Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite
(o)
Dieses be-
gegnet kei-
nem, der
sonst Ver-
dienste hat.

Wer nut sonst Verdienste hat, die ihn der
Hochachtung seiner Mit-Bürger würdig ma-
chen, dem wird es wenig an dem Ansehen scha-
den, zu welchem er durch seine gute Auführung
im gemeinen Leben gelanget ist, wenn ihm et-
wan eine Schrift nicht geräth, und andere Ge-
lehrte ihm zeigen, daß er die Sache von welcher
er geschrieben, nicht recht verstanden hat.
Dieses sind Kleinigkeiten, an welche der ehrliche
Nahme, und das Ansehen eines ehrlichen Man-
nes nicht hänget. Man kan sie ihm vorwerfen,
und aufs ärgste darüber spotten, ohne daß er
sich beschweren könne, man nehme ihm seine
Ehre, so lange man ihm nur seine andern guten
Eigenschaften lässet. Es kan einer ein schlech-
ter Scribent, und doch dabey ein ehrlicher und
dem gemeinen Wesen nützlicher Mann seyn.
Es kan seine Schreib-Art unzierlich und ver-
drießlich, hergegen sein Umgang manierlich
und angenehm seyn. Es kan in seinem Buche
eine grosse Unordnung herrschen; in seinem
Hause aber alles wohl zustehen. Es kan seine
Wissenschaft geringe, und seine Klugheit und
Redlichkeit groß seyn. Mit einem Worte,
er kan bey den Schwachheiten, die ihn ver-
hindern, in der gelehrten Welt mit Ehren fort-
zukommen, alle Tugenden eines ehrlichen
Mannes und guten Bürgers besitzen, und al-
ler Ehren werth seyn.

Der Brion-
tes schadet
der Ehre
des Hn.

Von dem Hn. Prof. Philippi insonderheit
zu reden, so sehe ich nicht ab, wie seine Ehre
durch die Spöttereyen seines Gegners geschmä-

lert
(o)
Dieſes be-
gegnet kei-
nem, der
ſonſt Ver-
dienſte hat.

Wer nut ſonſt Verdienſte hat, die ihn der
Hochachtung ſeiner Mit-Buͤrger wuͤrdig ma-
chen, dem wird es wenig an dem Anſehen ſcha-
den, zu welchem er durch ſeine gute Aufuͤhrung
im gemeinen Leben gelanget iſt, wenn ihm et-
wan eine Schrift nicht geraͤth, und andere Ge-
lehrte ihm zeigen, daß er die Sache von welcher
er geſchrieben, nicht recht verſtanden hat.
Dieſes ſind Kleinigkeiten, an welche der ehrliche
Nahme, und das Anſehen eines ehrlichen Man-
nes nicht haͤnget. Man kan ſie ihm vorwerfen,
und aufs aͤrgſte daruͤber ſpotten, ohne daß er
ſich beſchweren koͤnne, man nehme ihm ſeine
Ehre, ſo lange man ihm nur ſeine andern guten
Eigenſchaften laͤſſet. Es kan einer ein ſchlech-
ter Scribent, und doch dabey ein ehrlicher und
dem gemeinen Weſen nuͤtzlicher Mann ſeyn.
Es kan ſeine Schreib-Art unzierlich und ver-
drießlich, hergegen ſein Umgang manierlich
und angenehm ſeyn. Es kan in ſeinem Buche
eine groſſe Unordnung herrſchen; in ſeinem
Hauſe aber alles wohl zuſtehen. Es kan ſeine
Wiſſenſchaft geringe, und ſeine Klugheit und
Redlichkeit groß ſeyn. Mit einem Worte,
er kan bey den Schwachheiten, die ihn ver-
hindern, in der gelehrten Welt mit Ehren fort-
zukommen, alle Tugenden eines ehrlichen
Mannes und guten Buͤrgers beſitzen, und al-
ler Ehren werth ſeyn.

Der Brion-
tes ſchadet
der Ehre
des Hn.

Von dem Hn. Prof. Philippi inſonderheit
zu reden, ſo ſehe ich nicht ab, wie ſeine Ehre
durch die Spoͤttereyen ſeines Gegners geſchmaͤ-

