lich begreifet, was eine gar zu grosse Em- pfindlithkeit vor schlimme Folgen hat, oder wenigstens andere gar zu empfindliche Scri- benten sich an seinem Exempel spiegeln, und einen bescheidenen Wiederspruch mit Ge- duld ertragen lernen.
Von dem Jnhalt meiner Anmerkun- gen über das neue Recht der Natur des Hn. Prof. Manzels muß ich noch etwas sagen. Jch weiß nicht, ob es viel oder wenig seyn wird: Doch will ich es so kurtz machen, als es mir immer möglich ist.
Es hatte der Hr. Prof. Manzel sein Recht der Natur auf den Stand der Un- schuld gegründet, und sich viele Mühe gege- ben, aus der Vernunft zu beweisen, daß der erste Mensch höchst vollkommen erschaf- fen worden: aber seine Vollkommenheit durch einen gewaltsamen Zufall verlohren habe. Seine Gründe kamen mir sehr schwach vor. Jch wiederlegte sie, und zeig- te, daß die ihr selbst gelassene Vernunft von dem Stande der Unschuld nichts wisse; ja daß ihr derselbe unbegreiflich, und der ge- waltsame Zufall, durch welchen der erste Mensch um seine ursprüngliche Vollkom- menheit gekommen seyn sollte, gar unmög- lich vorkomme. Es scheinet also, als wenn
ich
(o)
lich begreifet, was eine gar zu groſſe Em- pfindlithkeit vor ſchlimme Folgen hat, oder wenigſtens andere gar zu empfindliche Scri- benten ſich an ſeinem Exempel ſpiegeln, und einen beſcheidenen Wiederſpruch mit Ge- duld ertragen lernen.
Von dem Jnhalt meiner Anmerkun- gen uͤber das neue Recht der Natur des Hn. Prof. Manzels muß ich noch etwas ſagen. Jch weiß nicht, ob es viel oder wenig ſeyn wird: Doch will ich es ſo kurtz machen, als es mir immer moͤglich iſt.
Es hatte der Hr. Prof. Manzel ſein Recht der Natur auf den Stand der Un- ſchuld gegruͤndet, und ſich viele Muͤhe gege- ben, aus der Vernunft zu beweiſen, daß der erſte Menſch hoͤchſt vollkommen erſchaf- fen worden: aber ſeine Vollkommenheit durch einen gewaltſamen Zufall verlohren habe. Seine Gruͤnde kamen mir ſehr ſchwach vor. Jch wiederlegte ſie, und zeig- te, daß die ihr ſelbſt gelaſſene Vernunft von dem Stande der Unſchuld nichts wiſſe; ja daß ihr derſelbe unbegreiflich, und der ge- waltſame Zufall, durch welchen der erſte Menſch um ſeine urſpruͤngliche Vollkom- menheit gekommen ſeyn ſollte, gar unmoͤg- lich vorkomme. Es ſcheinet alſo, als wenn
ich
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lich begreifet, was eine gar zu groſſe Em-
pfindlithkeit vor ſchlimme Folgen hat, oder
wenigſtens andere gar zu empfindliche Scri-
benten ſich an ſeinem Exempel ſpiegeln, und
einen beſcheidenen Wiederſpruch mit Ge-
duld ertragen lernen.
Von dem Jnhalt meiner Anmerkun-
gen uͤber das neue Recht der Natur des Hn.
Prof. Manzels muß ich noch etwas ſagen.
Jch weiß nicht, ob es viel oder wenig ſeyn
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es mir immer moͤglich iſt.
Es hatte der Hr. Prof. Manzel ſein
Recht der Natur auf den Stand der Un-
ſchuld gegruͤndet, und ſich viele Muͤhe gege-
ben, aus der Vernunft zu beweiſen, daß
der erſte Menſch hoͤchſt vollkommen erſchaf-
fen worden: aber ſeine Vollkommenheit
durch einen gewaltſamen Zufall verlohren
habe. Seine Gruͤnde kamen mir ſehr
ſchwach vor. Jch wiederlegte ſie, und zeig-
te, daß die ihr ſelbſt gelaſſene Vernunft von
dem Stande der Unſchuld nichts wiſſe; ja
daß ihr derſelbe unbegreiflich, und der ge-
waltſame Zufall, durch welchen der erſte
Menſch um ſeine urſpruͤngliche Vollkom-
menheit gekommen ſeyn ſollte, gar unmoͤg-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/678>, abgerufen am 22.11.2024.
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