zukomme. Urtheile hieraus, ob aus der Verschwei- gung seines Nahmens etwas tückisches und böses zu schliessen. Sey versichert, daß dasjenige, so ihm bewogen hat, seinen Nahmen der auf dich ge- haltenen Lob-Rede nicht vordrucken zu lassen, nichts anders gewesen, als eben die Demuth, die Ursache ist, daß du diese Lob-Rede so übel aufgenommen, und die Furcht, man möchte ihn, wenn er sich nennete, vor einen Menschen halten, der dich aus unlautern und eigennützigen Absichten, nicht aber ohne Hofnung einiger Dancksagung und Belohnung lobe.
Wie wird es also den ehrlichen Manne nicht schmer- tzen, wann er hören wird, daß du ihm die Verschwei- gung seines Nahmens so übel auslegest, und ihn des- fals vor einen Pasquillanten und & cetera geschol- ten hast? Gewiß, er wird darüber um so viel empfindli- cher seyn, je unschuldiger er sich in seinem Gewissen weiß: Und ich kan ohne Grausen nicht daran geden- cken, was wir hier vor ein Spectackel erleben wür den, wenn er zugegen wäre. Die Schelt-Worte mit welchen du ihn, ohne Ursache, angreifest, sind so beschafen, daß kein rechtschaffener Mann sie leicht verdauen kan, und sein Stand und seine Geburt würden ihn also verbinden, einen so grossen Schimpf mit deinem Blute abzuwaschen. Er ist ein gebohrner Edelmann, und du, als ein Doctor Juris, hast auch jura nobilium, und kanst, wenn es dir beliebt, die Leute auf Degen und Pistolen aus- fordern. (*) Bedencke demnach allerliebster Phi- lippi, wozu dich dein Eyfer verleitet? Der Herr von Boxhorn ist ungemein hitzig, und würden wir also,
wenn
(*) Er hat es auch würcklich gethan. Aber es ist ihm übel bekommen.
C c
(o)
zukomme. Urtheile hieraus, ob aus der Verſchwei- gung ſeines Nahmens etwas tuͤckiſches und boͤſes zu ſchlieſſen. Sey verſichert, daß dasjenige, ſo ihm bewogen hat, ſeinen Nahmen der auf dich ge- haltenen Lob-Rede nicht vordrucken zu laſſen, nichts anders geweſen, als eben die Demuth, die Urſache iſt, daß du dieſe Lob-Rede ſo uͤbel aufgenommen, und die Furcht, man moͤchte ihn, wenn er ſich nennete, vor einen Menſchen halten, der dich aus unlautern und eigennuͤtzigen Abſichten, nicht aber ohne Hofnung einiger Danckſagung und Belohnung lobe.
Wie wird es alſo den ehrlichen Manne nicht ſchmer- tzen, wann er hoͤren wird, daß du ihm die Verſchwei- gung ſeines Nahmens ſo uͤbel auslegeſt, und ihn des- fals vor einen Pasquillanten und & cetera geſchol- ten haſt? Gewiß, er wird daruͤber um ſo viel empfindli- cher ſeyn, je unſchuldiger er ſich in ſeinem Gewiſſen weiß: Und ich kan ohne Grauſen nicht daran geden- cken, was wir hier vor ein Spectackel erleben wuͤr den, wenn er zugegen waͤre. Die Schelt-Worte mit welchen du ihn, ohne Urſache, angreifeſt, ſind ſo beſchafen, daß kein rechtſchaffener Mann ſie leicht verdauen kan, und ſein Stand und ſeine Geburt wuͤrden ihn alſo verbinden, einen ſo groſſen Schimpf mit deinem Blute abzuwaſchen. Er iſt ein gebohrner Edelmann, und du, als ein Doctor Juris, haſt auch jura nobilium, und kanſt, wenn es dir beliebt, die Leute auf Degen und Piſtolen aus- fordern. (*) Bedencke demnach allerliebſter Phi- lippi, wozu dich dein Eyfer verleitet? Der Herr von Boxhorn iſt ungemein hitzig, und wuͤrden wir alſo,
wenn
(*) Er hat es auch wuͤrcklich gethan. Aber es iſt ihm uͤbel bekommen.
