Jch sehe wohl, daß meine Schrift ge- wissen Leuten unmöglich gefallen kan, weil sie nicht nach ihrem Geschmack eingerich- tet ist. Sie ist satyrisch und im höchsten Grad ironisch. Gleichwie es nun nicht je- dermanns Werck ist, solche Schriften zu machen; so ist es auch nicht allen gegeben, von denselben geschickt zu urtheilen. Eine hochgetriebene Jronie gebührend einzuse- hen, das ist eine Sache, die eine gewisse Hurtigkeit und Biegsahmkeit des Verstan- des erfordert, welche in lateinischen Kö- pfen, durch die poßierliche Schul-Gra- vität gemeiniglich ersticket wird. Wenn nun ein solcher Kopf über ein Buch geräth, in welchem er keine steife und ehrbare Schulweißheit antrift; so kömmt er in ein fremd Land, und verirret sich gar zu leicht. Jch sage nicht, daß dem Hrn. Reim- mann dieses Unglück auch begegnet ist; Nur sage ich noch, daß drey oder vier sol- che Urtheile, als dasjenige ist, welches er von meiner Schrift gefället hat, genug sind, seinen gantzen Catalogum, der
sonst
(9)Cicero Lib. II. ad Qv. Frat. Epist. 15.
(o)
enim ne pilo quidem minus me ama- bo(9).
Jch ſehe wohl, daß meine Schrift ge- wiſſen Leuten unmoͤglich gefallen kan, weil ſie nicht nach ihrem Geſchmack eingerich- tet iſt. Sie iſt ſatyriſch und im hoͤchſten Grad ironiſch. Gleichwie es nun nicht je- dermanns Werck iſt, ſolche Schriften zu machen; ſo iſt es auch nicht allen gegeben, von denſelben geſchickt zu urtheilen. Eine hochgetriebene Jronie gebuͤhrend einzuſe- hen, das iſt eine Sache, die eine gewiſſe Hurtigkeit und Biegſahmkeit des Verſtan- des erfordert, welche in lateiniſchen Koͤ- pfen, durch die poßierliche Schul-Gra- vitaͤt gemeiniglich erſticket wird. Wenn nun ein ſolcher Kopf uͤber ein Buch geraͤth, in welchem er keine ſteife und ehrbare Schulweißheit antrift; ſo koͤmmt er in ein fremd Land, und verirret ſich gar zu leicht. Jch ſage nicht, daß dem Hrn. Reim- mann dieſes Ungluͤck auch begegnet iſt; Nur ſage ich noch, daß drey oder vier ſol- che Urtheile, als dasjenige iſt, welches er von meiner Schrift gefaͤllet hat, genug ſind, ſeinen gantzen Catalogum, der
ſonſt
(9)Cicero Lib. II. ad Qv. Frat. Epiſt. 15.
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(o)
enim ne pilo quidem minus me ama-
bo (9).
Jch ſehe wohl, daß meine Schrift ge-
wiſſen Leuten unmoͤglich gefallen kan, weil
ſie nicht nach ihrem Geſchmack eingerich-
tet iſt. Sie iſt ſatyriſch und im hoͤchſten
Grad ironiſch. Gleichwie es nun nicht je-
dermanns Werck iſt, ſolche Schriften zu
machen; ſo iſt es auch nicht allen gegeben,
von denſelben geſchickt zu urtheilen. Eine
hochgetriebene Jronie gebuͤhrend einzuſe-
hen, das iſt eine Sache, die eine gewiſſe
Hurtigkeit und Biegſahmkeit des Verſtan-
des erfordert, welche in lateiniſchen Koͤ-
pfen, durch die poßierliche Schul-Gra-
vitaͤt gemeiniglich erſticket wird. Wenn
nun ein ſolcher Kopf uͤber ein Buch geraͤth,
in welchem er keine ſteife und ehrbare
Schulweißheit antrift; ſo koͤmmt er in
ein fremd Land, und verirret ſich gar zu
leicht. Jch ſage nicht, daß dem Hrn. Reim-
mann dieſes Ungluͤck auch begegnet iſt;
Nur ſage ich noch, daß drey oder vier ſol-
che Urtheile, als dasjenige iſt, welches er
von meiner Schrift gefaͤllet hat, genug
ſind, ſeinen gantzen Catalogum, der
ſonſt
(9) Cicero Lib. II. ad Qv. Frat. Epiſt. 15.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/65>, abgerufen am 11.12.2024.
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