dieses grimmigen Seufzers ist so beschafen, daß der Hr. Prof. Philippi ein gantz anderer Mann seyn müste, als er ist, wenn er sich des- selben bedienet. Er ist ein guter Christ, und weiß, daß man auch denen, die uns fluchen, ge- schweige einem Menschen, der uns seegnet, nicht fluchen müsse. Wie kan er dann pereat sa- gen? Er weiß, daß es unrecht ist, und hat so viele Proben seiner Gottesfurcht gegeben, daß man nicht Ursache hat, von ihm zu glauben, er sey so rachgierig, daß er darüber der nöthig- sten Pflichten eines guten Christen vergesse, von denen er so wohl unterrichtet ist.
Das Wort: Nieder-Sächsisch kan gleichfals nicht von dem Hn. Prof. Philippi seyn. Er weiß gar zu wohl, daß der Sa- tans-Engel, der ihn mit Fäusten schlägt, nicht in Nieder-Sachsen ist. Man mercke daher die List dieses Menschen, der durch das Wort: Nieder Sächsisch den Hn. Prof. Philippi in die weite Welt schicken will, um in entfern- ten Ländern seinen Verfolger zu suchen, der ihm doch gantz nahe ist, und den der Herr Prof. vielleicht vor seinen Freund hält.
Noch weniger aber ist zu glauben, daß der Herr Prof. Philippi seinen Feind vor einen Pasquillanten halte. Ein solches Schelt- Wort schickt sich nicht in dem Munde eines grossen Rechts-Gelehrten, der die Halß-Ge- richts-Ordnung gelesen, und vielleicht an- dern schon oft erkläret hat, was libellus famo- sus sey. Die Einfältigen meinen, daß eine Spott,
Schrift,
U
(o)
dieſes grimmigen Seufzers iſt ſo beſchafen, daß der Hr. Prof. Philippi ein gantz anderer Mann ſeyn muͤſte, als er iſt, wenn er ſich deſ- ſelben bedienet. Er iſt ein guter Chriſt, und weiß, daß man auch denen, die uns fluchen, ge- ſchweige einem Menſchen, der uns ſeegnet, nicht fluchen muͤſſe. Wie kan er dann pereat ſa- gen? Er weiß, daß es unrecht iſt, und hat ſo viele Proben ſeiner Gottesfurcht gegeben, daß man nicht Urſache hat, von ihm zu glauben, er ſey ſo rachgierig, daß er daruͤber der noͤthig- ſten Pflichten eines guten Chriſten vergeſſe, von denen er ſo wohl unterrichtet iſt.
Das Wort: Nieder-Saͤchſiſch kan gleichfals nicht von dem Hn. Prof. Philippi ſeyn. Er weiß gar zu wohl, daß der Sa- tans-Engel, der ihn mit Faͤuſten ſchlaͤgt, nicht in Nieder-Sachſen iſt. Man mercke daher die Liſt dieſes Menſchen, der durch das Wort: Nieder Saͤchſiſch den Hn. Prof. Philippi in die weite Welt ſchicken will, um in entfern- ten Laͤndern ſeinen Verfolger zu ſuchen, der ihm doch gantz nahe iſt, und den der Herr Prof. vielleicht vor ſeinen Freund haͤlt.
