gen ansehen, und die Art, mit welcher du das dir bey- gelegte Lob ablehnest, vor bäurisch, und vor ein Zei- chen halten, daß du nicht zu leben wissest: Und mich deucht, du hättest ohne Verletzung deines Gewissens dich etwas manierlicher geberden, und solche Urtheile vermeiden können. Du wä- rest darum doch wohl geblieben, wer du bist, und würdest es auch unstreitig gethan haben, wenn du nur bedacht hättest, daß, wie es deine Pflicht ist, mäßiglich von dir selbst zu halten, und das Lob, das man dir ertheilet, nicht ohne Compli- mente anzunehmen, also unsere Schuldigkeit erfordere, die Tugend zu ehren, wo wir sie fin- den, und so ausserordentlichen Verdiensten, als die deinigen sind, denjenigen Tribut zu zahlen, der ihnen von Rechtswegen zukömmt. Wäre dir dieses eingefallen, so würdest du, wie sauer es deiner De- muth angekommen, grosse Lob-Sprüche ohne Widerrede zu verschlucken, doch gefunden haben, du habest keine Ursache auf denjenigen, der dir die- selbe beygeleget, zu zürnen, und ihm vor seinen gu- ten Willen mit Schelt Worten zu dancken.
Der Herr von Boxhorn verdiente dieses um so viel weniger, je deutlicher die Zeichen sind, die er von seiner Aufrichtigkeit gegeben hat. Er hat, glau- be mir, grosser Philippi, nicht die geringste Absicht gehabt, dir, nach Art der bösen Welt zu schmei- cheln, oder durch seine Lobes-Erhebungen deiner zu spotten. Du weist, ja selber, daß er nichts als die Wahrheit von dir gesagt, und dir kein Lob bey- geleget hat, ohne durch eine oder mehr Stellen, dei- ner sechs deutschen Reden zu erweisen, daß es dir
zukom-
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gen anſehen, und die Art, mit welcher du das dir bey- gelegte Lob ablehneſt, vor baͤuriſch, und vor ein Zei- chen halten, daß du nicht zu leben wiſſeſt: Und mich deucht, du haͤtteſt ohne Verletzung deines Gewiſſens dich etwas manierlicher geberden, und ſolche Urtheile vermeiden koͤnnen. Du waͤ- reſt darum doch wohl geblieben, wer du biſt, und wuͤrdeſt es auch unſtreitig gethan haben, wenn du nur bedacht haͤtteſt, daß, wie es deine Pflicht iſt, maͤßiglich von dir ſelbſt zu halten, und das Lob, das man dir ertheilet, nicht ohne Compli- mente anzunehmen, alſo unſere Schuldigkeit erfordere, die Tugend zu ehren, wo wir ſie fin- den, und ſo auſſerordentlichen Verdienſten, als die deinigen ſind, denjenigen Tribut zu zahlen, der ihnen von Rechtswegen zukoͤmmt. Waͤre dir dieſes eingefallen, ſo wuͤrdeſt du, wie ſauer es deiner De- muth angekommen, groſſe Lob-Spruͤche ohne Widerrede zu verſchlucken, doch gefunden haben, du habeſt keine Urſache auf denjenigen, der dir die- ſelbe beygeleget, zu zuͤrnen, und ihm vor ſeinen gu- ten Willen mit Schelt Worten zu dancken.
Der Herr von Boxhorn verdiente dieſes um ſo viel weniger, je deutlicher die Zeichen ſind, die er von ſeiner Aufrichtigkeit gegeben hat. Er hat, glau- be mir, groſſer Philippi, nicht die geringſte Abſicht gehabt, dir, nach Art der boͤſen Welt zu ſchmei- cheln, oder durch ſeine Lobes-Erhebungen deiner zu ſpotten. Du weiſt, ja ſelber, daß er nichts als die Wahrheit von dir geſagt, und dir kein Lob bey- geleget hat, ohne durch eine oder mehr Stellen, dei- ner ſechs deutſchen Reden zu erweiſen, daß es dir
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gen anſehen, und die Art, mit welcher du das dir bey-
gelegte Lob ablehneſt, vor baͤuriſch, und vor ein Zei-
chen halten, daß du nicht zu leben wiſſeſt: Und
mich deucht, du haͤtteſt ohne Verletzung deines
Gewiſſens dich etwas manierlicher geberden,
und ſolche Urtheile vermeiden koͤnnen. Du waͤ-
reſt darum doch wohl geblieben, wer du biſt, und
wuͤrdeſt es auch unſtreitig gethan haben, wenn du
nur bedacht haͤtteſt, daß, wie es deine Pflicht
iſt, maͤßiglich von dir ſelbſt zu halten, und das
Lob, das man dir ertheilet, nicht ohne Compli-
mente anzunehmen, alſo unſere Schuldigkeit
erfordere, die Tugend zu ehren, wo wir ſie fin-
den, und ſo auſſerordentlichen Verdienſten, als
die deinigen ſind, denjenigen Tribut zu zahlen, der
ihnen von Rechtswegen zukoͤmmt. Waͤre dir dieſes
eingefallen, ſo wuͤrdeſt du, wie ſauer es deiner De-
muth angekommen, groſſe Lob-Spruͤche ohne
Widerrede zu verſchlucken, doch gefunden haben,
du habeſt keine Urſache auf denjenigen, der dir die-
ſelbe beygeleget, zu zuͤrnen, und ihm vor ſeinen gu-
ten Willen mit Schelt Worten zu dancken.
Der Herr von Boxhorn verdiente dieſes um ſo
viel weniger, je deutlicher die Zeichen ſind, die er von
ſeiner Aufrichtigkeit gegeben hat. Er hat, glau-
be mir, groſſer Philippi, nicht die geringſte Abſicht
gehabt, dir, nach Art der boͤſen Welt zu ſchmei-
cheln, oder durch ſeine Lobes-Erhebungen deiner
zu ſpotten. Du weiſt, ja ſelber, daß er nichts als
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/492>, abgerufen am 22.11.2024.
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