egen können mit eben der Lust. Wir können also der gantzen Betrachtung des Hrn. Prof. täglich entbeh- ren. Es ist nicht nöhtig, daß mansagt, es sey mit dem Wachsen des Korns eine Veränderung vorgegange.
VI. Jch habe gesagt, daß es übel stehe, daß der Hr. Prof. seine Zuflucht zur Ofenbahrung genom- men, da Er gesehen, daß Er sonst nicht fortkommen würde. Nun will ich noch hinzuthun, daß auch die Ofenbahrung ihn wieder meine Einwürfe nicht siche- re. Jch gebe ihm zu, daß das Korn nicht ausgeschlos- sen werde, wann GOtt sagt: Die Erde lasse aufge- hen Graß und Kraut, das sich besaame u.s.w. Was wird aber dann daraus? Daß die Erde nun vor sich kein Korn mehr hervorbringet, beweiset nicht, daß sich etwas gewaltsames begeben habe, weswegen GOtt seinen Seegen einiger massen zurück genom- men. Violentum aliquod accidisse, propter quod Deus benedictionem hanc suam aliquantulum retractaverit (§. 27.) Dieses war nicht mehr nöthig, weil GOtt den hervorzubringenden Gewächsen schon die Kraft beygeleget hatte, sich durch den Saamen fortzupflantzen.
Was macht sich dann der Hr. Prof. vor Scru- pel? Ja, spricht Er, die Erde bringt doch vor sich kein Korn mehr hervor. Jch antworte: Sie soll nicht, und kan auch nicht. Nicht darum, weil sie verflucht ist; sondern eines theils, weil, da GOtt dem Korn die Kraft gegeben, sich zu besaamen. Eine Her- vorbringung desselben ohne Saamen unnöthig, und andern theils, weil es, da die Menschen das Getreyde vom Felde wegnehmen, und also die natürliche Fort- pflantzung verhindern, unmöglich ist, daß der
Saa-
(o)
egen koͤnnen mit eben der Luſt. Wir koͤnnen alſo der gantzen Betrachtung des Hrn. Prof. taͤglich entbeh- ren. Es iſt nicht noͤhtig, daß manſagt, es ſey mit dem Wachſen des Korns eine Veraͤnderung vorgegangē.
VI. Jch habe geſagt, daß es uͤbel ſtehe, daß der Hr. Prof. ſeine Zuflucht zur Ofenbahrung genom- men, da Er geſehen, daß Er ſonſt nicht fortkommen wuͤrde. Nun will ich noch hinzuthun, daß auch die Ofenbahrung ihn wieder meine Einwuͤrfe nicht ſiche- re. Jch gebe ihm zu, daß das Korn nicht ausgeſchloſ- ſen werde, wann GOtt ſagt: Die Erde laſſe aufge- hen Graß und Kraut, das ſich beſaame u.ſ.w. Was wird aber dann daraus? Daß die Erde nun vor ſich kein Korn mehr hervorbringet, beweiſet nicht, daß ſich etwas gewaltſames begeben habe, weswegen GOtt ſeinen Seegen einiger maſſen zuruͤck genom- men. Violentum aliquod accidiſſe, propter quod Deus benedictionem hanc ſuam aliquantulum retractaverit (§. 27.) Dieſes war nicht mehr noͤthig, weil GOtt den hervorzubringenden Gewaͤchſen ſchon die Kraft beygeleget hatte, ſich durch den Saamen fortzupflantzen.
