Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite
(o)
Hochwohlgebohrner etc.

Jch bin Ew. Hochwohlgeb. sehr verbunden,
daß Sie mir die Schrift des Hrn. Prof.
Manzels haben schicken wollen, von wel-
cher Sie neulich erwehnten: Allein es gefällt mir
nicht, daß Sie meine Meinung von derselben zu wis-
sen verlangen. Ew. Howohlgeb. sind weit geschickter,
als ich, von der Stärcke und Schwäche einer solchen
Schrift, und ich viel zu wenig von der Arbeit des Hn.
Mantzels zu urtheilen. Jndessen, da ich besorgen muß,
Ew. Hochwohlgeb. möchten diese Entschuldigung
nicht gelten lassen, und meine Bescheidenheit vor
verstellet halten: So habe ich Dero Befehl gehorsa-
men, und meine wenigen Gedancken von dem neuen
Recht der Natur des Hrn. Manzels zu Papier brin-
gen wollen.

Ew. Hochwohlgeb. mögen urtheilen, ob ich den
Sinn des Hrn. Manzels allemahl recht getrofen ha-
be. Jch weiß es nicht, und gestehe gerne, daß ich mich
in das neue Recht der Natur, so derselbe einführen
will, noch nicht zufinden weiß. Jch lese zwar in der
Vorrede, daß seine Absicht sey, der Verwirrung vor-
zubeugen: welche aus vielen Ursachen, die Er nahmhaft
machet, im Rechte der Natur entstehet: Jch bekenne
auch, daß dieses ein Vorhaben sey, das unstreitig
Lob verdienet: Allein, zu geschweigen, daß mancher
dencken möchte, die Verwirrung des Rechts der Na-
tur sey so gar groß nicht mehr, nachdem man ange-
fangen, ohne Absicht auf einiges Menschen Ansehen,
bloß aus der allgemeinen menschlichen Natur, die na-
türlichen Gesetze herzuleiten, und die Regeln der Ge-

rech-
R r 4
(o)
Hochwohlgebohrner ꝛc.

Jch bin Ew. Hochwohlgeb. ſehr verbunden,
daß Sie mir die Schrift des Hrn. Prof.
Manzels haben ſchicken wollen, von wel-
cher Sie neulich erwehnten: Allein es gefaͤllt mir
nicht, daß Sie meine Meinung von derſelben zu wiſ-
ſen verlangen. Ew. Howohlgeb. ſind weit geſchickter,
als ich, von der Staͤrcke und Schwaͤche einer ſolchen
Schrift, und ich viel zu wenig von der Arbeit des Hn.
Mantzels zu urtheilen. Jndeſſen, da ich beſorgen muß,
Ew. Hochwohlgeb. moͤchten dieſe Entſchuldigung
nicht gelten laſſen, und meine Beſcheidenheit vor
verſtellet halten: So habe ich Dero Befehl gehorſa-
men, und meine wenigen Gedancken von dem neuen
Recht der Natur des Hrn. Manzels zu Papier brin-
gen wollen.

Ew. Hochwohlgeb. moͤgen urtheilen, ob ich den
Sinn des Hrn. Manzels allemahl recht getrofen ha-
be. Jch weiß es nicht, und geſtehe gerne, daß ich mich
in das neue Recht der Natur, ſo derſelbe einfuͤhren
will, noch nicht zufinden weiß. Jch leſe zwar in der
Vorrede, daß ſeine Abſicht ſey, der Verwirrung vor-
zubeugen: welche aus vielen Uꝛſachen, die Er nahmhaft
machet, im Rechte der Natur entſtehet: Jch bekenne
auch, daß dieſes ein Vorhaben ſey, das unſtreitig
Lob verdienet: Allein, zu geſchweigen, daß mancher
dencken moͤchte, die Verwirrung des Rechts der Na-
tur ſey ſo gar groß nicht mehr, nachdem man ange-
fangen, ohne Abſicht auf einiges Menſchen Anſehen,
bloß aus der allgemeinen menſchlichen Natur, die na-
tuͤrlichen Geſetze herzuleiten, und die Regeln der Ge-

