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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
sie unsere Gesellschaft unter dem Schirm eines Haup-
tes von so ausserordentlichen Verdiensten blü-
hen, und an Ruhm und Ansehen wachsen sehen? Alle
ihre Bemühung, uns zu schaden, wird ins künftige
vergebens seyn. Wollen sie ofenbahre Gewalt ge-
brauchen, so wird es ihnen gehen, wie den Riesen, die
den Himmel stürmten, und auch der grimmigste An-
grif ihnen nichts, als die traurige Ehre, von dem
Strahl der heroischen Beredsamkeit unsers Ju-
piters
zerschmettert zu werden, zu wege bringen.
Wollen sie uns durch List stürtzen, so wird deine
Vorsicht, und Weißheit ihre geheimesten Anschlä-
ge zu nichte machen. Du wirst ihnen, nach der Gabe,
die dir gegeben ist, in das innerste ihrer Hertzen sehen,
und vorher wissen, was sie dencken, und nicht den-
cken. Denn was ist dir wohl, O du Seher! verbor-
gen? Du siehest vorher, was künftig geschehen wird,
und weist was in dem Rath der Götter beschlos-
sen ist.

Was bißher kein Mensch gewust, ja was nicht
einmahl den Engeln im Himmel bekannt ge-
wesen, das ist dir ofenbahret. Du weist, grosser
Prophet
wann der jüngste Tag kommen wird.
Du hast uns vor nicht langer Zeit verkündiget:
Daß die Welt 6000. Jahr biß zum Untergan-"
ge Babels, und des grossen Antichrists, eines"
atheistischen Königes, so viertehalb Jahr"
vor dem Einbruch des Welt-Gerichts tyrannisi-"
ren wird, stehen werde: daß die Tage, durch ei-"
ne sonderbare Veränderung, so an der Sonne"
noch geschehen wird, verkürtzet werden sollen,"

und"
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(o)
ſie unſere Geſellſchaft unter dem Schirm eines Haup-
tes von ſo auſſerordentlichen Verdienſten bluͤ-
hen, und an Ruhm und Anſehen wachſen ſehen? Alle
ihre Bemuͤhung, uns zu ſchaden, wird ins kuͤnftige
vergebens ſeyn. Wollen ſie ofenbahre Gewalt ge-
brauchen, ſo wird es ihnen gehen, wie den Rieſen, die
den Himmel ſtuͤrmten, und auch der grimmigſte An-
grif ihnen nichts, als die traurige Ehre, von dem
Strahl der heroiſchen Beredſamkeit unſers Ju-
piters
zerſchmettert zu werden, zu wege bringen.
Wollen ſie uns durch Liſt ſtuͤrtzen, ſo wird deine
Vorſicht, und Weißheit ihre geheimeſten Anſchlaͤ-
ge zu nichte machen. Du wirſt ihnen, nach der Gabe,
die dir gegeben iſt, in das innerſte ihrer Hertzen ſehen,
und vorher wiſſen, was ſie dencken, und nicht den-
cken. Denn was iſt dir wohl, O du Seher! verbor-
gen? Du ſieheſt vorher, was kuͤnftig geſchehen wird,
und weiſt was in dem Rath der Goͤtter beſchloſ-
ſen iſt.

Was bißher kein Menſch gewuſt, ja was nicht
einmahl den Engeln im Himmel bekannt ge-
weſen, das iſt dir ofenbahret. Du weiſt, groſſer
Prophet
wann der juͤngſte Tag kommen wird.
Du haſt uns vor nicht langer Zeit verkuͤndiget:
Daß die Welt 6000. Jahr biß zum Untergan-„
ge Babels, und des groſſen Antichriſts, eines„
atheiſtiſchen Koͤniges, ſo viertehalb Jahr„
vor dem Einbruch des Welt-Gerichts tyranniſi-„
ren wird, ſtehen werde: daß die Tage, durch ei-„
ne ſonderbare Veraͤnderung, ſo an der Sonne„
noch geſchehen wird, verkuͤrtzet werden ſollen,„

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[387/0479] (o) ſie unſere Geſellſchaft unter dem Schirm eines Haup- tes von ſo auſſerordentlichen Verdienſten bluͤ- hen, und an Ruhm und Anſehen wachſen ſehen? Alle ihre Bemuͤhung, uns zu ſchaden, wird ins kuͤnftige vergebens ſeyn. Wollen ſie ofenbahre Gewalt ge- brauchen, ſo wird es ihnen gehen, wie den Rieſen, die den Himmel ſtuͤrmten, und auch der grimmigſte An- grif ihnen nichts, als die traurige Ehre, von dem Strahl der heroiſchen Beredſamkeit unſers Ju- piters zerſchmettert zu werden, zu wege bringen. Wollen ſie uns durch Liſt ſtuͤrtzen, ſo wird deine Vorſicht, und Weißheit ihre geheimeſten Anſchlaͤ- ge zu nichte machen. Du wirſt ihnen, nach der Gabe, die dir gegeben iſt, in das innerſte ihrer Hertzen ſehen, und vorher wiſſen, was ſie dencken, und nicht den- cken. Denn was iſt dir wohl, O du Seher! verbor- gen? Du ſieheſt vorher, was kuͤnftig geſchehen wird, und weiſt was in dem Rath der Goͤtter beſchloſ- ſen iſt. Was bißher kein Menſch gewuſt, ja was nicht einmahl den Engeln im Himmel bekannt ge- weſen, das iſt dir ofenbahret. Du weiſt, groſſer Prophet wann der juͤngſte Tag kommen wird. Du haſt uns vor nicht langer Zeit verkuͤndiget: Daß die Welt 6000. Jahr biß zum Untergan-„ ge Babels, und des groſſen Antichriſts, eines„ atheiſtiſchen Koͤniges, ſo viertehalb Jahr„ vor dem Einbruch des Welt-Gerichts tyranniſi-„ ren wird, ſtehen werde: daß die Tage, durch ei-„ ne ſonderbare Veraͤnderung, ſo an der Sonne„ noch geſchehen wird, verkuͤrtzet werden ſollen,„ und„ B 2

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/479>, abgerufen am 22.11.2024.