rung und Erhaltung dienlich sind, zu ge- brauchen. GOtt muß also einer jeden Crea- tur den Gebrauch der andern frey geben. Der Gebrauch der Creaturen ist nichts an- ders, als der Gebrauch des göttlichen Ei- genthums. Da nun dieser Gebrauch, ob er gleich den Untergang vieler Creaturen mit sich führet, dennoch zur Erhaltung der Creaturen nöthig ist; so ist auch der schein- bare Abgang den GOtt an seinem Eigen- thum leidet, eine Sache, ohne welche das- selbe nicht erhalten werden kan.
Man siehet also, daß aus dem Satz, daß GOtt der rechte Eigenthums-Herr aller Creaturen ist, nicht folge, was Herr Reinbeck daraus erzwingen will. Man siehet, daß es mit dem Eigenthum GOttes eine gantz andere Bewandniß habe, als mit einem menschlichem Eigenthum, und daß folglich GOtt, wenn man ihn ja einen Eigenthums-Herrn nennen will, ein gantz uneigentlicher Eigenthums-Herr sey: Weil er das Seine Preiß gegeben hat, und Preiß geben muß, wofern er nicht in kurtzen um alles kommen will.
Doch alles dieses thut eigentlich nichts zu meinem Zweck. Meine Absicht war nur, anzumercken, daß Herr Reinbeck hier einen
gantz
(o)
rung und Erhaltung dienlich ſind, zu ge- brauchen. GOtt muß alſo einer jeden Crea- tur den Gebrauch der andern frey geben. Der Gebrauch der Creaturen iſt nichts an- ders, als der Gebrauch des goͤttlichen Ei- genthums. Da nun dieſer Gebrauch, ob er gleich den Untergang vieler Creaturen mit ſich fuͤhret, dennoch zur Erhaltung der Creaturen noͤthig iſt; ſo iſt auch der ſchein- bare Abgang den GOtt an ſeinem Eigen- thum leidet, eine Sache, ohne welche daſ- ſelbe nicht erhalten werden kan.
Man ſiehet alſo, daß aus dem Satz, daß GOtt der rechte Eigenthums-Herr aller Creaturen iſt, nicht folge, was Herr Reinbeck daraus erzwingen will. Man ſiehet, daß es mit dem Eigenthum GOttes eine gantz andere Bewandniß habe, als mit einem menſchlichem Eigenthum, und daß folglich GOtt, wenn man ihn ja einen Eigenthums-Herrn nennen will, ein gantz uneigentlicher Eigenthums-Herr ſey: Weil er das Seine Preiß gegeben hat, und Preiß geben muß, wofern er nicht in kurtzen um alles kommen will.
Doch alles dieſes thut eigentlich nichts zu meinem Zweck. Meine Abſicht war nur, anzumercken, daß Herr Reinbeck hier einen
gantz
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(o)
rung und Erhaltung dienlich ſind, zu ge-
brauchen. GOtt muß alſo einer jeden Crea-
tur den Gebrauch der andern frey geben.
Der Gebrauch der Creaturen iſt nichts an-
ders, als der Gebrauch des goͤttlichen Ei-
genthums. Da nun dieſer Gebrauch, ob
er gleich den Untergang vieler Creaturen
mit ſich fuͤhret, dennoch zur Erhaltung der
Creaturen noͤthig iſt; ſo iſt auch der ſchein-
bare Abgang den GOtt an ſeinem Eigen-
thum leidet, eine Sache, ohne welche daſ-
ſelbe nicht erhalten werden kan.
Man ſiehet alſo, daß aus dem Satz, daß
GOtt der rechte Eigenthums-Herr aller
Creaturen iſt, nicht folge, was Herr
Reinbeck daraus erzwingen will. Man
ſiehet, daß es mit dem Eigenthum GOttes
eine gantz andere Bewandniß habe, als
mit einem menſchlichem Eigenthum, und
daß folglich GOtt, wenn man ihn ja einen
Eigenthums-Herrn nennen will, ein gantz
uneigentlicher Eigenthums-Herr ſey:
Weil er das Seine Preiß gegeben hat, und
Preiß geben muß, wofern er nicht in kurtzen
um alles kommen will.
Doch alles dieſes thut eigentlich nichts zu
meinem Zweck. Meine Abſicht war nur,
anzumercken, daß Herr Reinbeck hier einen
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/710>, abgerufen am 22.11.2024.
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