[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.(o) einen blutigen Stich. Wenn es wahr,"spricht er, was gantz Leipzig sagt, daß der Hr." von Bockshorn sonst ein Magister und Ab-" warter des Predigt-Amts gewesen, so hätte" er billig kein Ueberläuffer werden sollen, in-" dem er da vielleicht schon manchen Thaler" mit Leichen-Predigten verdient haben würde." Weil er meynt, daß sein Gegner darüber" spottet, daß er die GOttes-Furcht ein Flämm-" lein aus göttlicher Flamme genennet, so sucht" er sich desfals zu rechtfertigen. Er gebe," spricht er, allen Lesern zu bedencken: 1) daß" er die Rede den 9 Septemb. 1727. (wie sein" Concept und Abschriften besagen) aufgese-" tzet, da die Königin den 5 vorher gestorben," folglich in der ersten Bewegung des Schmer-" tzens: 2) daß er sie lange vorher gehalten, ehe" er Professor geworden. Hierauf nimmt er" seine Zuflucht zum hohen Liede, in welchem" noch wohl zärtlichere Ausdrückungen vorkä-" men, und zu dem Hällischen Gesang-Buch, Er" erkläret, was er durch das Steigen und Fal-" len des göttlichen Liebes-Feuers haben wolle," und beweiset, daß er Bibel-mässig geredet." Denn GOtt habe ja einen hellen Schein in" unsere Hertzen gegeben, und die christliche Kir-" che singe: Das ewige Licht geht da herein." Endlich spricht er, er habe seine Rede in einer" Gesellschaft gehalten, da gottselige Hertzen" zugegen gewesen, nicht aber so raffinirte" Spötter, als der Hr. von Bockshorn. Er" habe auch mehr einen Geschicht-Schreiber" "als T 3
(o) einen blutigen Stich. Wenn es wahr,„ſpricht er, was gantz Leipzig ſagt, daß der Hr.„ von Bockshorn ſonſt ein Magiſter und Ab-„ warter des Predigt-Amts geweſen, ſo haͤtte„ er billig kein Ueberlaͤuffer werden ſollen, in-„ dem er da vielleicht ſchon manchen Thaler„ mit Leichen-Predigten verdient haben wuͤrde.„ Weil er meynt, daß ſein Gegner daruͤber„ ſpottet, daß er die GOttes-Furcht ein Flaͤmm-„ lein aus goͤttlicher Flamme genennet, ſo ſucht„ er ſich desfals zu rechtfertigen. Er gebe,„ ſpricht er, allen Leſern zu bedencken: 1) daß„ er die Rede den 9 Septemb. 1727. (wie ſein„ Concept und Abſchriften beſagen) aufgeſe-„ tzet, da die Koͤnigin den 5 vorher geſtorben,„ folglich in der erſten Bewegung des Schmer-„ tzens: 2) daß er ſie lange vorher gehalten, ehe„ er Profeſſor geworden. Hierauf nimmt er„ ſeine Zuflucht zum hohen Liede, in welchem„ noch wohl zaͤrtlichere Ausdruͤckungen vorkaͤ-„ men, und zu dem Haͤlliſchen Geſang-Buch, Er„ erklaͤret, was er durch das Steigen und Fal-„ len des goͤttlichen Liebes-Feuers haben wolle,„ und beweiſet, daß er Bibel-maͤſſig geredet.„ Denn GOtt habe ja einen hellen Schein in„ unſere Hertzen gegeben, und die chriſtliche Kir-„ che ſinge: Das ewige Licht geht da herein.„ Endlich ſpricht er, er habe ſeine Rede in einer„ Geſellſchaft gehalten, da gottſelige Hertzen„ zugegen geweſen, nicht aber ſo raffinirte„ Spoͤtter, als der Hr. von Bockshorn. Er„ habe auch mehr einen Geſchicht-Schreiber„ „als T 3
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(o)
einen blutigen Stich. Wenn es wahr,„
ſpricht er, was gantz Leipzig ſagt, daß der Hr.„
von Bockshorn ſonſt ein Magiſter und Ab-„
warter des Predigt-Amts geweſen, ſo haͤtte„
er billig kein Ueberlaͤuffer werden ſollen, in-„
dem er da vielleicht ſchon manchen Thaler„
mit Leichen-Predigten verdient haben wuͤrde.„
Weil er meynt, daß ſein Gegner daruͤber„
ſpottet, daß er die GOttes-Furcht ein Flaͤmm-„
lein aus goͤttlicher Flamme genennet, ſo ſucht„
er ſich desfals zu rechtfertigen. Er gebe,„
ſpricht er, allen Leſern zu bedencken: 1) daß„
er die Rede den 9 Septemb. 1727. (wie ſein„
Concept und Abſchriften beſagen) aufgeſe-„
tzet, da die Koͤnigin den 5 vorher geſtorben,„
folglich in der erſten Bewegung des Schmer-„
tzens: 2) daß er ſie lange vorher gehalten, ehe„
er Profeſſor geworden. Hierauf nimmt er„
ſeine Zuflucht zum hohen Liede, in welchem„
noch wohl zaͤrtlichere Ausdruͤckungen vorkaͤ-„
men, und zu dem Haͤlliſchen Geſang-Buch, Er„
erklaͤret, was er durch das Steigen und Fal-„
len des goͤttlichen Liebes-Feuers haben wolle,„
und beweiſet, daß er Bibel-maͤſſig geredet.„
Denn GOtt habe ja einen hellen Schein in„
unſere Hertzen gegeben, und die chriſtliche Kir-„
che ſinge: Das ewige Licht geht da herein.„
Endlich ſpricht er, er habe ſeine Rede in einer„
Geſellſchaft gehalten, da gottſelige Hertzen„
zugegen geweſen, nicht aber ſo raffinirte„
Spoͤtter, als der Hr. von Bockshorn. Er„
habe auch mehr einen Geſchicht-Schreiber„
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