"auszudrücken, sey kein Eigen-Lob. 5) Sonst "müsten alle diejenigen, die vor ihren Büchern "setzen: Gründliche Erleuterung, oder ver- "nünftige Gedancken, sich selbst loben. 6) Er "sey einmal Professor der Wohlredenheit, und "sein Amt verbinde ihm solches zu sagen. "Doch habe er, setzt er hinzu, von dem Titel "seiner sieben neuen Versuche die Worte: na- "türlich, männlich und heroisch weg gelassen, "damit der Hr. von Stolperleicht sich nicht "daran stossen, oder die Madame Richtgern "darüber fallen möge.
"Den Anfang des Briontes parodirt er "gar scharfsinnig und höflich folgender Ge- "stalt: Pereatder Nieder-Sächsische "Pasquillant! tief! Doch bald darauf "thut er gantz demüthig, und spricht §. 11. Er "habe seine erste Rede schon A. 1727. also vier "Jahre vorher, ehe er Professor worden, ge- "halten. Gesetzt nun, er habe damalen noch "nicht so eine Erfahrung in der Rede-Kunst "gehabt, als zu einem Professor gehöret, so ha- "be er ja wohl in den vier Jahren, ehe er es ge- "worden, zunehmen können. Er bekennet "aufrichtig, daß er die Rede-Kunst damals "nur als ein Neben-Werck getrieben, und ge- "lobet heilig an, er wolle sich bessern, und diesel- "be hinfort sein Haupt-Werck seyn lassen.
"Er kan nicht leiden, daß der Verfasser des "Briontes seine Gedächtniß-Rede auf die Kö- "nigin von Pohlen eine Leichen-Predigt nen- "net, und giebt demselben bey der Gelegenheit
"einen
(o)
„auszudruͤcken, ſey kein Eigen-Lob. 5) Sonſt „muͤſten alle diejenigen, die vor ihren Buͤchern „ſetzen: Gruͤndliche Erleuterung, oder ver- „nuͤnftige Gedancken, ſich ſelbſt loben. 6) Er „ſey einmal Profeſſor der Wohlredenheit, und „ſein Amt verbinde ihm ſolches zu ſagen. „Doch habe er, ſetzt er hinzu, von dem Titel „ſeiner ſieben neuen Verſuche die Worte: na- „tuͤrlich, maͤnnlich und heroiſch weg gelaſſen, „damit der Hr. von Stolperleicht ſich nicht „daran ſtoſſen, oder die Madame Richtgern „daruͤber fallen moͤge.
„Den Anfang des Briontes parodirt er „gar ſcharfſinnig und hoͤflich folgender Ge- „ſtalt: Pereatder Nieder-Saͤchſiſche „Pasquillant! tief! Doch bald darauf „thut er gantz demuͤthig, und ſpricht §. 11. Er „habe ſeine erſte Rede ſchon A. 1727. alſo vier „Jahre vorher, ehe er Profeſſor worden, ge- „halten. Geſetzt nun, er habe damalen noch „nicht ſo eine Erfahrung in der Rede-Kunſt „gehabt, als zu einem Profeſſor gehoͤret, ſo ha- „be er ja wohl in den vier Jahren, ehe er es ge- „worden, zunehmen koͤnnen. Er bekennet „aufrichtig, daß er die Rede-Kunſt damals „nur als ein Neben-Werck getrieben, und ge- „lobet heilig an, er wolle ſich beſſern, und dieſel- „be hinfort ſein Haupt-Werck ſeyn laſſen.
„Er kan nicht leiden, daß der Verfaſſer des „Briontes ſeine Gedaͤchtniß-Rede auf die Koͤ- „nigin von Pohlen eine Leichen-Predigt nen- „net, und giebt demſelben bey der Gelegenheit
„einen
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„auszudruͤcken, ſey kein Eigen-Lob. 5) Sonſt
„muͤſten alle diejenigen, die vor ihren Buͤchern
„ſetzen: Gruͤndliche Erleuterung, oder ver-
„nuͤnftige Gedancken, ſich ſelbſt loben. 6) Er
„ſey einmal Profeſſor der Wohlredenheit, und
„ſein Amt verbinde ihm ſolches zu ſagen.
„Doch habe er, ſetzt er hinzu, von dem Titel
„ſeiner ſieben neuen Verſuche die Worte: na-
„tuͤrlich, maͤnnlich und heroiſch weg gelaſſen,
„damit der Hr. von Stolperleicht ſich nicht
„daran ſtoſſen, oder die Madame Richtgern
„daruͤber fallen moͤge.
„Den Anfang des Briontes parodirt er
„gar ſcharfſinnig und hoͤflich folgender Ge-
„ſtalt: Pereat der Nieder-Saͤchſiſche
„Pasquillant! tief! Doch bald darauf
„thut er gantz demuͤthig, und ſpricht §. 11. Er
„habe ſeine erſte Rede ſchon A. 1727. alſo vier
„Jahre vorher, ehe er Profeſſor worden, ge-
„halten. Geſetzt nun, er habe damalen noch
„nicht ſo eine Erfahrung in der Rede-Kunſt
„gehabt, als zu einem Profeſſor gehoͤret, ſo ha-
„be er ja wohl in den vier Jahren, ehe er es ge-
„worden, zunehmen koͤnnen. Er bekennet
„aufrichtig, daß er die Rede-Kunſt damals
„nur als ein Neben-Werck getrieben, und ge-
„lobet heilig an, er wolle ſich beſſern, und dieſel-
„be hinfort ſein Haupt-Werck ſeyn laſſen.
„Er kan nicht leiden, daß der Verfaſſer des
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„nigin von Pohlen eine Leichen-Predigt nen-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/384>, abgerufen am 21.11.2024.
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