wenn es das Glück nicht so sonderbar gefüget hätte, daß er eben jetzo abwesend, nicht Gefahr laufen, an die- sem frohen Tage zwey der würdigsten Glieder unse- rer Gesellschaft auf einmahl einzubüssen? Oder, wel- ches fast eben so arg, das gute Verständniß zwi- schen dir, und dem Hrn. von Boxhorn, so zur Aufnah- me unserer Gesellschaft unumgänglich nöthig ist, auf ewig gestöret zu sehen? Noch sind wir vor diesem Un- glück nicht gäntzlich sicher: Denn was will daraus werden, wann dem Herrn von Boxhorn zu Ohren kömmt, was du ihm vor schöne Ehren-Titel beyge- leget hast? Von mir soll ers gewiß nicht erfahren. Jch werde ihm auch, werther Philippi, dein versiegeltes Hand-Schreiben noch vor der Hand nicht zuschi- cken, weil ich besorge, es möchten gleichfals Anzüg- lichkeiten darinn seyn, die zu einem Streit, zwischen euch beyden, Anlaß geben möchten, von welchem nie- mand mehr Schaden haben würde, als unsere löbli- che Gesellschaft: Und ich habe das Vertrauen zu unsern hier gegenwärtigen Mit-Brüdern, sie werden gleichfals reinen Mund halten.
Wann der Herr von Boxhorn, nach Verlauf ei- niger Jahre, denn so lange wird seine Gesandschaft wohl währen, wieder in unserer Versammlung er- scheinet, werden wir ihm das, was heute hier vorge- gangen, füglicher beybringen können. Er wird sich alsdann nicht so sehr über dein Schelten entrüsten, als über deinen wunderlichen Eyfer, und die Mühe, so wir gehabt haben, dich auf andere Gedan- cken zu bringen, lachen: Und wird er dann ja end- lich böse, so wird er doch nicht um einer alten und verjährten Beleidigung, Händel mit dir anfan-
gen;
(o)
wenn es das Gluͤck nicht ſo ſonderbar gefuͤget haͤtte, daß er eben jetzo abweſend, nicht Gefahr laufen, an die- ſem frohen Tage zwey der wuͤrdigſten Glieder unſe- rer Geſellſchaft auf einmahl einzubuͤſſen? Oder, wel- ches faſt eben ſo arg, das gute Verſtaͤndniß zwi- ſchen dir, und dem Hrn. von Boxhorn, ſo zur Aufnah- me unſerer Geſellſchaft unumgaͤnglich noͤthig iſt, auf ewig geſtoͤret zu ſehen? Noch ſind wir vor dieſem Un- gluͤck nicht gaͤntzlich ſicher: Denn was will daraus werden, wann dem Herrn von Boxhorn zu Ohren koͤmmt, was du ihm vor ſchoͤne Ehren-Titel beyge- leget haſt? Von mir ſoll ers gewiß nicht erfahren. Jch werde ihm auch, werther Philippi, dein verſiegeltes Hand-Schreiben noch vor der Hand nicht zuſchi- cken, weil ich beſorge, es moͤchten gleichfals Anzuͤg- lichkeiten darinn ſeyn, die zu einem Streit, zwiſchen euch beyden, Anlaß geben moͤchten, von welchem nie- mand mehr Schaden haben wuͤrde, als unſere loͤbli- che Geſellſchaft: Und ich habe das Vertrauen zu unſern hier gegenwaͤrtigen Mit-Bruͤdern, ſie werden gleichfals reinen Mund halten.
Wann der Herr von Boxhorn, nach Verlauf ei- niger Jahre, denn ſo lange wird ſeine Geſandſchaft wohl waͤhren, wieder in unſerer Verſammlung er- ſcheinet, werden wir ihm das, was heute hier vorge- gangen, fuͤglicher beybringen koͤnnen. Er wird ſich alsdann nicht ſo ſehr uͤber dein Schelten entruͤſten, als uͤber deinen wunderlichen Eyfer, und die Muͤhe, ſo wir gehabt haben, dich auf andere Gedan- cken zu bringen, lachen: Und wird er dann ja end- lich boͤſe, ſo wird er doch nicht um einer alten und verjaͤhrten Beleidigung, Haͤndel mit dir anfan-
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wenn es das Gluͤck nicht ſo ſonderbar gefuͤget haͤtte,
daß er eben jetzo abweſend, nicht Gefahr laufen, an die-
ſem frohen Tage zwey der wuͤrdigſten Glieder unſe-
rer Geſellſchaft auf einmahl einzubuͤſſen? Oder, wel-
ches faſt eben ſo arg, das gute Verſtaͤndniß zwi-
ſchen dir, und dem Hrn. von Boxhorn, ſo zur Aufnah-
me unſerer Geſellſchaft unumgaͤnglich noͤthig iſt, auf
ewig geſtoͤret zu ſehen? Noch ſind wir vor dieſem Un-
gluͤck nicht gaͤntzlich ſicher: Denn was will daraus
werden, wann dem Herrn von Boxhorn zu Ohren
koͤmmt, was du ihm vor ſchoͤne Ehren-Titel beyge-
leget haſt? Von mir ſoll ers gewiß nicht erfahren. Jch
werde ihm auch, werther Philippi, dein verſiegeltes
Hand-Schreiben noch vor der Hand nicht zuſchi-
cken, weil ich beſorge, es moͤchten gleichfals Anzuͤg-
lichkeiten darinn ſeyn, die zu einem Streit, zwiſchen
euch beyden, Anlaß geben moͤchten, von welchem nie-
mand mehr Schaden haben wuͤrde, als unſere loͤbli-
che Geſellſchaft: Und ich habe das Vertrauen zu
unſern hier gegenwaͤrtigen Mit-Bruͤdern, ſie werden
gleichfals reinen Mund halten.
Wann der Herr von Boxhorn, nach Verlauf ei-
niger Jahre, denn ſo lange wird ſeine Geſandſchaft
wohl waͤhren, wieder in unſerer Verſammlung er-
ſcheinet, werden wir ihm das, was heute hier vorge-
gangen, fuͤglicher beybringen koͤnnen. Er wird ſich
alsdann nicht ſo ſehr uͤber dein Schelten entruͤſten,
als uͤber deinen wunderlichen Eyfer, und die
Muͤhe, ſo wir gehabt haben, dich auf andere Gedan-
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lich boͤſe, ſo wird er doch nicht um einer alten und
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/494>, abgerufen am 22.11.2024.
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