den Herrn Professor Philippi vor den wah- ren Urheber der Anmerckungen über das Fündel-Kind halten, Anlaß, wenn sie die Verse lesen, den Herrn Professor Phi- lippi den andern Eumolpus zu nennen, und bey sich selbst zu dencken: consumta fri- gidissima urbanitate, rediit ad carmina sua. Petronius p. m. 137.
Ja was ist nicht vor ein Abgrund von Bosheit in derjenigen Stelle verborgen, da sie den Herrn Professor Philippi sagen las- sen: Es gehe ihm so, als allen grossen" Geistern. Leibnitz und Thomasius hätten" eben ihre Anfechtungen gehabt." Wie" prahlhaft klinget dieses nicht? Jst es glaub- lich, daß der Herr Professor Philippi die Dreistigkeit würde gehabt haben, sich mit so grossen Geistern zu vergleichen, oder daß er sich selbst so wenig kenne, daß er zwischen der Operation, die der Verfasser des Brion- tes an ihm verrichtet hat, und dem, was einige Elende wider den Herrn von Leibnitz und den seel. Thomasius vorgenommen haben, eine Aehnlichkeit finden solte? Eine so hoch- müthige Einbildung könnte vielleicht seinen Jammer auf einige Minuten lindern, aber in der That würde sie ihm doch noch mehr Verdruß zuwege bringen, und dem kleinen Faustulus beym Ausonius vollkommen ähnlich machen, der, wie er das Unglück hatte, von einer Ameise, die er ritte, abge-
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den Herrn Profeſſor Philippi vor den wah- ren Urheber der Anmerckungen uͤber das Fuͤndel-Kind halten, Anlaß, wenn ſie die Verſe leſen, den Herrn Profeſſor Phi- lippi den andern Eumolpus zu nennen, und bey ſich ſelbſt zu dencken: conſumta fri- gidiſſima urbanitate, rediit ad carmina ſua. Petronius p. m. 137.
Ja was iſt nicht vor ein Abgrund von Bosheit in derjenigen Stelle verborgen, da ſie den Herrn Profeſſor Philippi ſagen laſ- ſen: Es gehe ihm ſo, als allen groſſen“ Geiſtern. Leibnitz und Thomaſius haͤtten„ eben ihre Anfechtungen gehabt.“ Wie„ prahlhaft klinget dieſes nicht? Jſt es glaub- lich, daß der Herr Profeſſor Philippi die Dreiſtigkeit wuͤrde gehabt haben, ſich mit ſo groſſen Geiſtern zu vergleichen, oder daß er ſich ſelbſt ſo wenig kenne, daß er zwiſchen der Operation, die der Verfaſſer des Brion- tes an ihm verrichtet hat, und dem, was einige Elende wider den Herrn von Leibnitz und den ſeel. Thomaſius vorgenommen haben, eine Aehnlichkeit finden ſolte? Eine ſo hoch- muͤthige Einbildung koͤnnte vielleicht ſeinen Jammer auf einige Minuten lindern, aber in der That wuͤrde ſie ihm doch noch mehr Verdruß zuwege bringen, und dem kleinen Fauſtulus beym Auſonius vollkommen aͤhnlich machen, der, wie er das Ungluͤck hatte, von einer Ameiſe, die er ritte, abge-
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(o)
den Herrn Profeſſor Philippi vor den wah-
ren Urheber der Anmerckungen uͤber das
Fuͤndel-Kind halten, Anlaß, wenn ſie
die Verſe leſen, den Herrn Profeſſor Phi-
lippi den andern Eumolpus zu nennen,
und bey ſich ſelbſt zu dencken: conſumta fri-
gidiſſima urbanitate, rediit ad carmina ſua.
Petronius p. m. 137.
Ja was iſt nicht vor ein Abgrund von
Bosheit in derjenigen Stelle verborgen, da
ſie den Herrn Profeſſor Philippi ſagen laſ-
ſen: Es gehe ihm ſo, als allen groſſen“
Geiſtern. Leibnitz und Thomaſius haͤtten„
eben ihre Anfechtungen gehabt.“ Wie„
prahlhaft klinget dieſes nicht? Jſt es glaub-
lich, daß der Herr Profeſſor Philippi die
Dreiſtigkeit wuͤrde gehabt haben, ſich mit
ſo groſſen Geiſtern zu vergleichen, oder daß
er ſich ſelbſt ſo wenig kenne, daß er zwiſchen
der Operation, die der Verfaſſer des Brion-
tes an ihm verrichtet hat, und dem, was einige
Elende wider den Herrn von Leibnitz und
den ſeel. Thomaſius vorgenommen haben, eine
Aehnlichkeit finden ſolte? Eine ſo hoch-
muͤthige Einbildung koͤnnte vielleicht ſeinen
Jammer auf einige Minuten lindern, aber
in der That wuͤrde ſie ihm doch noch mehr
Verdruß zuwege bringen, und dem kleinen
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/419>, abgerufen am 22.11.2024.
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