Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
Geschmack unserer Gesellschaft verfertigten, Schrif-
ten, gegangen, und niemahls zum Vorschein gekom-
men seyn, wenn nicht unser lieber Bruder, der von
Boxhorn, den Lohn von GOTT genommen
hätte, desselben in der auf dich gehaltenen Lob-Re-
de,
zu erwehnen, und also, zugleich mit deinen
sechs deutschen Reden, aus dem Staube hervor
zu ziehen.

Jch bin versichert, werther Philippi, du siehest al-
le diese Wahrheiten tiefer ein, als ich, und weist besser,
als ich es dir sagen kan, wie nöthig Geistern unserer
Art diejenige Kühnheit ist, die du vor gefährlich hältst.
Jndessen erkennen wir aus deiner so liebreichen Be-
sorgniß, die Grösse deiner zu uns tragenden Liebe, von
welcher du uns auch mitten in deinem Zorn so
deutliche Proben giebest. Wir sind dir davor unend-
lich verbunden, und preisen die Gnade unsers Schutz-
Gottes des grossen Pans, daß es ihm gefallen, dei-
nen, ohne unser Verschulden, wider uns entbrannten
Grimm durch eine Entzückung zu brechen, und dir
in einem Gesichte unsere Gesetze sehen zu lassen, aus
welchen eine so genaue Aehnlichkeit zwischen dei-
nem
und unserm Geiste hervorleuchtet, daß, wo-
fern du nicht von Stein bist, dein Hertz dadurch
nothwendig gerühret, und wieder zu uns gewandt
werden muß.

Vergönne uns, grosser Philippi, daß wir uns
mit dieser angenehmen Hofnung schmeicheln. O wie
vortheilhaft wird deine Gewogenheit und Freundschaft
unserer Gesellschaft seyn? Was wird es ihr nicht vor
Ehre bringen, daß unter uns ein Propher aufgestan-
den? Und wie werden sich unsere Feinde ärgern, wann

sie

(o)
Geſchmack unſerer Geſellſchaft verfertigten, Schrif-
ten, gegangen, und niemahls zum Vorſchein gekom-
men ſeyn, wenn nicht unſer lieber Bruder, der von
Boxhorn, den Lohn von GOTT genommen
haͤtte, deſſelben in der auf dich gehaltenen Lob-Re-
de,
zu erwehnen, und alſo, zugleich mit deinen
ſechs deutſchen Reden, aus dem Staube hervor
zu ziehen.

Jch bin verſichert, werther Philippi, du ſieheſt al-
le dieſe Wahrheiten tiefer ein, als ich, und weiſt beſſer,
als ich es dir ſagen kan, wie noͤthig Geiſtern unſerer
Art diejenige Kuͤhnheit iſt, die du vor gefaͤhrlich haͤltſt.
Jndeſſen erkennen wir aus deiner ſo liebreichen Be-
ſorgniß, die Groͤſſe deiner zu uns tragenden Liebe, von
welcher du uns auch mitten in deinem Zorn ſo
deutliche Proben giebeſt. Wir ſind dir davor unend-
lich verbunden, und preiſen die Gnade unſers Schutz-
Gottes des groſſen Pans, daß es ihm gefallen, dei-
nen, ohne unſer Verſchulden, wider uns entbrannten
Grimm durch eine Entzuͤckung zu brechen, und dir
in einem Geſichte unſere Geſetze ſehen zu laſſen, aus
welchen eine ſo genaue Aehnlichkeit zwiſchen dei-
nem
und unſerm Geiſte hervorleuchtet, daß, wo-
fern du nicht von Stein biſt, dein Hertz dadurch
nothwendig geruͤhret, und wieder zu uns gewandt
werden muß.

Vergoͤnne uns, groſſer Philippi, daß wir uns
mit dieſer angenehmen Hofnung ſchmeicheln. O wie
vortheilhaft wird deine Gewogenheit uñ Fꝛeundſchaft
unſerer Geſellſchaft ſeyn? Was wird es ihr nicht vor
Ehre bringen, daß unter uns ein Propher aufgeſtan-
den? Und wie werden ſich unſere Feinde aͤrgern, wann

