Verstandes, wie schön sie auch sind, so viele Ge- brechen, daß er sie kaum vor Augen schen mag.
"Et toaujours mecontent de ce qu'il vient de faire "Il plait a tout le monde, & ne sauroit se plai- re(46).
Ein elender Scribent hergegen empfängt die Lust, gebiehret ohne Schmertzen, und erdrücket seine Jungen fast vor Liebe, nicht anders als die Affen. Man lache über diese Aufführung, so viel man will, so wird man doch nicht in Abrede seyn kön- nen, daß ein elender Scribent weit glücklicher sey, als ein guter. Es ist nicht nöthig, daß ich mir, die Mühe gebe, dieses, durch viele Gründe, darzuthun. Unsere Feinde sind so billig, daß sie es selbst erken- nen. Boileau beneidet den Pelletier.
"J'envie en ecrivant le sort de Pelletier(47).
Und Horatz sagt ausdrücklich, er möchte lieber ein elender Scribent seyn, und seine Fehler nicht er- kennen; als einer der besten und dabey mißvergnügt mit sich selbst seyn.
"Praetulerim scriptor delirus, inersque videri "Dum mea delectent mala me, vel denique fallant, "Quam sapere, & ringi . . . . . . . . . .(48).
Was brauchen wir weiter Zeugniß? Unsere Fein- de selbst machen uns unsere Vortreflichkeit, und Glückseeligkeit nicht streitig. Aber dennoch sind
diese,
(46)Boileau Sat. 2.
(47)Ibid.
(48)Horatius Lib. II. Ep. 2.
(o)
Verſtandes, wie ſchoͤn ſie auch ſind, ſo viele Ge- brechen, daß er ſie kaum vor Augen ſchen mag.
“Et toûjours mécontent de ce qu’il vient de faire „Il plait à tout le monde, & ne ſauroit ſe plai- re(46).
Ein elender Scribent hergegen empfaͤngt die Luſt, gebiehret ohne Schmertzen, und erdruͤcket ſeine Jungen faſt vor Liebe, nicht anders als die Affen. Man lache uͤber dieſe Auffuͤhrung, ſo viel man will, ſo wird man doch nicht in Abrede ſeyn koͤn- nen, daß ein elender Scribent weit gluͤcklicher ſey, als ein guter. Es iſt nicht noͤthig, daß ich mir, die Muͤhe gebe, dieſes, durch viele Gruͤnde, darzuthun. Unſere Feinde ſind ſo billig, daß ſie es ſelbſt erken- nen. Boileau beneidet den Pelletier.
“J’envie en écrivant le ſort de Pelletier(47).
Und Horatz ſagt ausdruͤcklich, er moͤchte lieber ein elender Scribent ſeyn, und ſeine Fehler nicht er- kennen; als einer der beſten und dabey mißvergnuͤgt mit ſich ſelbſt ſeyn.
“Prætulerim ſcriptor delirus, inersque videri „Dum mea delectent mala me, vel denique fallant, „Quam ſapere, & ringi . . . . . . . . . .(48).
Was brauchen wir weiter Zeugniß? Unſere Fein- de ſelbſt machen uns unſere Vortreflichkeit, und Gluͤckſeeligkeit nicht ſtreitig. Aber dennoch ſind
dieſe,
(46)Boileau Sat. 2.
(47)Ibid.
(48)Horatius Lib. II. Ep. 2.
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Verſtandes, wie ſchoͤn ſie auch ſind, ſo viele Ge-
brechen, daß er ſie kaum vor Augen ſchen mag.
“Et toûjours mécontent de ce qu’il vient de
faire
„Il plait à tout le monde, & ne ſauroit ſe plai-
re (46).
Ein elender Scribent hergegen empfaͤngt die Luſt,
gebiehret ohne Schmertzen, und erdruͤcket ſeine
Jungen faſt vor Liebe, nicht anders als die Affen.
Man lache uͤber dieſe Auffuͤhrung, ſo viel man
will, ſo wird man doch nicht in Abrede ſeyn koͤn-
nen, daß ein elender Scribent weit gluͤcklicher ſey,
als ein guter. Es iſt nicht noͤthig, daß ich mir, die
Muͤhe gebe, dieſes, durch viele Gruͤnde, darzuthun.
Unſere Feinde ſind ſo billig, daß ſie es ſelbſt erken-
nen. Boileau beneidet den Pelletier.
“J’envie en écrivant le ſort de Pelletier (47).
Und Horatz ſagt ausdruͤcklich, er moͤchte lieber ein
elender Scribent ſeyn, und ſeine Fehler nicht er-
kennen; als einer der beſten und dabey mißvergnuͤgt
mit ſich ſelbſt ſeyn.
“Prætulerim ſcriptor delirus, inersque videri
„Dum mea delectent mala me, vel denique
fallant,
„Quam ſapere, & ringi . . . . . .
. . . . (48).
Was brauchen wir weiter Zeugniß? Unſere Fein-
de ſelbſt machen uns unſere Vortreflichkeit, und
Gluͤckſeeligkeit nicht ſtreitig. Aber dennoch ſind
dieſe,
(46) Boileau Sat. 2.
(47) Ibid.
(48) Horatius Lib. II. Ep. 2.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/632>, abgerufen am 22.11.2024.
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