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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
reits öfentlich als ein gantz besonderes Glück ge-
rühmet. Jn dem andern Traum-Gesichte dieses
Hirten-Gedichtes nennet er sie Zedena, seine Ge-
bieterin Clarimene und ihren Vater den gros-
sen Pan.
Nach einiger Zeit, die er in H. unweit
L. mit Ausfertigung bekannter Wercke zugebracht,
wird ihm von der Schäferin Zedena vorgeschla-
gen, die Probe seiner deutschen Beredsamkeit in
einer mündlichen Anwerbung abzulegen, zu wel-
chem Ende sie eine Unterredung zwischen ihm und
seiner Grausamen zu veranlassen verhofe. Brion-
tes
eilet auf diese Einladung nach dem Orte ih-
res Aufenthalts, und, so bald er daselbst angelan-
get, mit einer sehr behenden Geschwindigkeit, nach
dem Zimmer der Zedena, allwo seine Geliebte
nebst ihrer Mutter und andern eben einen Besuch
abstattete und die schöne Hand mit dem Carten-
Spiele beschäftigte. Er ward ihr zur Seiten ge-
setzt und ach! er konnte kaum die mit mercklicher
Heftigkeit abwechselnde Gemüths-Bewegungen
verhehlen, so in seinem Zunder-vollen Hertzen auf-
stiegen, da er dem Ziel seiner Wünsche sich so
unverhoft genähert sahe. Zwar erfolgte der
Aufbruch der Gesellschaft viel zu zeitig für ihn,
doch hatte er noch den Trost, seine entzückende
Nachbarin die Treppe hinunter in die Kutsche
zu führen. Ein widriges Schicksahl wollte ihm
den lautren Genuß dieser Freude nicht erlau-
ben. Die Liebe oder eine übel gerathene Wen-
dung, oder auch ein unsichtbarer und neidischer
Gnome risse ihn aus dem Gleich-Gewicht,

und

(o)
reits oͤfentlich als ein gantz beſonderes Gluͤck ge-
ruͤhmet. Jn dem andern Traum-Geſichte dieſes
Hirten-Gedichtes nennet er ſie Zedena, ſeine Ge-
bieterin Clarimene und ihren Vater den groſ-
ſen Pan.
Nach einiger Zeit, die er in H. unweit
L. mit Ausfertigung bekannter Wercke zugebracht,
wird ihm von der Schaͤferin Zedena vorgeſchla-
gen, die Probe ſeiner deutſchen Beredſamkeit in
einer muͤndlichen Anwerbung abzulegen, zu wel-
chem Ende ſie eine Unterredung zwiſchen ihm und
ſeiner Grauſamen zu veranlaſſen verhofe. Brion-
tes
eilet auf dieſe Einladung nach dem Orte ih-
res Aufenthalts, und, ſo bald er daſelbſt angelan-
get, mit einer ſehr behenden Geſchwindigkeit, nach
dem Zimmer der Zedena, allwo ſeine Geliebte
nebſt ihrer Mutter und andern eben einen Beſuch
abſtattete und die ſchoͤne Hand mit dem Carten-
Spiele beſchaͤftigte. Er ward ihr zur Seiten ge-
ſetzt und ach! er konnte kaum die mit mercklicher
Heftigkeit abwechſelnde Gemuͤths-Bewegungen
verhehlen, ſo in ſeinem Zunder-vollen Hertzen auf-
ſtiegen, da er dem Ziel ſeiner Wuͤnſche ſich ſo
unverhoft genaͤhert ſahe. Zwar erfolgte der
Aufbruch der Geſellſchaft viel zu zeitig fuͤr ihn,
doch hatte er noch den Troſt, ſeine entzuͤckende
Nachbarin die Treppe hinunter in die Kutſche
zu fuͤhren. Ein widriges Schickſahl wollte ihm
den lautren Genuß dieſer Freude nicht erlau-
ben. Die Liebe oder eine uͤbel gerathene Wen-
dung, oder auch ein unſichtbarer und neidiſcher
Gnome riſſe ihn aus dem Gleich-Gewicht,

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[426/0518] (o) reits oͤfentlich als ein gantz beſonderes Gluͤck ge- ruͤhmet. Jn dem andern Traum-Geſichte dieſes Hirten-Gedichtes nennet er ſie Zedena, ſeine Ge- bieterin Clarimene und ihren Vater den groſ- ſen Pan. Nach einiger Zeit, die er in H. unweit L. mit Ausfertigung bekannter Wercke zugebracht, wird ihm von der Schaͤferin Zedena vorgeſchla- gen, die Probe ſeiner deutſchen Beredſamkeit in einer muͤndlichen Anwerbung abzulegen, zu wel- chem Ende ſie eine Unterredung zwiſchen ihm und ſeiner Grauſamen zu veranlaſſen verhofe. Brion- tes eilet auf dieſe Einladung nach dem Orte ih- res Aufenthalts, und, ſo bald er daſelbſt angelan- get, mit einer ſehr behenden Geſchwindigkeit, nach dem Zimmer der Zedena, allwo ſeine Geliebte nebſt ihrer Mutter und andern eben einen Beſuch abſtattete und die ſchoͤne Hand mit dem Carten- Spiele beſchaͤftigte. Er ward ihr zur Seiten ge- ſetzt und ach! er konnte kaum die mit mercklicher Heftigkeit abwechſelnde Gemuͤths-Bewegungen verhehlen, ſo in ſeinem Zunder-vollen Hertzen auf- ſtiegen, da er dem Ziel ſeiner Wuͤnſche ſich ſo unverhoft genaͤhert ſahe. Zwar erfolgte der Aufbruch der Geſellſchaft viel zu zeitig fuͤr ihn, doch hatte er noch den Troſt, ſeine entzuͤckende Nachbarin die Treppe hinunter in die Kutſche zu fuͤhren. Ein widriges Schickſahl wollte ihm den lautren Genuß dieſer Freude nicht erlau- ben. Die Liebe oder eine uͤbel gerathene Wen- dung, oder auch ein unſichtbarer und neidiſcher Gnome riſſe ihn aus dem Gleich-Gewicht, und

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/518>, abgerufen am 22.11.2024.