weil er selbst (§. 51.) da er uns lehret, wie sich der Mensch im Stande der Unschuld würde genehret baben, sagt, der Mensch würde, Kraft seiner Herrschaft über die Thiere, wilde Thiere, Vö- gel und Fische gefangen und gegessen haben jure dominii occuparunt FERAS, volucres & pis- ces. Fera heißt aber in meinem Donat ein wil- des Thier.
Gesetzt nun er verträgt sich mit ihm selbst, und bleibt bey der Meinung, die ich ihm kaum zutraue, so muß er glauben, daß Jhro menschliche Majestät in dem Stande ihrer Vollkommenheit ihre vierfüßige Unterthanen so weißlich zu regieren, und dergestalt in Ordnung zu halten gewust, daß, wie der Prophet sagt, die Wölfe bey den Lämmern geweidet, und die Pardel bey den Böcken gelegen: Ein kleiner Knabe Kälber, junge Löwen und Mast-Vieh mit einander getrieben: daß Kühe und Löwen an einer Weide ge- gangen, ihre Jungen bey einander gelegen, und Löwen Stroh gefressen, wie die Ochsen (18).
Er muß glauben, daß GOTT den Thieren nicht die geringste Begierde, ihr Leben zu erhalten, und äusserliche Gewalt und Nachstellung zu fliehen, einge- preget habe; sondern daß die Vögel sich mit Händen greifen lassen, oder der Mensch, wann er Lust bekom- men einen gebratenen Hasen zu essen, nur, et- wan wie die Lapländer es mit ihren Renn-Thieren machen, in ein Horn stossen dürfen, worauf dann so gleich eine Menge dieser furchtsamen Creaturen herzu gelaufen, aus welcher sich der Mensch die fettesten
aus-
(18)Jes. XI. 6. 7.
(o)
weil er ſelbſt (§. 51.) da er uns lehret, wie ſich der Menſch im Stande der Unſchuld wuͤrde genehret baben, ſagt, der Menſch wuͤrde, Kraft ſeiner Herrſchaft uͤber die Thiere, wilde Thiere, Voͤ- gel und Fiſche gefangen und gegeſſen haben jure dominii occuparunt FERAS, volucres & piſ- ces. Fera heißt aber in meinem Donat ein wil- des Thier.
Geſetzt nun er vertraͤgt ſich mit ihm ſelbſt, und bleibt bey der Meinung, die ich ihm kaum zutraue, ſo muß er glauben, daß Jhro menſchliche Majeſtaͤt in dem Stande ihrer Vollkommenheit ihre vierfuͤßige Unterthanen ſo weißlich zu regieren, und dergeſtalt in Ordnung zu halten gewuſt, daß, wie der Prophet ſagt, die Woͤlfe bey den Laͤmmern geweidet, und die Pardel bey den Boͤcken gelegen: Ein kleiner Knabe Kaͤlber, junge Loͤwen und Maſt-Vieh mit einander getrieben: daß Kuͤhe und Loͤwen an einer Weide ge- gangen, ihre Jungen bey einander gelegen, und Loͤwen Stroh gefreſſen, wie die Ochſen (18).
Er muß glauben, daß GOTT den Thieren nicht die geringſte Begierde, ihr Leben zu erhalten, und aͤuſſerliche Gewalt und Nachſtellung zu fliehen, einge- preget habe; ſondern daß die Voͤgel ſich mit Haͤnden greifen laſſen, oder der Menſch, wann er Luſt bekom- men einen gebratenen Haſen zu eſſen, nur, et- wan wie die Laplaͤnder es mit ihren Renn-Thieren machen, in ein Horn ſtoſſen duͤrfen, worauf dann ſo gleich eine Menge dieſer furchtſamen Creaturen herzu gelaufen, aus welcher ſich der Menſch die fetteſten
aus-
(18)Jeſ. XI. 6. 7.
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(o)
weil er ſelbſt (§. 51.) da er uns lehret, wie ſich der
Menſch im Stande der Unſchuld wuͤrde genehret
baben, ſagt, der Menſch wuͤrde, Kraft ſeiner
Herrſchaft uͤber die Thiere, wilde Thiere, Voͤ-
gel und Fiſche gefangen und gegeſſen haben jure
dominii occuparunt FERAS, volucres & piſ-
ces. Fera heißt aber in meinem Donat ein wil-
des Thier.
Geſetzt nun er vertraͤgt ſich mit ihm ſelbſt, und
bleibt bey der Meinung, die ich ihm kaum zutraue, ſo
muß er glauben, daß Jhro menſchliche Majeſtaͤt in
dem Stande ihrer Vollkommenheit ihre vierfuͤßige
Unterthanen ſo weißlich zu regieren, und dergeſtalt in
Ordnung zu halten gewuſt, daß, wie der Prophet
ſagt, die Woͤlfe bey den Laͤmmern geweidet, und die
Pardel bey den Boͤcken gelegen: Ein kleiner Knabe
Kaͤlber, junge Loͤwen und Maſt-Vieh mit einander
getrieben: daß Kuͤhe und Loͤwen an einer Weide ge-
gangen, ihre Jungen bey einander gelegen, und Loͤwen
Stroh gefreſſen, wie die Ochſen (18).
Er muß glauben, daß GOTT den Thieren
nicht die geringſte Begierde, ihr Leben zu erhalten, und
aͤuſſerliche Gewalt und Nachſtellung zu fliehen, einge-
preget habe; ſondern daß die Voͤgel ſich mit Haͤnden
greifen laſſen, oder der Menſch, wann er Luſt bekom-
men einen gebratenen Haſen zu eſſen, nur, et-
wan wie die Laplaͤnder es mit ihren Renn-Thieren
machen, in ein Horn ſtoſſen duͤrfen, worauf dann ſo
gleich eine Menge dieſer furchtſamen Creaturen herzu
gelaufen, aus welcher ſich der Menſch die fetteſten
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(18) Jeſ. XI. 6. 7.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/788>, abgerufen am 21.11.2024.
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