gantz andern Begrif von der Herrschaft des Menschen über die Creaturen giebt, als in den Willen seiner Betrachtungen, die ich schon untersuchet habe. Hier ist sie nichts, als die Erlaubniß, sich der Creaturen zu gebrauchen: Und darinn bin ich völlig mit dem Herrn Reinbeck einig. Jch gebe ihm gerne zu, daß, wenn Moses nichts anders sagen wollen, alles, was er von der Herr- schaft des Menschen über die Creaturen sagt, der Vernunft so gemäß sey, daß alle Welt es würde geglaubet haben, und wenn er es gleich nicht gesaget hätte.
Scimus, & hoc nobis non altius in- seret Ammon - (16)
Aber es wundert mich, warum Herr Reinbeck entweder bey diesem vernünftigen Begrif von der Herrschaft des Menschen über die Creaturen nicht geblieben ist, oder, wenn er diesen Begrif vor unzulänglich ge- halten, dennoch denselben an dem Orte zum Grunde geleget hat, da er die Ungläubigen überreden will, daß alles, was die Ofen- bahrung lehret, der Vernunft gemäß sey. Jch kan aus diesem Verfahren nichts an- ders schliessen, als daß er sich nicht ge- trauet hat, die unbegreiflichen Dinge, die
er
(16)Lucan. Lib. IX. v. 575.
(o)
gantz andern Begrif von der Herrſchaft des Menſchen uͤber die Creaturen giebt, als in den Willen ſeiner Betrachtungen, die ich ſchon unterſuchet habe. Hier iſt ſie nichts, als die Erlaubniß, ſich der Creaturen zu gebrauchen: Und darinn bin ich voͤllig mit dem Herrn Reinbeck einig. Jch gebe ihm gerne zu, daß, wenn Moſes nichts anders ſagen wollen, alles, was er von der Herr- ſchaft des Menſchen uͤber die Creaturen ſagt, der Vernunft ſo gemaͤß ſey, daß alle Welt es wuͤrde geglaubet haben, und wenn er es gleich nicht geſaget haͤtte.
Scimus, & hoc nobis non altius in- ſeret Ammon ‒ (16)
Aber es wundert mich, warum Herr Reinbeck entweder bey dieſem vernuͤnftigen Begrif von der Herrſchaft des Menſchen uͤber die Creaturen nicht geblieben iſt, oder, wenn er dieſen Begrif vor unzulaͤnglich ge- halten, dennoch denſelben an dem Orte zum Grunde geleget hat, da er die Unglaͤubigen uͤberreden will, daß alles, was die Ofen- bahrung lehret, der Vernunft gemaͤß ſey. Jch kan aus dieſem Verfahren nichts an- ders ſchlieſſen, als daß er ſich nicht ge- trauet hat, die unbegreiflichen Dinge, die
er
(16)Lucan. Lib. IX. v. 575.
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(o)
gantz andern Begrif von der Herrſchaft des
Menſchen uͤber die Creaturen giebt, als in
den Willen ſeiner Betrachtungen, die ich
ſchon unterſuchet habe. Hier iſt ſie nichts,
als die Erlaubniß, ſich der Creaturen zu
gebrauchen: Und darinn bin ich voͤllig mit
dem Herrn Reinbeck einig. Jch gebe ihm
gerne zu, daß, wenn Moſes nichts anders
ſagen wollen, alles, was er von der Herr-
ſchaft des Menſchen uͤber die Creaturen
ſagt, der Vernunft ſo gemaͤß ſey, daß alle
Welt es wuͤrde geglaubet haben, und wenn
er es gleich nicht geſaget haͤtte.
Scimus, & hoc nobis non altius in-
ſeret Ammon ‒ (16)
Aber es wundert mich, warum Herr
Reinbeck entweder bey dieſem vernuͤnftigen
Begrif von der Herrſchaft des Menſchen
uͤber die Creaturen nicht geblieben iſt, oder,
wenn er dieſen Begrif vor unzulaͤnglich ge-
halten, dennoch denſelben an dem Orte zum
Grunde geleget hat, da er die Unglaͤubigen
uͤberreden will, daß alles, was die Ofen-
bahrung lehret, der Vernunft gemaͤß ſey.
Jch kan aus dieſem Verfahren nichts an-
ders ſchlieſſen, als daß er ſich nicht ge-
trauet hat, die unbegreiflichen Dinge, die
er
(16) Lucan. Lib. IX. v. 575.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/711>, abgerufen am 22.11.2024.
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