Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
und gar unkräftig, und Herr Reimmann
selbst, wie fromm und eremplarisch auch
sein Wandel ist, würde nicht befugt seyn,
wider die Laster zu eyfern, so lange er
noch, so oft er zur Beichte gehet, beken-
nen muß, daß er mit Gedancken, Wor-
ten und Wercken wider alle zehn Gebote
gesündiget habe.

Gefallen ihm diese Folgen nicht, so muß
er auch bekennen, daß er sein Epiphone-
ma nicht wohl angebracht hat, und mir
erlauben, über ofenbahre Thorheiten zu
lachen, ob ich gleich selbst nicht vollkom-
men bin. Denn das wird er mir doch las-
sen, daß ich gerechter bin, als diejenigen,
welche ich tadele. Hält er aber die Unord-
nung, welche er in meiner Schrift bemer-
cket, vor einen Fehler, der dieselbe eben
so scheußlich machet, als die Büchlein der
elenden Scribenten, und will er, wie es
das Ansehen hat, mich, durch den höhni-
schen Seufzer aus seinen Persius, als ei-
nen elenden Tropf herunter machen, der
gar keine Ehre zu sprechen hat; so muß
ich es zwar geschehen lassen: Aber es
sollte mir doch seinentwegen leid seyn.
Denn mir kan es nicht schaden.

Ego
enim

(o)
und gar unkraͤftig, und Herr Reimmann
ſelbſt, wie fromm und eremplariſch auch
ſein Wandel iſt, wuͤrde nicht befugt ſeyn,
wider die Laſter zu eyfern, ſo lange er
noch, ſo oft er zur Beichte gehet, beken-
nen muß, daß er mit Gedancken, Wor-
ten und Wercken wider alle zehn Gebote
geſuͤndiget habe.

Gefallen ihm dieſe Folgen nicht, ſo muß
er auch bekennen, daß er ſein Epiphone-
ma nicht wohl angebracht hat, und mir
erlauben, uͤber ofenbahre Thorheiten zu
lachen, ob ich gleich ſelbſt nicht vollkom-
men bin. Denn das wird er mir doch laſ-
ſen, daß ich gerechter bin, als diejenigen,
welche ich tadele. Haͤlt er aber die Unord-
nung, welche er in meiner Schrift bemer-
cket, vor einen Fehler, der dieſelbe eben
ſo ſcheußlich machet, als die Buͤchlein der
elenden Scribenten, und will er, wie es
das Anſehen hat, mich, durch den hoͤhni-
ſchen Seufzer aus ſeinen Perſius, als ei-
nen elenden Tropf herunter machen, der
gar keine Ehre zu ſprechen hat; ſo muß
ich es zwar geſchehen laſſen: Aber es
ſollte mir doch ſeinentwegen leid ſeyn.
Denn mir kan es nicht ſchaden.

Ego
enim
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0064" n="60"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
und gar unkra&#x0364;ftig, und Herr Reimmann<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, wie fromm und eremplari&#x017F;ch auch<lb/>
&#x017F;ein Wandel i&#x017F;t, wu&#x0364;rde nicht befugt &#x017F;eyn,<lb/>
wider die La&#x017F;ter zu eyfern, &#x017F;o lange er<lb/>
noch, &#x017F;o oft er zur Beichte gehet, beken-<lb/>
nen muß, daß er mit Gedancken, Wor-<lb/>
ten und Wercken wider alle zehn Gebote<lb/>
ge&#x017F;u&#x0364;ndiget habe.</p><lb/>
        <p>Gefallen ihm die&#x017F;e Folgen nicht, &#x017F;o muß<lb/>
er auch bekennen, daß er &#x017F;ein Epiphone-<lb/>
ma nicht wohl angebracht hat, und mir<lb/>
erlauben, u&#x0364;ber ofenbahre Thorheiten zu<lb/>
lachen, ob ich gleich &#x017F;elb&#x017F;t nicht vollkom-<lb/>
men bin. Denn das wird er mir doch la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, daß ich gerechter bin, als diejenigen,<lb/>
welche ich tadele. Ha&#x0364;lt er aber die Unord-<lb/>
nung, welche er in meiner Schrift bemer-<lb/>
cket, vor einen Fehler, der die&#x017F;elbe eben<lb/>
&#x017F;o &#x017F;cheußlich machet, als die Bu&#x0364;chlein der<lb/>
elenden Scribenten, und will er, wie es<lb/>
das An&#x017F;ehen hat, mich, durch den ho&#x0364;hni-<lb/>
&#x017F;chen Seufzer aus &#x017F;einen Per&#x017F;ius, als ei-<lb/>
nen elenden Tropf herunter machen, der<lb/>
gar keine Ehre zu &#x017F;prechen hat; &#x017F;o muß<lb/>
ich es zwar ge&#x017F;chehen la&#x017F;&#x017F;en: Aber es<lb/>
&#x017F;ollte mir doch &#x017F;einentwegen leid &#x017F;eyn.<lb/>
Denn mir kan es nicht &#x017F;chaden.</p>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#aq">Ego</hi><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">enim</hi> </fw><lb/>
          </quote>
        </cit>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[60/0064] (o) und gar unkraͤftig, und Herr Reimmann ſelbſt, wie fromm und eremplariſch auch ſein Wandel iſt, wuͤrde nicht befugt ſeyn, wider die Laſter zu eyfern, ſo lange er noch, ſo oft er zur Beichte gehet, beken- nen muß, daß er mit Gedancken, Wor- ten und Wercken wider alle zehn Gebote geſuͤndiget habe. Gefallen ihm dieſe Folgen nicht, ſo muß er auch bekennen, daß er ſein Epiphone- ma nicht wohl angebracht hat, und mir erlauben, uͤber ofenbahre Thorheiten zu lachen, ob ich gleich ſelbſt nicht vollkom- men bin. Denn das wird er mir doch laſ- ſen, daß ich gerechter bin, als diejenigen, welche ich tadele. Haͤlt er aber die Unord- nung, welche er in meiner Schrift bemer- cket, vor einen Fehler, der dieſelbe eben ſo ſcheußlich machet, als die Buͤchlein der elenden Scribenten, und will er, wie es das Anſehen hat, mich, durch den hoͤhni- ſchen Seufzer aus ſeinen Perſius, als ei- nen elenden Tropf herunter machen, der gar keine Ehre zu ſprechen hat; ſo muß ich es zwar geſchehen laſſen: Aber es ſollte mir doch ſeinentwegen leid ſeyn. Denn mir kan es nicht ſchaden. Ego enim

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/64
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/64>, abgerufen am 04.12.2024.