lert
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0356" n="264"/>
        <fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
        <note place="left">Die&#x017F;es be-<lb/>
gegnet kei-<lb/>
nem, der<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t Ver-<lb/>
dien&#x017F;te hat.</note>
        <p>Wer nut &#x017F;on&#x017F;t Verdien&#x017F;te hat, die ihn der<lb/>
Hochachtung &#x017F;einer Mit-Bu&#x0364;rger wu&#x0364;rdig ma-<lb/>
chen, dem wird es wenig an dem An&#x017F;ehen &#x017F;cha-<lb/>
den, zu welchem er durch &#x017F;eine gute Aufu&#x0364;hrung<lb/>
im gemeinen Leben gelanget i&#x017F;t, wenn ihm et-<lb/>
wan eine Schrift nicht gera&#x0364;th, und andere Ge-<lb/>
lehrte ihm zeigen, daß er die Sache von welcher<lb/>
er ge&#x017F;chrieben, nicht recht ver&#x017F;tanden hat.<lb/>
Die&#x017F;es &#x017F;ind Kleinigkeiten, an welche der ehrliche<lb/>
Nahme, und das An&#x017F;ehen eines ehrlichen Man-<lb/>
nes nicht ha&#x0364;nget. Man kan &#x017F;ie ihm vorwerfen,<lb/>
und aufs a&#x0364;rg&#x017F;te daru&#x0364;ber &#x017F;potten, ohne daß er<lb/>
&#x017F;ich be&#x017F;chweren ko&#x0364;nne, man nehme ihm &#x017F;eine<lb/>
Ehre, &#x017F;o lange man ihm nur &#x017F;eine andern guten<lb/>
Eigen&#x017F;chaften la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. Es kan einer ein &#x017F;chlech-<lb/>
ter Scribent, und doch dabey ein ehrlicher und<lb/>
dem gemeinen We&#x017F;en nu&#x0364;tzlicher Mann &#x017F;eyn.<lb/>
Es kan &#x017F;eine Schreib-Art unzierlich und ver-<lb/>
drießlich, hergegen &#x017F;ein Umgang manierlich<lb/>
und angenehm &#x017F;eyn. Es kan in &#x017F;einem Buche<lb/>
eine gro&#x017F;&#x017F;e Unordnung herr&#x017F;chen; in &#x017F;einem<lb/>
Hau&#x017F;e aber alles wohl zu&#x017F;tehen. Es kan &#x017F;eine<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft geringe, und &#x017F;eine Klugheit und<lb/>
Redlichkeit groß &#x017F;eyn. Mit einem Worte,<lb/>
er kan bey den Schwachheiten, die ihn ver-<lb/>
hindern, in der gelehrten Welt mit Ehren fort-<lb/>
zukommen, alle Tugenden eines ehrlichen<lb/>
Mannes und guten Bu&#x0364;rgers be&#x017F;itzen, und al-<lb/>
ler Ehren werth &#x017F;eyn.</p><lb/>
        <note place="left">Der Brion-<lb/>
tes &#x017F;chadet<lb/>
der Ehre<lb/>
des Hn.</note>
        <p>Von dem Hn. Prof. Philippi in&#x017F;onderheit<lb/>
zu reden, &#x017F;o &#x017F;ehe ich nicht ab, wie &#x017F;eine Ehre<lb/>
durch die Spo&#x0364;ttereyen &#x017F;eines Gegners ge&#x017F;chma&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lert</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0356] (o) Wer nut ſonſt Verdienſte hat, die ihn der Hochachtung ſeiner Mit-Buͤrger wuͤrdig ma- chen, dem wird es wenig an dem Anſehen ſcha- den, zu welchem er durch ſeine gute Aufuͤhrung im gemeinen Leben gelanget iſt, wenn ihm et- wan eine Schrift nicht geraͤth, und andere Ge- lehrte ihm zeigen, daß er die Sache von welcher er geſchrieben, nicht recht verſtanden hat. Dieſes ſind Kleinigkeiten, an welche der ehrliche Nahme, und das Anſehen eines ehrlichen Man- nes nicht haͤnget. Man kan ſie ihm vorwerfen, und aufs aͤrgſte daruͤber ſpotten, ohne daß er ſich beſchweren koͤnne, man nehme ihm ſeine Ehre, ſo lange man ihm nur ſeine andern guten Eigenſchaften laͤſſet. Es kan einer ein ſchlech- ter Scribent, und doch dabey ein ehrlicher und dem gemeinen Weſen nuͤtzlicher Mann ſeyn. Es kan ſeine Schreib-Art unzierlich und ver- drießlich, hergegen ſein Umgang manierlich und angenehm ſeyn. Es kan in ſeinem Buche eine groſſe Unordnung herrſchen; in ſeinem Hauſe aber alles wohl zuſtehen. Es kan ſeine Wiſſenſchaft geringe, und ſeine Klugheit und Redlichkeit groß ſeyn. Mit einem Worte, er kan bey den Schwachheiten, die ihn ver- hindern, in der gelehrten Welt mit Ehren fort- zukommen, alle Tugenden eines ehrlichen Mannes und guten Buͤrgers beſitzen, und al- ler Ehren werth ſeyn. Von dem Hn. Prof. Philippi inſonderheit zu reden, ſo ſehe ich nicht ab, wie ſeine Ehre durch die Spoͤttereyen ſeines Gegners geſchmaͤ- lert

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/356
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/356>, abgerufen am 01.11.2024.