Was macht ſich dann der Hr. Prof. vor Scru- pel? Ja, ſpricht Er, die Erde bringt doch vor ſich kein Korn mehr hervor. Jch antworte: Sie ſoll nicht, und kan auch nicht. Nicht darum, weil ſie verflucht iſt; ſondern eines theils, weil, da GOtt dem Korn die Kraft gegeben, ſich zu beſaamen. Eine Her- vorbringung deſſelben ohne Saamen unnoͤthig, und andern theils, weil es, da die Menſchen das Getreyde vom Felde wegnehmen, und alſo die natuͤrliche Fort- pflantzung verhindern, unmoͤglich iſt, daß der
Saa-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0768"n="676"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
egen koͤnnen mit eben der Luſt. Wir koͤnnen alſo der<lb/>
gantzen Betrachtung des Hrn. Prof. taͤglich entbeh-<lb/>
ren. Es iſt nicht noͤhtig, daß manſagt, es ſey mit dem<lb/>
Wachſen des Korns eine Veraͤnderung vorgegangē.</p><lb/><p><hirendition="#aq">VI.</hi> Jch habe geſagt, daß es uͤbel ſtehe, daß der<lb/>
Hr. Prof. ſeine Zuflucht zur Ofenbahrung genom-<lb/>
men, da Er geſehen, daß Er ſonſt nicht fortkommen<lb/>
wuͤrde. Nun will ich noch hinzuthun, daß auch die<lb/>
Ofenbahrung ihn wieder meine Einwuͤrfe nicht ſiche-<lb/>
re. Jch gebe ihm zu, daß das Korn nicht ausgeſchloſ-<lb/>ſen werde, wann GOtt ſagt: Die Erde laſſe aufge-<lb/>
hen Graß und Kraut, das ſich beſaame u.ſ.w. Was<lb/>
wird aber dann daraus? Daß die Erde nun vor ſich<lb/>
kein Korn mehr hervorbringet, beweiſet nicht, daß<lb/>ſich etwas gewaltſames begeben habe, weswegen<lb/>
GOtt ſeinen Seegen einiger maſſen zuruͤck genom-<lb/>
men. <hirendition="#aq">Violentum aliquod accidiſſe, propter quod<lb/>
Deus benedictionem hanc ſuam aliquantulum<lb/>
retractaverit</hi> (§. 27.) Dieſes war nicht mehr noͤthig,<lb/>
weil GOtt den hervorzubringenden Gewaͤchſen ſchon<lb/>
die Kraft beygeleget hatte, ſich durch den Saamen<lb/>
fortzupflantzen.</p><lb/><p>Was macht ſich dann der Hr. Prof. vor Scru-<lb/>
pel? Ja, ſpricht Er, die Erde bringt doch vor ſich<lb/>
kein Korn mehr hervor. Jch antworte: Sie ſoll<lb/>
nicht, und kan auch nicht. Nicht darum, weil ſie<lb/>
verflucht iſt; ſondern eines theils, weil, da GOtt dem<lb/>
Korn die Kraft gegeben, ſich zu beſaamen. Eine Her-<lb/>
vorbringung deſſelben ohne Saamen unnoͤthig, und<lb/>
andern theils, weil es, da die Menſchen das Getreyde<lb/>
vom Felde wegnehmen, und alſo die natuͤrliche Fort-<lb/>
pflantzung verhindern, unmoͤglich iſt, daß der<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Saa-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[676/0768]
(o)
egen koͤnnen mit eben der Luſt. Wir koͤnnen alſo der
gantzen Betrachtung des Hrn. Prof. taͤglich entbeh-
ren. Es iſt nicht noͤhtig, daß manſagt, es ſey mit dem
Wachſen des Korns eine Veraͤnderung vorgegangē.
VI. Jch habe geſagt, daß es uͤbel ſtehe, daß der
Hr. Prof. ſeine Zuflucht zur Ofenbahrung genom-
men, da Er geſehen, daß Er ſonſt nicht fortkommen
wuͤrde. Nun will ich noch hinzuthun, daß auch die
Ofenbahrung ihn wieder meine Einwuͤrfe nicht ſiche-
re. Jch gebe ihm zu, daß das Korn nicht ausgeſchloſ-
ſen werde, wann GOtt ſagt: Die Erde laſſe aufge-
hen Graß und Kraut, das ſich beſaame u.ſ.w. Was
wird aber dann daraus? Daß die Erde nun vor ſich
kein Korn mehr hervorbringet, beweiſet nicht, daß
ſich etwas gewaltſames begeben habe, weswegen
GOtt ſeinen Seegen einiger maſſen zuruͤck genom-
men. Violentum aliquod accidiſſe, propter quod
Deus benedictionem hanc ſuam aliquantulum
retractaverit (§. 27.) Dieſes war nicht mehr noͤthig,
weil GOtt den hervorzubringenden Gewaͤchſen ſchon
die Kraft beygeleget hatte, ſich durch den Saamen
fortzupflantzen.
Was macht ſich dann der Hr. Prof. vor Scru-
pel? Ja, ſpricht Er, die Erde bringt doch vor ſich
kein Korn mehr hervor. Jch antworte: Sie ſoll
nicht, und kan auch nicht. Nicht darum, weil ſie
verflucht iſt; ſondern eines theils, weil, da GOtt dem
Korn die Kraft gegeben, ſich zu beſaamen. Eine Her-
vorbringung deſſelben ohne Saamen unnoͤthig, und
andern theils, weil es, da die Menſchen das Getreyde
vom Felde wegnehmen, und alſo die natuͤrliche Fort-
pflantzung verhindern, unmoͤglich iſt, daß der
Saa-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/768>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.