verfallen seyn, an eine Sammlung und neue Auflage solcher Kleinigkeiten zu geden- cken, die vieleicht kaum des ersten Drucks würdig gewesen sind.
Sind meine schwachen, murrischen, eigensinnigen und scheinheiligen Leser mit dieser Entschuldigung nicht zu frieden, so weiß ich nicht, wie ich es anfangen soll, ih- ren Zorn von mir abzuwenden. Buß- Thränen müssen sie von mir nicht erwar- ten. Denn, wie wenig ich auch in meine Schriften verliebt bin, so sehe ich sie doch nicht mit solchem Abscheu an, als Buchka seinen Muffel. Es gereuet mich nicht, daß ich sie gemacht habe. Jch liebe sie als meine Kinder, und meine Absicht ist nicht, sie in dieser Vorrede zu verfluchen. Jch ertheile ihnen, da ich sie von neuen in die Welt schicke, meinen väterlichen Seegen.
Dieses ist die lezte Pflicht, die ich ihnen leiste. Um ihr Schicksal werde ich mich wenig bekümmern. Sie haben schon Gu- tes und Böses erfahren, und es kan ihnen nicht viel ärger ergehen, als es ihnen er- gangen ist, da sie das erste mahl in der Welt erschienen. Wenigstens werden sie, allem Ansehen nach, nicht mehr so vielen ungleichen Urtheilen unterworfen seyn,
als
(o)
verfallen ſeyn, an eine Sammlung und neue Auflage ſolcher Kleinigkeiten zu geden- cken, die vieleicht kaum des erſten Drucks wuͤrdig geweſen ſind.
Sind meine ſchwachen, murriſchen, eigenſinnigen und ſcheinheiligen Leſer mit dieſer Entſchuldigung nicht zu frieden, ſo weiß ich nicht, wie ich es anfangen ſoll, ih- ren Zorn von mir abzuwenden. Buß- Thraͤnen muͤſſen ſie von mir nicht erwar- ten. Denn, wie wenig ich auch in meine Schriften verliebt bin, ſo ſehe ich ſie doch nicht mit ſolchem Abſcheu an, als Buchka ſeinen Muffel. Es gereuet mich nicht, daß ich ſie gemacht habe. Jch liebe ſie als meine Kinder, und meine Abſicht iſt nicht, ſie in dieſer Vorrede zu verfluchen. Jch ertheile ihnen, da ich ſie von neuen in die Welt ſchicke, meinen vaͤterlichen Seegen.
Dieſes iſt die lezte Pflicht, die ich ihnen leiſte. Um ihr Schickſal werde ich mich wenig bekuͤmmern. Sie haben ſchon Gu- tes und Boͤſes erfahren, und es kan ihnen nicht viel aͤrger ergehen, als es ihnen er- gangen iſt, da ſie das erſte mahl in der Welt erſchienen. Wenigſtens werden ſie, allem Anſehen nach, nicht mehr ſo vielen ungleichen Urtheilen unterworfen ſeyn,
als
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(o)
verfallen ſeyn, an eine Sammlung und
neue Auflage ſolcher Kleinigkeiten zu geden-
cken, die vieleicht kaum des erſten Drucks
wuͤrdig geweſen ſind.
Sind meine ſchwachen, murriſchen,
eigenſinnigen und ſcheinheiligen Leſer mit
dieſer Entſchuldigung nicht zu frieden, ſo
weiß ich nicht, wie ich es anfangen ſoll, ih-
ren Zorn von mir abzuwenden. Buß-
Thraͤnen muͤſſen ſie von mir nicht erwar-
ten. Denn, wie wenig ich auch in meine
Schriften verliebt bin, ſo ſehe ich ſie doch
nicht mit ſolchem Abſcheu an, als Buchka
ſeinen Muffel. Es gereuet mich nicht,
daß ich ſie gemacht habe. Jch liebe ſie als
meine Kinder, und meine Abſicht iſt nicht,
ſie in dieſer Vorrede zu verfluchen. Jch
ertheile ihnen, da ich ſie von neuen in die
Welt ſchicke, meinen vaͤterlichen Seegen.
Dieſes iſt die lezte Pflicht, die ich ihnen
leiſte. Um ihr Schickſal werde ich mich
wenig bekuͤmmern. Sie haben ſchon Gu-
tes und Boͤſes erfahren, und es kan ihnen
nicht viel aͤrger ergehen, als es ihnen er-
gangen iſt, da ſie das erſte mahl in der
Welt erſchienen. Wenigſtens werden ſie,
allem Anſehen nach, nicht mehr ſo vielen
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/8>, abgerufen am 21.11.2024.
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