ſie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0478" n="386"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
Ge&#x017F;chmack un&#x017F;erer Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft verfertigten, Schrif-<lb/>
ten, gegangen, und niemahls zum Vor&#x017F;chein gekom-<lb/>
men &#x017F;eyn, wenn nicht un&#x017F;er lieber Bruder, der von<lb/>
Boxhorn, <hi rendition="#fr">den Lohn von GOTT</hi> genommen<lb/>
ha&#x0364;tte, de&#x017F;&#x017F;elben in der auf dich gehaltenen <hi rendition="#fr">Lob-Re-<lb/>
de,</hi> zu erwehnen, und al&#x017F;o, zugleich mit deinen<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;echs deut&#x017F;chen Reden,</hi> aus dem Staube hervor<lb/>
zu ziehen.</p><lb/>
            <p>Jch bin ver&#x017F;ichert, werther Philippi, du &#x017F;iehe&#x017F;t al-<lb/>
le die&#x017F;e Wahrheiten tiefer ein, als ich, und wei&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
als ich es dir &#x017F;agen kan, wie no&#x0364;thig Gei&#x017F;tern un&#x017F;erer<lb/>
Art diejenige Ku&#x0364;hnheit i&#x017F;t, die du vor gefa&#x0364;hrlich ha&#x0364;lt&#x017F;t.<lb/>
Jnde&#x017F;&#x017F;en erkennen wir aus deiner &#x017F;o liebreichen Be-<lb/>
&#x017F;orgniß, die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e deiner zu uns tragenden Liebe, von<lb/>
welcher du uns auch <hi rendition="#fr">mitten in deinem Zorn</hi> &#x017F;o<lb/>
deutliche Proben giebe&#x017F;t. Wir &#x017F;ind dir davor unend-<lb/>
lich verbunden, und prei&#x017F;en die Gnade un&#x017F;ers Schutz-<lb/>
Gottes <hi rendition="#fr">des gro&#x017F;&#x017F;en Pans,</hi> daß es ihm gefallen, dei-<lb/>
nen, ohne un&#x017F;er Ver&#x017F;chulden, wider uns entbrannten<lb/>
Grimm durch eine <hi rendition="#fr">Entzu&#x0364;ckung</hi> zu brechen, und dir<lb/>
in einem <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;ichte</hi> un&#x017F;ere Ge&#x017F;etze &#x017F;ehen zu la&#x017F;&#x017F;en, aus<lb/>
welchen eine &#x017F;o genaue <hi rendition="#fr">Aehnlichkeit</hi> zwi&#x017F;chen <hi rendition="#fr">dei-<lb/>
nem</hi> und <hi rendition="#fr">un&#x017F;erm Gei&#x017F;te</hi> hervorleuchtet, daß, wo-<lb/>
fern du nicht von Stein bi&#x017F;t, dein Hertz dadurch<lb/>
nothwendig geru&#x0364;hret, und wieder zu uns gewandt<lb/>
werden muß.</p><lb/>
            <p>Vergo&#x0364;nne uns, gro&#x017F;&#x017F;er Philippi, daß wir uns<lb/>
mit die&#x017F;er angenehmen Hofnung &#x017F;chmeicheln. O wie<lb/>
vortheilhaft wird deine Gewogenheit uñ F&#xA75B;eund&#x017F;chaft<lb/>
un&#x017F;erer Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft &#x017F;eyn? Was wird es ihr nicht vor<lb/>
Ehre bringen, daß unter uns ein <hi rendition="#fr">Propher</hi> aufge&#x017F;tan-<lb/>
den? Und wie werden &#x017F;ich un&#x017F;ere Feinde a&#x0364;rgern, wann<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[386/0478] (o) Geſchmack unſerer Geſellſchaft verfertigten, Schrif- ten, gegangen, und niemahls zum Vorſchein gekom- men ſeyn, wenn nicht unſer lieber Bruder, der von Boxhorn, den Lohn von GOTT genommen haͤtte, deſſelben in der auf dich gehaltenen Lob-Re- de, zu erwehnen, und alſo, zugleich mit deinen ſechs deutſchen Reden, aus dem Staube hervor zu ziehen. Jch bin verſichert, werther Philippi, du ſieheſt al- le dieſe Wahrheiten tiefer ein, als ich, und weiſt beſſer, als ich es dir ſagen kan, wie noͤthig Geiſtern unſerer Art diejenige Kuͤhnheit iſt, die du vor gefaͤhrlich haͤltſt. Jndeſſen erkennen wir aus deiner ſo liebreichen Be- ſorgniß, die Groͤſſe deiner zu uns tragenden Liebe, von welcher du uns auch mitten in deinem Zorn ſo deutliche Proben giebeſt. Wir ſind dir davor unend- lich verbunden, und preiſen die Gnade unſers Schutz- Gottes des groſſen Pans, daß es ihm gefallen, dei- nen, ohne unſer Verſchulden, wider uns entbrannten Grimm durch eine Entzuͤckung zu brechen, und dir in einem Geſichte unſere Geſetze ſehen zu laſſen, aus welchen eine ſo genaue Aehnlichkeit zwiſchen dei- nem und unſerm Geiſte hervorleuchtet, daß, wo- fern du nicht von Stein biſt, dein Hertz dadurch nothwendig geruͤhret, und wieder zu uns gewandt werden muß. Vergoͤnne uns, groſſer Philippi, daß wir uns mit dieſer angenehmen Hofnung ſchmeicheln. O wie vortheilhaft wird deine Gewogenheit uñ Fꝛeundſchaft unſerer Geſellſchaft ſeyn? Was wird es ihr nicht vor Ehre bringen, daß unter uns ein Propher aufgeſtan- den? Und wie werden ſich unſere Feinde aͤrgern, wann ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/478
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/478>, abgerufen am 16.07.2024.