Noch weniger aber iſt zu glauben, daß der Herr Prof. Philippi ſeinen Feind vor einen Pasquillanten halte. Ein ſolches Schelt- Wort ſchickt ſich nicht in dem Munde eines groſſen Rechts-Gelehrten, der die Halß-Ge- richts-Ordnung geleſen, und vielleicht an- dern ſchon oft erklaͤret hat, was libellus famo- ſus ſey. Die Einfaͤltigen meinen, daß eine Spott,
Schrift,
U
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0397"n="303[305]"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
dieſes grimmigen Seufzers iſt ſo beſchafen,<lb/>
daß der Hr. Prof. Philippi ein gantz anderer<lb/>
Mann ſeyn muͤſte, als er iſt, wenn er ſich deſ-<lb/>ſelben bedienet. Er iſt ein guter Chriſt, und<lb/>
weiß, daß man auch denen, die uns fluchen, ge-<lb/>ſchweige einem Menſchen, der uns ſeegnet, nicht<lb/>
fluchen muͤſſe. Wie kan er dann <hirendition="#aq">pereat</hi>ſa-<lb/>
gen? Er weiß, daß es unrecht iſt, und hat ſo<lb/>
viele Proben ſeiner Gottesfurcht gegeben, daß<lb/>
man nicht Urſache hat, von ihm zu glauben,<lb/>
er ſey ſo rachgierig, daß er daruͤber der noͤthig-<lb/>ſten Pflichten eines guten Chriſten vergeſſe, von<lb/>
denen er ſo wohl unterrichtet iſt.</p><lb/><p>Das Wort: <hirendition="#fr">Nieder-Saͤchſiſch</hi> kan<lb/>
gleichfals nicht von dem Hn. Prof. Philippi<lb/>ſeyn. Er weiß gar zu wohl, daß der Sa-<lb/>
tans-Engel, der ihn mit Faͤuſten ſchlaͤgt, nicht<lb/>
in Nieder-Sachſen iſt. Man mercke daher die<lb/>
Liſt dieſes Menſchen, der durch das Wort:<lb/><hirendition="#fr">Nieder Saͤchſiſch</hi> den Hn. Prof. Philippi<lb/>
in die weite Welt ſchicken will, um in entfern-<lb/>
ten Laͤndern ſeinen Verfolger zu ſuchen, der ihm<lb/>
doch gantz nahe iſt, und den der Herr Prof.<lb/>
vielleicht vor ſeinen Freund haͤlt.</p><lb/><p>Noch weniger aber iſt zu glauben, daß der<lb/>
Herr Prof. Philippi ſeinen Feind vor einen<lb/><hirendition="#fr">Pasquillanten</hi> halte. Ein ſolches Schelt-<lb/>
Wort ſchickt ſich nicht in dem Munde eines<lb/>
groſſen Rechts-Gelehrten, der die <hirendition="#fr">Halß-Ge-<lb/>
richts-Ordnung</hi> geleſen, und vielleicht an-<lb/>
dern ſchon oft erklaͤret hat, was <hirendition="#aq">libellus famo-<lb/>ſus</hi>ſey. Die Einfaͤltigen meinen, daß eine Spott,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">U</fw><fwplace="bottom"type="catch">Schrift,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[303[305]/0397]
(o)
dieſes grimmigen Seufzers iſt ſo beſchafen,
daß der Hr. Prof. Philippi ein gantz anderer
Mann ſeyn muͤſte, als er iſt, wenn er ſich deſ-
ſelben bedienet. Er iſt ein guter Chriſt, und
weiß, daß man auch denen, die uns fluchen, ge-
ſchweige einem Menſchen, der uns ſeegnet, nicht
fluchen muͤſſe. Wie kan er dann pereat ſa-
gen? Er weiß, daß es unrecht iſt, und hat ſo
viele Proben ſeiner Gottesfurcht gegeben, daß
man nicht Urſache hat, von ihm zu glauben,
er ſey ſo rachgierig, daß er daruͤber der noͤthig-
ſten Pflichten eines guten Chriſten vergeſſe, von
denen er ſo wohl unterrichtet iſt.
Das Wort: Nieder-Saͤchſiſch kan
gleichfals nicht von dem Hn. Prof. Philippi
ſeyn. Er weiß gar zu wohl, daß der Sa-
tans-Engel, der ihn mit Faͤuſten ſchlaͤgt, nicht
in Nieder-Sachſen iſt. Man mercke daher die
Liſt dieſes Menſchen, der durch das Wort:
Nieder Saͤchſiſch den Hn. Prof. Philippi
in die weite Welt ſchicken will, um in entfern-
ten Laͤndern ſeinen Verfolger zu ſuchen, der ihm
doch gantz nahe iſt, und den der Herr Prof.
vielleicht vor ſeinen Freund haͤlt.
Noch weniger aber iſt zu glauben, daß der
Herr Prof. Philippi ſeinen Feind vor einen
Pasquillanten halte. Ein ſolches Schelt-
Wort ſchickt ſich nicht in dem Munde eines
groſſen Rechts-Gelehrten, der die Halß-Ge-
richts-Ordnung geleſen, und vielleicht an-
dern ſchon oft erklaͤret hat, was libellus famo-
ſus ſey. Die Einfaͤltigen meinen, daß eine Spott,
Schrift,
U
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 303[305]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/397>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.