gen seine Person, sondern bloß die Liebe zur Wahrheit zum Grunde hat. Jch hege kei- nen Wiederwillen gegen ihn, und wünsche nichts so sehr, als Gelegenheit zu haben, ihm zu dienen, und ihm wirckliche Proben meiner Freundschaft zu geben. Allein sei- ne Schriften gefallen mir nicht. Jch habe dieses mit den meisten gemein, die sie gelesen haben. Nur unterscheide ich mich darinn von andern, daß ich aufrichtig sage, was sie alle gedencken. Jch that es mit so vieler Höflichkeit, daß ich glaubte, der Hr. Prof. Manzel würde meine Freyheit nicht übel nehmen. Jch redete ernsthaft mit ihm; da ich hergegen mit andern, die vieleicht ge- rechter waren, als er, nur meinen Muth- willen trieb. Er ward aber dennoch böse, und geberdete sich ärger, als alle meine an- dern Gegner. Diese Aufführung kam mir um so viel wunderlicher vor, je weniger ich dem Hn. Prof. Manzel Gelegenheit dazu ge- geben hatte. Sie war so unordentlich, und einem Gelehrten so unanständig, daß ich mich nicht habe entbrechen können, ihm in dieser Vorrede, ohne Heucheley, meine Mei- nung darüber zu sagen. Will er mir dieses übel nehmen, so muß ich es geschehen lassen. Jch werde zu frieden seyn, wenn er nur end-
lich
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gen ſeine Perſon, ſondern bloß die Liebe zur Wahrheit zum Grunde hat. Jch hege kei- nen Wiederwillen gegen ihn, und wuͤnſche nichts ſo ſehr, als Gelegenheit zu haben, ihm zu dienen, und ihm wirckliche Proben meiner Freundſchaft zu geben. Allein ſei- ne Schriften gefallen mir nicht. Jch habe dieſes mit den meiſten gemein, die ſie geleſen haben. Nur unterſcheide ich mich darinn von andern, daß ich aufrichtig ſage, was ſie alle gedencken. Jch that es mit ſo vieler Hoͤflichkeit, daß ich glaubte, der Hr. Prof. Manzel wuͤrde meine Freyheit nicht uͤbel nehmen. Jch redete ernſthaft mit ihm; da ich hergegen mit andern, die vieleicht ge- rechter waren, als er, nur meinen Muth- willen trieb. Er ward aber dennoch boͤſe, und geberdete ſich aͤrger, als alle meine an- dern Gegner. Dieſe Auffuͤhrung kam mir um ſo viel wunderlicher vor, je weniger ich dem Hn. Prof. Manzel Gelegenheit dazu ge- geben hatte. Sie war ſo unordentlich, und einem Gelehrten ſo unanſtaͤndig, daß ich mich nicht habe entbrechen koͤnnen, ihm in dieſer Vorrede, ohne Heucheley, meine Mei- nung daruͤber zu ſagen. Will er mir dieſes uͤbel nehmen, ſo muß ich es geſchehen laſſen. Jch werde zu frieden ſeyn, wenn er nur end-
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gen ſeine Perſon, ſondern bloß die Liebe zur
Wahrheit zum Grunde hat. Jch hege kei-
nen Wiederwillen gegen ihn, und wuͤnſche
nichts ſo ſehr, als Gelegenheit zu haben,
ihm zu dienen, und ihm wirckliche Proben
meiner Freundſchaft zu geben. Allein ſei-
ne Schriften gefallen mir nicht. Jch habe
dieſes mit den meiſten gemein, die ſie geleſen
haben. Nur unterſcheide ich mich darinn
von andern, daß ich aufrichtig ſage, was
ſie alle gedencken. Jch that es mit ſo vieler
Hoͤflichkeit, daß ich glaubte, der Hr. Prof.
Manzel wuͤrde meine Freyheit nicht uͤbel
nehmen. Jch redete ernſthaft mit ihm;
da ich hergegen mit andern, die vieleicht ge-
rechter waren, als er, nur meinen Muth-
willen trieb. Er ward aber dennoch boͤſe,
und geberdete ſich aͤrger, als alle meine an-
dern Gegner. Dieſe Auffuͤhrung kam mir
um ſo viel wunderlicher vor, je weniger ich
dem Hn. Prof. Manzel Gelegenheit dazu ge-
geben hatte. Sie war ſo unordentlich, und
einem Gelehrten ſo unanſtaͤndig, daß ich
mich nicht habe entbrechen koͤnnen, ihm in
dieſer Vorrede, ohne Heucheley, meine Mei-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/677>, abgerufen am 22.11.2024.
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