Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
gantz andern Begrif von der Herrschaft des
Menschen über die Creaturen giebt, als in
den Willen seiner Betrachtungen, die ich
schon untersuchet habe. Hier ist sie nichts,
als die Erlaubniß, sich der Creaturen zu
gebrauchen: Und darinn bin ich völlig mit
dem Herrn Reinbeck einig. Jch gebe ihm
gerne zu, daß, wenn Moses nichts anders
sagen wollen, alles, was er von der Herr-
schaft des Menschen über die Creaturen
sagt, der Vernunft so gemäß sey, daß alle
Welt es würde geglaubet haben, und wenn
er es gleich nicht gesaget hätte.

Scimus, & hoc nobis non altius in-
seret Ammon - (16)

Aber es wundert mich, warum Herr
Reinbeck entweder bey diesem vernünftigen
Begrif von der Herrschaft des Menschen
über die Creaturen nicht geblieben ist, oder,
wenn er diesen Begrif vor unzulänglich ge-
halten, dennoch denselben an dem Orte zum
Grunde geleget hat, da er die Ungläubigen
überreden will, daß alles, was die Ofen-
bahrung lehret, der Vernunft gemäß sey.
Jch kan aus diesem Verfahren nichts an-
ders schliessen, als daß er sich nicht ge-
trauet hat, die unbegreiflichen Dinge, die

er
(16) Lucan. Lib. IX. v. 575.

(o)
gantz andern Begrif von der Herrſchaft des
Menſchen uͤber die Creaturen giebt, als in
den Willen ſeiner Betrachtungen, die ich
ſchon unterſuchet habe. Hier iſt ſie nichts,
als die Erlaubniß, ſich der Creaturen zu
gebrauchen: Und darinn bin ich voͤllig mit
dem Herrn Reinbeck einig. Jch gebe ihm
gerne zu, daß, wenn Moſes nichts anders
ſagen wollen, alles, was er von der Herr-
ſchaft des Menſchen uͤber die Creaturen
ſagt, der Vernunft ſo gemaͤß ſey, daß alle
Welt es wuͤrde geglaubet haben, und wenn
er es gleich nicht geſaget haͤtte.

Scimus, & hoc nobis non altius in-
ſeret Ammon(16)

Aber es wundert mich, warum Herr
Reinbeck entweder bey dieſem vernuͤnftigen
Begrif von der Herrſchaft des Menſchen
uͤber die Creaturen nicht geblieben iſt, oder,
wenn er dieſen Begrif vor unzulaͤnglich ge-
halten, dennoch denſelben an dem Orte zum
Grunde geleget hat, da er die Unglaͤubigen
uͤberreden will, daß alles, was die Ofen-
bahrung lehret, der Vernunft gemaͤß ſey.
Jch kan aus dieſem Verfahren nichts an-
ders ſchlieſſen, als daß er ſich nicht ge-
trauet hat, die unbegreiflichen Dinge, die

er
(16) Lucan. Lib. IX. v. 575.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0711" n="619"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
gantz andern Begrif von der Herr&#x017F;chaft des<lb/>
Men&#x017F;chen u&#x0364;ber die Creaturen giebt, als in<lb/>
den Willen &#x017F;einer Betrachtungen, die ich<lb/>
&#x017F;chon unter&#x017F;uchet habe. Hier i&#x017F;t &#x017F;ie nichts,<lb/>
als die Erlaubniß, &#x017F;ich der Creaturen zu<lb/>
gebrauchen: Und darinn bin ich vo&#x0364;llig mit<lb/>
dem Herrn Reinbeck einig. Jch gebe ihm<lb/>
gerne zu, daß, wenn Mo&#x017F;es nichts anders<lb/>
&#x017F;agen wollen, alles, was er von der Herr-<lb/>
&#x017F;chaft des Men&#x017F;chen u&#x0364;ber die Creaturen<lb/>
&#x017F;agt, der Vernunft &#x017F;o gema&#x0364;ß &#x017F;ey, daß alle<lb/>
Welt es wu&#x0364;rde geglaubet haben, und wenn<lb/>
er es gleich nicht ge&#x017F;aget ha&#x0364;tte.</p><lb/>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#aq">Scimus, &amp; hoc nobis non altius in-</hi><lb/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">&#x017F;eret Ammon</hi> &#x2012; <note place="foot" n="(16)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lucan. Lib. IX. v.</hi></hi> 575.</note></hi> </quote>
          </cit><lb/>
          <p>Aber es wundert mich, warum Herr<lb/>
Reinbeck entweder bey die&#x017F;em vernu&#x0364;nftigen<lb/>
Begrif von der Herr&#x017F;chaft des Men&#x017F;chen<lb/>
u&#x0364;ber die Creaturen nicht geblieben i&#x017F;t, oder,<lb/>
wenn er die&#x017F;en Begrif vor unzula&#x0364;nglich ge-<lb/>
halten, dennoch den&#x017F;elben an dem Orte zum<lb/>
Grunde geleget hat, da er die Ungla&#x0364;ubigen<lb/>
u&#x0364;berreden will, daß alles, was die Ofen-<lb/>
bahrung lehret, der Vernunft gema&#x0364;ß &#x017F;ey.<lb/>
Jch kan aus die&#x017F;em Verfahren nichts an-<lb/>
ders &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, als daß er &#x017F;ich nicht ge-<lb/>
trauet hat, die unbegreiflichen Dinge, die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[619/0711] (o) gantz andern Begrif von der Herrſchaft des Menſchen uͤber die Creaturen giebt, als in den Willen ſeiner Betrachtungen, die ich ſchon unterſuchet habe. Hier iſt ſie nichts, als die Erlaubniß, ſich der Creaturen zu gebrauchen: Und darinn bin ich voͤllig mit dem Herrn Reinbeck einig. Jch gebe ihm gerne zu, daß, wenn Moſes nichts anders ſagen wollen, alles, was er von der Herr- ſchaft des Menſchen uͤber die Creaturen ſagt, der Vernunft ſo gemaͤß ſey, daß alle Welt es wuͤrde geglaubet haben, und wenn er es gleich nicht geſaget haͤtte. Scimus, & hoc nobis non altius in- ſeret Ammon ‒ (16) Aber es wundert mich, warum Herr Reinbeck entweder bey dieſem vernuͤnftigen Begrif von der Herrſchaft des Menſchen uͤber die Creaturen nicht geblieben iſt, oder, wenn er dieſen Begrif vor unzulaͤnglich ge- halten, dennoch denſelben an dem Orte zum Grunde geleget hat, da er die Unglaͤubigen uͤberreden will, daß alles, was die Ofen- bahrung lehret, der Vernunft gemaͤß ſey. Jch kan aus dieſem Verfahren nichts an- ders ſchlieſſen, als daß er ſich nicht ge- trauet hat, die unbegreiflichen Dinge, die er (16) Lucan. Lib. IX. v. 575.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/711
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/711>, abgerufen am 22.11.2024.