Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
lich, und um meine Leser, die meiner Unterwei-
sung nicht bedürfen, nicht verdrießlich zu ma-
chen, so kurtz, als es mir nur möglich gewesen ist,
bißhero vorgetragen habe. Es müste viel seyn,
wenn sie dadurch nicht erkennen solten, wie
übel sie geurtheilet, und wie nöhtig ihnen ins
künftige die Behutsamkeit in Beurtheilung
einer Satyre sey.

Jch frage sie: Ob der Verfasser des Bri-Der Ver
fasser des
Briontes
greiffer den
Hr. Philip-
pi nicht an
seiner Eh-
re an, son-
dern ur-
theilt nur
von seinen
Schriften.

ontes den Hn. Prof. Philippi eines einigen
strafbaren Verbrechens, einer eintzigen unred-
lichen That beschuldiget habe? Hat er über sei-
ne Sitten und Auführung gespottet? Hat er
seine Person angegriffen, und ihn durch Vor-
werfung einiger Leibes-Gebrechen, lächerlich
machen wollen. Er hat es nicht gethan, und
kan seine Tadler dreiste fragen:

En blamant ses ecrits, ai-je d' un stile
afreux
Distile sur sa vie un venin dangereux?
Boileau Sat. IX.

Wie kan man ihm dann Schuld geben, daß
er was unzulässiges begangen hat? Wie kan
man sagen, der Hr. Prof. Philippi habe grosse
Ursache sich über ihn zu beschweren? "Quasi
quis illum neget & bonum virum & comen"
& humanum - - - - - - de ingenio ejus"
in his disputationibus non de moribus"
quaeritur." Cicero de Fin. bon. & mal.
Lib. II.
Der Hr. Prof. Philippi bleibt ein ehr-
licher, braver, feiner, wackerer, und vieleicht
auch gelehrter und geschickter Mann; der Ver-

fasser

(o)
lich, und um meine Leſer, die meiner Unterwei-
ſung nicht beduͤrfen, nicht verdrießlich zu ma-
chen, ſo kurtz, als es mir nur moͤglich geweſen iſt,
bißhero vorgetragen habe. Es muͤſte viel ſeyn,
wenn ſie dadurch nicht erkennen ſolten, wie
uͤbel ſie geurtheilet, und wie noͤhtig ihnen ins
kuͤnftige die Behutſamkeit in Beurtheilung
einer Satyre ſey.

Jch frage ſie: Ob der Verfaſſer des Bri-Der Ver
faſſer des
Briontes
gꝛeiffer den
Hr. Philip-
pi nicht an
ſeiner Eh-
re an, ſon-
dern ur-
theilt nur
von ſeinen
Schriften.

ontes den Hn. Prof. Philippi eines einigen
ſtrafbaren Verbrechens, einer eintzigen unred-
lichen That beſchuldiget habe? Hat er uͤber ſei-
ne Sitten und Aufuͤhrung geſpottet? Hat er
ſeine Perſon angegriffen, und ihn durch Vor-
werfung einiger Leibes-Gebrechen, laͤcherlich
machen wollen. Er hat es nicht gethan, und
kan ſeine Tadler dreiſte fragen:

En blâmant ſes écrits, ai-je d’ un ſtile
afreux
Diſtilé ſur ſa vie un venin dangereux?
Boileau Sat. IX.

Wie kan man ihm dann Schuld geben, daß
er was unzulaͤſſiges begangen hat? Wie kan
man ſagen, der Hr. Prof. Philippi habe groſſe
Urſache ſich uͤber ihn zu beſchweren? “Quaſi
quis illum neget & bonum virum & comen„
& humanum ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ de ingenio ejus„
in his diſputationibus non de moribus„
quæritur.” Cicero de Fin. bon. & mal.
Lib. II.
Der Hr. Prof. Philippi bleibt ein ehr-
licher, braver, feiner, wackerer, und vieleicht
auch gelehrter und geſchickter Mann; der Ver-

