, daß keiner verbunden sey, ei- nen Menschen vor klüger und gelehrter zu hal- ten, als er sich in seinen Reden und Schriften be- zeiget. Mehr sage ich nicht, sondern ich bitte nur diejenigen, die sich etwan eingebildet haben, der Hr. Prof. Philippi sey von dem Verfasser des Briontes auf eine ehrenrührige Art angetastet worden, diese Satyre, mit denen Wahrheiten zusammen zuhalten, die ich, zu ihrem besten, so deut-
lich,
(o)
machen muͤſſe, vorgeſtellet hat, nicht verkla- gen koͤnnen, wenn der Herr Prof. ihn gleich mit Nahmen genennet haͤtte.
Von dem Vorwurf der Ar- muth.
Jch kan ſagen, der Mann iſt nicht reich, er iſt blut arm, er hat nicht, wo er ſein Haupt hinleget, und niemand kan mich desfals ſtra- fen. Jch bekenne es ſtehet ſehr geringe, einen ehrlichen Mann durch den Vorwurf ſeiner Ar- muth zu kraͤncken. Allein ich behaupte, daß ein Menſch, der ſich nicht ſchaͤmet, ſo laͤppiſch zu ſpotten, nicht vor Gericht belanget werden kan. Was will mir ein Edelmann thun, wenn ich ihn einen armen Land-Juncker nenne? Der Juncker kan boͤſe werden: Er kan mir mit Schlaͤgen drohen; Er kan ſeine Drohungen wuͤrcklich ins Werck ſetzen: Al- lein ſo wunderlich wird er nimmer ſeyn, daß er mir einen Proceß an den Halß werfen ſolte. Es giebt viele arme Ritter, die darum ehrliche Leute ſind, und ein armer Land-Juncker iſt eben kein Schelt-Wort.
Von dem Vorwurf der Tumm- heit und Unwiſſen- heit, wie auch von dem Nu- tzen dieſer Betrach- rungen.
Was den Verſtand und die Wiſſenſchaft anlanget, ſo glaube ich, alle Welt werde darinn mit mir einig ſeyn, daß keiner verbunden ſey, ei- nen Menſchen vor kluͤger und gelehrter zu hal- ten, als er ſich in ſeinen Reden und Schriften be- zeiget. Mehr ſage ich nicht, ſondern ich bitte nur diejenigen, die ſich etwan eingebildet haben, der Hr. Prof. Philippi ſey von dem Verfaſſer des Briontes auf eine ehrenruͤhrige Art angetaſtet worden, dieſe Satyre, mit denen Wahrheiten zuſam̃en zuhalten, die ich, zu ihꝛem beſten, ſo deut-
lich,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0346"n="254"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/><hirendition="#fr">machen muͤſſe,</hi> vorgeſtellet hat, nicht verkla-<lb/>
gen koͤnnen, wenn der Herr Prof. ihn gleich<lb/>
mit Nahmen genennet haͤtte.</p><lb/><noteplace="left">Von dem<lb/>
Vorwurf<lb/>
der Ar-<lb/>
muth.</note><p>Jch kan ſagen, der Mann iſt nicht reich,<lb/>
er iſt blut arm, er hat nicht, wo er ſein Haupt<lb/>
hinleget, und niemand kan mich desfals ſtra-<lb/>
fen. Jch bekenne es ſtehet ſehr geringe, einen<lb/>
ehrlichen Mann durch den Vorwurf ſeiner Ar-<lb/>
muth zu kraͤncken. Allein ich behaupte, daß<lb/>
ein Menſch, der ſich nicht ſchaͤmet, ſo laͤppiſch<lb/>
zu ſpotten, nicht vor Gericht belanget werden<lb/>
kan. Was will mir ein Edelmann thun,<lb/>
wenn ich ihn einen <hirendition="#fr">armen Land-Juncker</hi><lb/>
nenne? Der Juncker kan boͤſe werden: Er<lb/>
kan mir mit Schlaͤgen drohen; Er kan ſeine<lb/>
Drohungen wuͤrcklich ins Werck ſetzen: Al-<lb/>
lein ſo wunderlich wird er nimmer ſeyn, daß er<lb/>
mir einen Proceß an den Halß werfen ſolte.<lb/>
Es giebt viele arme Ritter, die darum ehrliche<lb/>
Leute ſind, und ein armer Land-Juncker iſt<lb/>
eben kein Schelt-Wort.</p><lb/><noteplace="left">Von dem<lb/>
Vorwurf<lb/>
der Tumm-<lb/>
heit und<lb/>
Unwiſſen-<lb/>
heit, wie<lb/>
auch von<lb/>
dem Nu-<lb/>
tzen dieſer<lb/>
Betrach-<lb/>
rungen.</note><p>Was den Verſtand und die Wiſſenſchaft<lb/>
anlanget, ſo glaube ich, alle Welt werde darinn<lb/>
mit mir einig ſeyn, daß keiner verbunden ſey, ei-<lb/>
nen Menſchen vor kluͤger und gelehrter zu hal-<lb/>
ten, als er ſich in ſeinen Reden und Schriften be-<lb/>
zeiget. Mehr ſage ich nicht, ſondern ich bitte nur<lb/>
diejenigen, die ſich etwan eingebildet haben, der<lb/>
Hr. Prof. Philippi ſey von dem Verfaſſer des<lb/>
Briontes auf eine ehrenruͤhrige Art angetaſtet<lb/>
worden, dieſe Satyre, mit denen Wahrheiten<lb/>
zuſam̃en zuhalten, die ich, zu ihꝛem beſten, ſo deut-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">lich,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[254/0346]
(o)
machen muͤſſe, vorgeſtellet hat, nicht verkla-
gen koͤnnen, wenn der Herr Prof. ihn gleich
mit Nahmen genennet haͤtte.
Jch kan ſagen, der Mann iſt nicht reich,
er iſt blut arm, er hat nicht, wo er ſein Haupt
hinleget, und niemand kan mich desfals ſtra-
fen. Jch bekenne es ſtehet ſehr geringe, einen
ehrlichen Mann durch den Vorwurf ſeiner Ar-
muth zu kraͤncken. Allein ich behaupte, daß
ein Menſch, der ſich nicht ſchaͤmet, ſo laͤppiſch
zu ſpotten, nicht vor Gericht belanget werden
kan. Was will mir ein Edelmann thun,
wenn ich ihn einen armen Land-Juncker
nenne? Der Juncker kan boͤſe werden: Er
kan mir mit Schlaͤgen drohen; Er kan ſeine
Drohungen wuͤrcklich ins Werck ſetzen: Al-
lein ſo wunderlich wird er nimmer ſeyn, daß er
mir einen Proceß an den Halß werfen ſolte.
Es giebt viele arme Ritter, die darum ehrliche
Leute ſind, und ein armer Land-Juncker iſt
eben kein Schelt-Wort.
Was den Verſtand und die Wiſſenſchaft
anlanget, ſo glaube ich, alle Welt werde darinn
mit mir einig ſeyn, daß keiner verbunden ſey, ei-
nen Menſchen vor kluͤger und gelehrter zu hal-
ten, als er ſich in ſeinen Reden und Schriften be-
zeiget. Mehr ſage ich nicht, ſondern ich bitte nur
diejenigen, die ſich etwan eingebildet haben, der
Hr. Prof. Philippi ſey von dem Verfaſſer des
Briontes auf eine ehrenruͤhrige Art angetaſtet
worden, dieſe Satyre, mit denen Wahrheiten
zuſam̃en zuhalten, die ich, zu ihꝛem beſten, ſo deut-
lich,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/346>, abgerufen am 31.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.