C c
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0493"n="401"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
zukomme. Urtheile hieraus, ob aus der <hirendition="#fr">Verſchwei-<lb/>
gung</hi>ſeines <hirendition="#fr">Nahmens</hi> etwas <hirendition="#fr">tuͤckiſches</hi> und<lb/><hirendition="#fr">boͤſes</hi> zu ſchlieſſen. Sey verſichert, daß dasjenige,<lb/>ſo ihm bewogen hat, ſeinen Nahmen der auf dich ge-<lb/>
haltenen Lob-Rede nicht vordrucken zu laſſen, nichts<lb/>
anders geweſen, als eben die Demuth, die Urſache<lb/>
iſt, daß du dieſe Lob-Rede ſo uͤbel aufgenommen, und<lb/>
die Furcht, man moͤchte ihn, wenn er ſich nennete, vor<lb/>
einen Menſchen halten, der dich aus <hirendition="#fr">unlautern</hi> und<lb/><hirendition="#fr">eigennuͤtzigen</hi> Abſichten, nicht aber ohne Hofnung<lb/>
einiger Danckſagung und Belohnung lobe.</p><lb/><p>Wie wird es alſo den ehrlichen Manne nicht ſchmer-<lb/>
tzen, wann er hoͤren wird, daß du ihm die Verſchwei-<lb/>
gung ſeines Nahmens ſo uͤbel auslegeſt, und ihn des-<lb/>
fals vor einen <hirendition="#fr">Pasquillanten</hi> und <hirendition="#aq">& cetera</hi> geſchol-<lb/>
ten haſt? Gewiß, er wird daruͤber um ſo viel empfindli-<lb/>
cher ſeyn, je unſchuldiger er ſich in ſeinem Gewiſſen<lb/>
weiß: Und ich kan ohne <hirendition="#fr">Grauſen</hi> nicht daran geden-<lb/>
cken, was wir hier vor ein <hirendition="#fr">Spectackel</hi> erleben wuͤr<lb/>
den, wenn er zugegen waͤre. Die <hirendition="#fr">Schelt-Worte</hi><lb/>
mit welchen du ihn, ohne Urſache, angreifeſt, ſind ſo<lb/>
beſchafen, daß kein <hirendition="#fr">rechtſchaffener Mann</hi>ſie leicht<lb/>
verdauen kan, und ſein <hirendition="#fr">Stand</hi> und ſeine <hirendition="#fr">Geburt</hi><lb/>
wuͤrden ihn alſo verbinden, einen ſo <hirendition="#fr">groſſen<lb/>
Schimpf</hi> mit deinem <hirendition="#fr">Blute</hi> abzuwaſchen. Er iſt<lb/>
ein <hirendition="#fr">gebohrner Edelmann,</hi> und du, als ein <hirendition="#aq">Doctor<lb/>
Juris,</hi> haſt auch <hirendition="#aq">jura nobilium,</hi> und kanſt, wenn es<lb/>
dir beliebt, die Leute auf <hirendition="#fr">Degen</hi> und <hirendition="#fr">Piſtolen</hi> aus-<lb/>
fordern. <noteplace="foot"n="(*)">Er hat es auch wuͤrcklich gethan. Aber es iſt ihm uͤbel<lb/>
bekommen.</note> Bedencke demnach allerliebſter Phi-<lb/>
lippi, wozu dich dein Eyfer verleitet? Der Herr von<lb/>
Boxhorn iſt ungemein <hirendition="#fr">hitzig,</hi> und wuͤrden wir alſo,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c</fw><fwplace="bottom"type="catch">wenn</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[401/0493]
(o)
zukomme. Urtheile hieraus, ob aus der Verſchwei-
gung ſeines Nahmens etwas tuͤckiſches und
boͤſes zu ſchlieſſen. Sey verſichert, daß dasjenige,
ſo ihm bewogen hat, ſeinen Nahmen der auf dich ge-
haltenen Lob-Rede nicht vordrucken zu laſſen, nichts
anders geweſen, als eben die Demuth, die Urſache
iſt, daß du dieſe Lob-Rede ſo uͤbel aufgenommen, und
die Furcht, man moͤchte ihn, wenn er ſich nennete, vor
einen Menſchen halten, der dich aus unlautern und
eigennuͤtzigen Abſichten, nicht aber ohne Hofnung
einiger Danckſagung und Belohnung lobe.
Wie wird es alſo den ehrlichen Manne nicht ſchmer-
tzen, wann er hoͤren wird, daß du ihm die Verſchwei-
gung ſeines Nahmens ſo uͤbel auslegeſt, und ihn des-
fals vor einen Pasquillanten und & cetera geſchol-
ten haſt? Gewiß, er wird daruͤber um ſo viel empfindli-
cher ſeyn, je unſchuldiger er ſich in ſeinem Gewiſſen
weiß: Und ich kan ohne Grauſen nicht daran geden-
cken, was wir hier vor ein Spectackel erleben wuͤr
den, wenn er zugegen waͤre. Die Schelt-Worte
mit welchen du ihn, ohne Urſache, angreifeſt, ſind ſo
beſchafen, daß kein rechtſchaffener Mann ſie leicht
verdauen kan, und ſein Stand und ſeine Geburt
wuͤrden ihn alſo verbinden, einen ſo groſſen
Schimpf mit deinem Blute abzuwaſchen. Er iſt
ein gebohrner Edelmann, und du, als ein Doctor
Juris, haſt auch jura nobilium, und kanſt, wenn es
dir beliebt, die Leute auf Degen und Piſtolen aus-
fordern. (*) Bedencke demnach allerliebſter Phi-
lippi, wozu dich dein Eyfer verleitet? Der Herr von
Boxhorn iſt ungemein hitzig, und wuͤrden wir alſo,
wenn
(*) Er hat es auch wuͤrcklich gethan. Aber es iſt ihm uͤbel
bekommen.
C c
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/493>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.