rech-
R r 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0723" n="631"/>
        <fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hochwohlgebohrner &#xA75B;c.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>ch bin Ew. Hochwohlgeb. &#x017F;ehr verbunden,<lb/>
daß Sie mir die Schrift des Hrn. Prof.<lb/>
Manzels haben &#x017F;chicken wollen, von wel-<lb/>
cher Sie neulich erwehnten: Allein es gefa&#x0364;llt mir<lb/>
nicht, daß Sie meine Meinung von der&#x017F;elben zu wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en verlangen. Ew. Howohlgeb. &#x017F;ind weit ge&#x017F;chickter,<lb/>
als ich, von der Sta&#x0364;rcke und Schwa&#x0364;che einer &#x017F;olchen<lb/>
Schrift, und ich viel zu wenig von der Arbeit des Hn.<lb/>
Mantzels zu urtheilen. Jnde&#x017F;&#x017F;en, da ich be&#x017F;orgen muß,<lb/>
Ew. Hochwohlgeb. mo&#x0364;chten die&#x017F;e Ent&#x017F;chuldigung<lb/>
nicht gelten la&#x017F;&#x017F;en, und meine Be&#x017F;cheidenheit vor<lb/>
ver&#x017F;tellet halten: So habe ich Dero Befehl gehor&#x017F;a-<lb/>
men, und meine wenigen Gedancken von dem neuen<lb/>
Recht der Natur des Hrn. Manzels zu Papier brin-<lb/>
gen wollen.</p><lb/>
          <p>Ew. Hochwohlgeb. mo&#x0364;gen urtheilen, ob ich den<lb/>
Sinn des Hrn. Manzels allemahl recht getrofen ha-<lb/>
be. Jch weiß es nicht, und ge&#x017F;tehe gerne, daß ich mich<lb/>
in das neue Recht der Natur, &#x017F;o der&#x017F;elbe einfu&#x0364;hren<lb/>
will, noch nicht zufinden weiß. Jch le&#x017F;e zwar in der<lb/>
Vorrede, daß &#x017F;eine Ab&#x017F;icht &#x017F;ey, der Verwirrung vor-<lb/>
zubeugen: welche aus vielen U&#xA75B;&#x017F;achen, die Er nahmhaft<lb/>
machet, im Rechte der Natur ent&#x017F;tehet: Jch bekenne<lb/>
auch, daß die&#x017F;es ein Vorhaben &#x017F;ey, das un&#x017F;treitig<lb/>
Lob verdienet: Allein, zu ge&#x017F;chweigen, daß mancher<lb/>
dencken mo&#x0364;chte, die Verwirrung des Rechts der Na-<lb/>
tur &#x017F;ey &#x017F;o gar groß nicht mehr, nachdem man ange-<lb/>
fangen, ohne Ab&#x017F;icht auf einiges Men&#x017F;chen An&#x017F;ehen,<lb/>
bloß aus der allgemeinen men&#x017F;chlichen Natur, die na-<lb/>
tu&#x0364;rlichen Ge&#x017F;etze herzuleiten, und die Regeln der Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r 4</fw><fw place="bottom" type="catch">rech-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[631/0723] (o) Hochwohlgebohrner ꝛc. Jch bin Ew. Hochwohlgeb. ſehr verbunden, daß Sie mir die Schrift des Hrn. Prof. Manzels haben ſchicken wollen, von wel- cher Sie neulich erwehnten: Allein es gefaͤllt mir nicht, daß Sie meine Meinung von derſelben zu wiſ- ſen verlangen. Ew. Howohlgeb. ſind weit geſchickter, als ich, von der Staͤrcke und Schwaͤche einer ſolchen Schrift, und ich viel zu wenig von der Arbeit des Hn. Mantzels zu urtheilen. Jndeſſen, da ich beſorgen muß, Ew. Hochwohlgeb. moͤchten dieſe Entſchuldigung nicht gelten laſſen, und meine Beſcheidenheit vor verſtellet halten: So habe ich Dero Befehl gehorſa- men, und meine wenigen Gedancken von dem neuen Recht der Natur des Hrn. Manzels zu Papier brin- gen wollen. Ew. Hochwohlgeb. moͤgen urtheilen, ob ich den Sinn des Hrn. Manzels allemahl recht getrofen ha- be. Jch weiß es nicht, und geſtehe gerne, daß ich mich in das neue Recht der Natur, ſo derſelbe einfuͤhren will, noch nicht zufinden weiß. Jch leſe zwar in der Vorrede, daß ſeine Abſicht ſey, der Verwirrung vor- zubeugen: welche aus vielen Uꝛſachen, die Er nahmhaft machet, im Rechte der Natur entſtehet: Jch bekenne auch, daß dieſes ein Vorhaben ſey, das unſtreitig Lob verdienet: Allein, zu geſchweigen, daß mancher dencken moͤchte, die Verwirrung des Rechts der Na- tur ſey ſo gar groß nicht mehr, nachdem man ange- fangen, ohne Abſicht auf einiges Menſchen Anſehen, bloß aus der allgemeinen menſchlichen Natur, die na- tuͤrlichen Geſetze herzuleiten, und die Regeln der Ge- rech- R r 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/723
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/723>, abgerufen am 22.11.2024.