de deuten, der doch die Quelle unserer Vortreflich- keiten ist, und in uns eine Zufriedenheit würcket, zu welcher ausser uns, wenig Menschen, in diesem Jammerthal, zu gelangen, das Glück haben.
Jch bilde mir ein, dieses mit stattlichen Grün- den überflüßig erwiesen zu haben, und schreite da- hero zu dem andern Haupt-Fehler elender Schriften, der, wie unsere Feinde meinen, in dem Mangel der Ordnung bestehen soll. Da es mir leichter ge- worden, als ich anfangs selbst geglaubet habe, den Mangel der Vernunft, den man uns vorwirft, zu rechtfertigen; So wird es mir wenig Mühe kosten, unsern Feinden zu zeigen, daß sie gar keine Ursache haben, unsere Schriften zu verachten, weil sie eben nicht allemahl die ordentlichsten sind.
Die Ordnung im Schreiben ist, wie jederman gestehet, willkührlich. Es ist also kein Scribent befugt, dem andern vorzuschreiben, wie er sein Buch einrichten solle; eben so wenig, als ein Bürger das Recht hat, seinen Nachbarn, über die Einrichtung seiner Haußhaltung zur Rede zu stellen. Da nun dieses unstreitig ist; so nehmen sich unsere Feinde zu viel heraus, wenn sie sich unterstehen, über die Ordnung oder Unordnung unserer Schriften zu rich- ten. Jhr Urtheil kan in diesem Fall nicht gelten, ich will nicht sagen, weil sie partheyisch sind; son- dern auch nur deßwegen; weil das, was man Ord- nung nennet, etwas sehr zweydeutiges und unge- wisses ist.
Die Uberforscher (51) sagen: Die Ordnung
sey
(51)Metaphysici. Vid. Ames Comenius in Orbe san- sualium picte p. m. 206.
Mm
(o)
de deuten, der doch die Quelle unſerer Vortreflich- keiten iſt, und in uns eine Zufriedenheit wuͤrcket, zu welcher auſſer uns, wenig Menſchen, in dieſem Jammerthal, zu gelangen, das Gluͤck haben.
Jch bilde mir ein, dieſes mit ſtattlichen Gruͤn- den uͤberfluͤßig erwieſen zu haben, und ſchreite da- hero zu dem andern Haupt-Fehler elender Schriften, der, wie unſere Feinde meinen, in dem Mangel der Ordnung beſtehen ſoll. Da es mir leichter ge- worden, als ich anfangs ſelbſt geglaubet habe, den Mangel der Vernunft, den man uns vorwirft, zu rechtfertigen; So wird es mir wenig Muͤhe koſten, unſern Feinden zu zeigen, daß ſie gar keine Urſache haben, unſere Schriften zu verachten, weil ſie eben nicht allemahl die ordentlichſten ſind.
Die Ordnung im Schreiben iſt, wie jederman geſtehet, willkuͤhrlich. Es iſt alſo kein Scribent befugt, dem andern vorzuſchreiben, wie er ſein Buch einrichten ſolle; eben ſo wenig, als ein Buͤrger das Recht hat, ſeinen Nachbarn, uͤber die Einrichtung ſeiner Haußhaltung zur Rede zu ſtellen. Da nun dieſes unſtreitig iſt; ſo nehmen ſich unſere Feinde zu viel heraus, wenn ſie ſich unterſtehen, uͤber die Ordnung oder Unordnung unſerer Schriften zu rich- ten. Jhr Urtheil kan in dieſem Fall nicht gelten, ich will nicht ſagen, weil ſie partheyiſch ſind; ſon- dern auch nur deßwegen; weil das, was man Ord- nung nennet, etwas ſehr zweydeutiges und unge- wiſſes iſt.
Die Uberforſcher (51) ſagen: Die Ordnung
ſey
(51)Metaphyſici. Vid. Ames Comenius in Orbe ſan- ſualium picte p. m. 206.
Mm
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de deuten, der doch die Quelle unſerer Vortreflich-
keiten iſt, und in uns eine Zufriedenheit wuͤrcket,
zu welcher auſſer uns, wenig Menſchen, in dieſem
Jammerthal, zu gelangen, das Gluͤck haben.
Jch bilde mir ein, dieſes mit ſtattlichen Gruͤn-
den uͤberfluͤßig erwieſen zu haben, und ſchreite da-
hero zu dem andern Haupt-Fehler elender Schriften,
der, wie unſere Feinde meinen, in dem Mangel
der Ordnung beſtehen ſoll. Da es mir leichter ge-
worden, als ich anfangs ſelbſt geglaubet habe, den
Mangel der Vernunft, den man uns vorwirft, zu
rechtfertigen; So wird es mir wenig Muͤhe koſten,
unſern Feinden zu zeigen, daß ſie gar keine Urſache
haben, unſere Schriften zu verachten, weil ſie eben
nicht allemahl die ordentlichſten ſind.
Die Ordnung im Schreiben iſt, wie jederman
geſtehet, willkuͤhrlich. Es iſt alſo kein Scribent
befugt, dem andern vorzuſchreiben, wie er ſein Buch
einrichten ſolle; eben ſo wenig, als ein Buͤrger das
Recht hat, ſeinen Nachbarn, uͤber die Einrichtung
ſeiner Haußhaltung zur Rede zu ſtellen. Da nun
dieſes unſtreitig iſt; ſo nehmen ſich unſere Feinde
zu viel heraus, wenn ſie ſich unterſtehen, uͤber die
Ordnung oder Unordnung unſerer Schriften zu rich-
ten. Jhr Urtheil kan in dieſem Fall nicht gelten,
ich will nicht ſagen, weil ſie partheyiſch ſind; ſon-
dern auch nur deßwegen; weil das, was man Ord-
nung nennet, etwas ſehr zweydeutiges und unge-
wiſſes iſt.
Die Uberforſcher (51) ſagen: Die Ordnung
ſey
(51) Metaphyſici. Vid. Ames Comenius in Orbe ſan-
ſualium picte p. m. 206.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/637>, abgerufen am 22.11.2024.
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