sich, eben so wohl, als wie der Hitze und Kälte, durch Kunst verwahren muß, oh- ne vor sich darauf zu verfallen, daß man vor Zeiten dieser Mühe überhoben gewe- sen sey. Jch gestehe, es wäre besser, daß man von diesem Ungemache frey wäre, und die Vernunft erkennet es auch: Aber dar- um glaubt sie nicht, daß das menschliche Geschlecht sich jemahlen in einem so beglück- ten Zustande befunden habe, so wenig, als sie sich einbildet, daß die Erdkugel vor Al- ters mit Canälen, wie der Globus mit Strichen, durchschnitten gewesen, und daß es in der gantzen Welt ausgesehen ha- be, als in Holland; obgleich diese Einrich- tung unstreitig besser ist, als die ietzige.
Sie ist viel zubescheiden, als daß sie von der Natur verlangen sollte, sich in ihren Wirckungen noch der Phantasie eigennützi- ger Menschen zu richten. Sie machet einen Unterscheid unter Natur und Kunst, und erwartet nicht von jener, was ihr nur diese geben kan. Sie siehet, daß alle Wercke der Natur roh sind, und einer Ausarbei- tung und Zubereitung bedürfen. Die Kunst muß der Natur zu Hülfe kommen, und der Mensch würde sich kümmerlich behelfen müssen, wenn er mit dem, was die Natur
ihm
(o)
ſich, eben ſo wohl, als wie der Hitze und Kaͤlte, durch Kunſt verwahren muß, oh- ne vor ſich darauf zu verfallen, daß man vor Zeiten dieſer Muͤhe uͤberhoben gewe- ſen ſey. Jch geſtehe, es waͤre beſſer, daß man von dieſem Ungemache frey waͤre, und die Vernunft erkennet es auch: Aber dar- um glaubt ſie nicht, daß das menſchliche Geſchlecht ſich jemahlen in einem ſo begluͤck- ten Zuſtande befunden habe, ſo wenig, als ſie ſich einbildet, daß die Erdkugel vor Al- ters mit Canaͤlen, wie der Globus mit Strichen, durchſchnitten geweſen, und daß es in der gantzen Welt ausgeſehen ha- be, als in Holland; obgleich dieſe Einrich- tung unſtreitig beſſer iſt, als die ietzige.
Sie iſt viel zubeſcheiden, als daß ſie von der Natur verlangen ſollte, ſich in ihren Wirckungen noch der Phantaſie eigennuͤtzi- ger Menſchen zu richten. Sie machet einen Unterſcheid unter Natur und Kunſt, und erwartet nicht von jener, was ihr nur dieſe geben kan. Sie ſiehet, daß alle Wercke der Natur roh ſind, und einer Ausarbei- tung und Zubereitung beduͤrfen. Die Kunſt muß der Natur zu Huͤlfe kommen, und der Menſch wuͤrde ſich kuͤmmerlich behelfen muͤſſen, wenn er mit dem, was die Natur
ihm
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(o)
ſich, eben ſo wohl, als wie der Hitze und
Kaͤlte, durch Kunſt verwahren muß, oh-
ne vor ſich darauf zu verfallen, daß man
vor Zeiten dieſer Muͤhe uͤberhoben gewe-
ſen ſey. Jch geſtehe, es waͤre beſſer, daß
man von dieſem Ungemache frey waͤre, und
die Vernunft erkennet es auch: Aber dar-
um glaubt ſie nicht, daß das menſchliche
Geſchlecht ſich jemahlen in einem ſo begluͤck-
ten Zuſtande befunden habe, ſo wenig, als
ſie ſich einbildet, daß die Erdkugel vor Al-
ters mit Canaͤlen, wie der Globus mit
Strichen, durchſchnitten geweſen, und
daß es in der gantzen Welt ausgeſehen ha-
be, als in Holland; obgleich dieſe Einrich-
tung unſtreitig beſſer iſt, als die ietzige.
Sie iſt viel zubeſcheiden, als daß ſie
von der Natur verlangen ſollte, ſich in ihren
Wirckungen noch der Phantaſie eigennuͤtzi-
ger Menſchen zu richten. Sie machet einen
Unterſcheid unter Natur und Kunſt, und
erwartet nicht von jener, was ihr nur dieſe
geben kan. Sie ſiehet, daß alle Wercke
der Natur roh ſind, und einer Ausarbei-
tung und Zubereitung beduͤrfen. Die Kunſt
muß der Natur zu Huͤlfe kommen, und der
Menſch wuͤrde ſich kuͤmmerlich behelfen
muͤſſen, wenn er mit dem, was die Natur
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/682>, abgerufen am 22.11.2024.
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