faſſer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0347" n="255"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
lich, und um meine Le&#x017F;er, die meiner Unterwei-<lb/>
&#x017F;ung nicht bedu&#x0364;rfen, nicht verdrießlich zu ma-<lb/>
chen, &#x017F;o kurtz, als es mir nur mo&#x0364;glich gewe&#x017F;en i&#x017F;t,<lb/>
bißhero vorgetragen habe. Es mu&#x0364;&#x017F;te viel &#x017F;eyn,<lb/>
wenn &#x017F;ie dadurch nicht erkennen &#x017F;olten, wie<lb/>
u&#x0364;bel &#x017F;ie geurtheilet, und wie no&#x0364;htig ihnen ins<lb/>
ku&#x0364;nftige die Behut&#x017F;amkeit in Beurtheilung<lb/>
einer Satyre &#x017F;ey.</p><lb/>
        <p>Jch frage &#x017F;ie: Ob der Verfa&#x017F;&#x017F;er des Bri-<note place="right">Der Ver<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;er des<lb/>
Briontes<lb/>
g&#xA75B;eiffer den<lb/>
Hr. Philip-<lb/>
pi nicht an<lb/>
&#x017F;einer Eh-<lb/>
re an, &#x017F;on-<lb/>
dern ur-<lb/>
theilt nur<lb/>
von &#x017F;einen<lb/>
Schriften.</note><lb/>
ontes den Hn. Prof. Philippi eines einigen<lb/>
&#x017F;trafbaren Verbrechens, einer eintzigen unred-<lb/>
lichen That be&#x017F;chuldiget habe? Hat er u&#x0364;ber &#x017F;ei-<lb/>
ne Sitten und Aufu&#x0364;hrung ge&#x017F;pottet? Hat er<lb/>
&#x017F;eine Per&#x017F;on angegriffen, und ihn durch Vor-<lb/>
werfung einiger Leibes-Gebrechen, la&#x0364;cherlich<lb/>
machen wollen. Er hat es nicht gethan, und<lb/>
kan &#x017F;eine Tadler drei&#x017F;te fragen:</p><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#aq">En blâmant &#x017F;es écrits, ai-je d&#x2019; un &#x017F;tile<lb/><hi rendition="#et">afreux</hi><lb/>
Di&#x017F;tilé &#x017F;ur &#x017F;a vie un venin dangereux?<lb/><hi rendition="#i">Boileau Sat. IX.</hi></hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <p>Wie kan man ihm dann Schuld geben, daß<lb/>
er was unzula&#x0364;&#x017F;&#x017F;iges begangen hat? Wie kan<lb/>
man &#x017F;agen, der Hr. Prof. Philippi habe gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Ur&#x017F;ache &#x017F;ich u&#x0364;ber ihn zu be&#x017F;chweren? <cit><quote><hi rendition="#aq">&#x201C;Qua&#x017F;i<lb/>
quis illum neget &amp; bonum virum &amp; comen&#x201E;<lb/>
&amp; humanum &#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; &#x2012; de ingenio ejus&#x201E;<lb/>
in his di&#x017F;putationibus non de moribus&#x201E;<lb/>
quæritur.&#x201D; <hi rendition="#i">Cicero de Fin. bon. &amp; mal.<lb/>
Lib. II.</hi></hi></quote></cit> Der Hr. Prof. Philippi bleibt ein ehr-<lb/>
licher, braver, feiner, wackerer, und vieleicht<lb/>
auch gelehrter und ge&#x017F;chickter Mann; der Ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fa&#x017F;&#x017F;er</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0347] (o) lich, und um meine Leſer, die meiner Unterwei- ſung nicht beduͤrfen, nicht verdrießlich zu ma- chen, ſo kurtz, als es mir nur moͤglich geweſen iſt, bißhero vorgetragen habe. Es muͤſte viel ſeyn, wenn ſie dadurch nicht erkennen ſolten, wie uͤbel ſie geurtheilet, und wie noͤhtig ihnen ins kuͤnftige die Behutſamkeit in Beurtheilung einer Satyre ſey. Jch frage ſie: Ob der Verfaſſer des Bri- ontes den Hn. Prof. Philippi eines einigen ſtrafbaren Verbrechens, einer eintzigen unred- lichen That beſchuldiget habe? Hat er uͤber ſei- ne Sitten und Aufuͤhrung geſpottet? Hat er ſeine Perſon angegriffen, und ihn durch Vor- werfung einiger Leibes-Gebrechen, laͤcherlich machen wollen. Er hat es nicht gethan, und kan ſeine Tadler dreiſte fragen: Der Ver faſſer des Briontes gꝛeiffer den Hr. Philip- pi nicht an ſeiner Eh- re an, ſon- dern ur- theilt nur von ſeinen Schriften. En blâmant ſes écrits, ai-je d’ un ſtile afreux Diſtilé ſur ſa vie un venin dangereux? Boileau Sat. IX. Wie kan man ihm dann Schuld geben, daß er was unzulaͤſſiges begangen hat? Wie kan man ſagen, der Hr. Prof. Philippi habe groſſe Urſache ſich uͤber ihn zu beſchweren? “Quaſi quis illum neget & bonum virum & comen„ & humanum ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ de ingenio ejus„ in his diſputationibus non de moribus„ quæritur.” Cicero de Fin. bon. & mal. Lib. II. Der Hr. Prof. Philippi bleibt ein ehr- licher, braver, feiner, wackerer, und vieleicht auch gelehrter und geſchickter Mann; der Ver- faſſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/347
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/347>, abgerufen am 22.11.2024.