lich, und um meine Leser, die meiner Unterwei- sung nicht bedürfen, nicht verdrießlich zu ma- chen, so kurtz, als es mir nur möglich gewesen ist, bißhero vorgetragen habe. Es müste viel seyn, wenn sie dadurch nicht erkennen solten, wie übel sie geurtheilet, und wie nöhtig ihnen ins künftige die Behutsamkeit in Beurtheilung einer Satyre sey.
Jch frage sie: Ob der Verfasser des Bri-Der Ver fasser des Briontes greiffer den Hr. Philip- pi nicht an seiner Eh- re an, son- dern ur- theilt nur von seinen Schriften. ontes den Hn. Prof. Philippi eines einigen strafbaren Verbrechens, einer eintzigen unred- lichen That beschuldiget habe? Hat er über sei- ne Sitten und Auführung gespottet? Hat er seine Person angegriffen, und ihn durch Vor- werfung einiger Leibes-Gebrechen, lächerlich machen wollen. Er hat es nicht gethan, und kan seine Tadler dreiste fragen:
En blamant ses ecrits, ai-je d' un stile afreux Distile sur sa vie un venin dangereux? Boileau Sat. IX.
Wie kan man ihm dann Schuld geben, daß er was unzulässiges begangen hat? Wie kan man sagen, der Hr. Prof. Philippi habe grosse Ursache sich über ihn zu beschweren? "Quasi quis illum neget & bonum virum & comen" & humanum - - - - - - de ingenio ejus" in his disputationibus non de moribus" quaeritur." Cicero de Fin. bon. & mal. Lib. II. Der Hr. Prof. Philippi bleibt ein ehr- licher, braver, feiner, wackerer, und vieleicht auch gelehrter und geschickter Mann; der Ver-
fasser
(o)
lich, und um meine Leſer, die meiner Unterwei- ſung nicht beduͤrfen, nicht verdrießlich zu ma- chen, ſo kurtz, als es mir nur moͤglich geweſen iſt, bißhero vorgetragen habe. Es muͤſte viel ſeyn, wenn ſie dadurch nicht erkennen ſolten, wie uͤbel ſie geurtheilet, und wie noͤhtig ihnen ins kuͤnftige die Behutſamkeit in Beurtheilung einer Satyre ſey.
Jch frage ſie: Ob der Verfaſſer des Bri-Der Ver faſſer des Briontes gꝛeiffer den Hr. Philip- pi nicht an ſeiner Eh- re an, ſon- dern ur- theilt nur von ſeinen Schriften. ontes den Hn. Prof. Philippi eines einigen ſtrafbaren Verbrechens, einer eintzigen unred- lichen That beſchuldiget habe? Hat er uͤber ſei- ne Sitten und Aufuͤhrung geſpottet? Hat er ſeine Perſon angegriffen, und ihn durch Vor- werfung einiger Leibes-Gebrechen, laͤcherlich machen wollen. Er hat es nicht gethan, und kan ſeine Tadler dreiſte fragen:
En blâmant ſes écrits, ai-je d’ un ſtile afreux Diſtilé ſur ſa vie un venin dangereux? Boileau Sat. IX.
Wie kan man ihm dann Schuld geben, daß er was unzulaͤſſiges begangen hat? Wie kan man ſagen, der Hr. Prof. Philippi habe groſſe Urſache ſich uͤber ihn zu beſchweren? “Quaſi quis illum neget & bonum virum & comen„ & humanum ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ de ingenio ejus„ in his diſputationibus non de moribus„ quæritur.” Cicero de Fin. bon. & mal. Lib. II. Der Hr. Prof. Philippi bleibt ein ehr- licher, braver, feiner, wackerer, und vieleicht auch gelehrter und geſchickter Mann; der Ver-
faſſer
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(o)
lich, und um meine Leſer, die meiner Unterwei-
ſung nicht beduͤrfen, nicht verdrießlich zu ma-
chen, ſo kurtz, als es mir nur moͤglich geweſen iſt,
bißhero vorgetragen habe. Es muͤſte viel ſeyn,
wenn ſie dadurch nicht erkennen ſolten, wie
uͤbel ſie geurtheilet, und wie noͤhtig ihnen ins
kuͤnftige die Behutſamkeit in Beurtheilung
einer Satyre ſey.
Jch frage ſie: Ob der Verfaſſer des Bri-
ontes den Hn. Prof. Philippi eines einigen
ſtrafbaren Verbrechens, einer eintzigen unred-
lichen That beſchuldiget habe? Hat er uͤber ſei-
ne Sitten und Aufuͤhrung geſpottet? Hat er
ſeine Perſon angegriffen, und ihn durch Vor-
werfung einiger Leibes-Gebrechen, laͤcherlich
machen wollen. Er hat es nicht gethan, und
kan ſeine Tadler dreiſte fragen:
Der Ver
faſſer des
Briontes
gꝛeiffer den
Hr. Philip-
pi nicht an
ſeiner Eh-
re an, ſon-
dern ur-
theilt nur
von ſeinen
Schriften.
En blâmant ſes écrits, ai-je d’ un ſtile
afreux
Diſtilé ſur ſa vie un venin dangereux?
Boileau Sat. IX.
Wie kan man ihm dann Schuld geben, daß
er was unzulaͤſſiges begangen hat? Wie kan
man ſagen, der Hr. Prof. Philippi habe groſſe
Urſache ſich uͤber ihn zu beſchweren? “Quaſi
quis illum neget & bonum virum & comen„
& humanum ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ de ingenio ejus„
in his diſputationibus non de moribus„
quæritur.” Cicero de Fin. bon. & mal.
Lib. II. Der Hr. Prof. Philippi bleibt ein ehr-
licher, braver, feiner, wackerer, und vieleicht
auch gelehrter und geſchickter Mann; der Ver-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/347>, abgerufen am 22.11.2024.
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