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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
eine alberne Schrift über die andere verwirren,
und der Jugend ein böses Exempel geben, mit
solchen Leuten muß man kein Mitleiden haben.
Ein verworrener Kopf, der mit dem grössesten
Trotz in der gelehrten Welt auftrit, und, mit ei-
ner unerträglichen Verwegenheit der gesunden
Vernunft, und dem guten Geschmack den Krieg
ankündiget, und dabey so stoltz und aufgeblasen
ist, daß er seine portenta und ungeheure Grillen
vor herrliche Einfälle, und alle Welt vor so
tumm hält, daß sie ihm auf sein Wort glauben
werde, er sey ein grosser Redner und Poete,
kan also nicht über Unrecht klagen, wenn man
Stand-Recht über ihn hält, ihn zum Tode
verurtheilet, und durch eine scharfe Satyre,
andern zum Abscheu, und zu Verhinderung
alles Unfugs, den er durch sein böses Exempel
anrichten könnte, aus dem Lande der Gelehr-
ten vertilget, und also die beleidigte Vernunft
rächet. Denn an einem solchen Menschen ist
alle Hofnung verlohren. Er bessert sich nicht,
wenn man ihm gleich seine Fehler noch so deut-
lich und glimpflich vorstellen wolte; weil er
sich einbildet, er sey vollkommen. Dieses ist
eine Schwachheit, die allen Rednern und Poe-
ten natürlicher weise anklebet. Ein jeder bil-
det sich ein, er sey der Beste, und diejenigen, die
es am wenigsten Ursache haben, sind in diesem
Fall am allerunerträglichsten. Will man
mir nicht glauben, so höre man, was Cicero
aus der Erfahrung sagt: Nemo nunquam,
spricht er Epist. ad Atticum Lib. XIV. Ep. 23.

neque

(o)
eine alberne Schrift uͤber die andere verwirren,
und der Jugend ein boͤſes Exempel geben, mit
ſolchen Leuten muß man kein Mitleiden haben.
Ein verworrener Kopf, der mit dem groͤſſeſten
Trotz in der gelehrten Welt auftrit, und, mit ei-
ner unertraͤglichen Verwegenheit der geſunden
Vernunft, und dem guten Geſchmack den Kꝛieg
ankuͤndiget, und dabey ſo ſtoltz und aufgeblaſen
iſt, daß er ſeine portenta und ungeheure Grillen
vor herrliche Einfaͤlle, und alle Welt vor ſo
tumm haͤlt, daß ſie ihm auf ſein Wort glauben
werde, er ſey ein groſſer Redner und Poete,
kan alſo nicht uͤber Unrecht klagen, wenn man
Stand-Recht uͤber ihn haͤlt, ihn zum Tode
verurtheilet, und durch eine ſcharfe Satyre,
andern zum Abſcheu, und zu Verhinderung
alles Unfugs, den er durch ſein boͤſes Exempel
anrichten koͤnnte, aus dem Lande der Gelehr-
ten vertilget, und alſo die beleidigte Vernunft
raͤchet. Denn an einem ſolchen Menſchen iſt
alle Hofnung verlohren. Er beſſert ſich nicht,
wenn man ihm gleich ſeine Fehler noch ſo deut-
lich und glimpflich vorſtellen wolte; weil er
ſich einbildet, er ſey vollkommen. Dieſes iſt
eine Schwachheit, die allen Rednern und Poe-
ten natuͤrlicher weiſe anklebet. Ein jeder bil-
det ſich ein, er ſey der Beſte, und diejenigen, die
es am wenigſten Urſache haben, ſind in dieſem
Fall am allerunertraͤglichſten. Will man
mir nicht glauben, ſo hoͤre man, was Cicero
aus der Erfahrung ſagt: Nemo nunquam,
ſpricht er Epiſt. ad Atticum Lib. XIV. Ep. 23.

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[271/0363] (o) eine alberne Schrift uͤber die andere verwirren, und der Jugend ein boͤſes Exempel geben, mit ſolchen Leuten muß man kein Mitleiden haben. Ein verworrener Kopf, der mit dem groͤſſeſten Trotz in der gelehrten Welt auftrit, und, mit ei- ner unertraͤglichen Verwegenheit der geſunden Vernunft, und dem guten Geſchmack den Kꝛieg ankuͤndiget, und dabey ſo ſtoltz und aufgeblaſen iſt, daß er ſeine portenta und ungeheure Grillen vor herrliche Einfaͤlle, und alle Welt vor ſo tumm haͤlt, daß ſie ihm auf ſein Wort glauben werde, er ſey ein groſſer Redner und Poete, kan alſo nicht uͤber Unrecht klagen, wenn man Stand-Recht uͤber ihn haͤlt, ihn zum Tode verurtheilet, und durch eine ſcharfe Satyre, andern zum Abſcheu, und zu Verhinderung alles Unfugs, den er durch ſein boͤſes Exempel anrichten koͤnnte, aus dem Lande der Gelehr- ten vertilget, und alſo die beleidigte Vernunft raͤchet. Denn an einem ſolchen Menſchen iſt alle Hofnung verlohren. Er beſſert ſich nicht, wenn man ihm gleich ſeine Fehler noch ſo deut- lich und glimpflich vorſtellen wolte; weil er ſich einbildet, er ſey vollkommen. Dieſes iſt eine Schwachheit, die allen Rednern und Poe- ten natuͤrlicher weiſe anklebet. Ein jeder bil- det ſich ein, er ſey der Beſte, und diejenigen, die es am wenigſten Urſache haben, ſind in dieſem Fall am allerunertraͤglichſten. Will man mir nicht glauben, ſo hoͤre man, was Cicero aus der Erfahrung ſagt: Nemo nunquam, ſpricht er Epiſt. ad Atticum Lib. XIV. Ep. 23. neque

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/363>, abgerufen am 31.10.2024.