als ehemahls; weil sie, eben darum, daß sie nicht mehr neu sind, wenig Käufer und Leser finden werden.
Dieses kan vieleicht den Herrn Verleger verdriessen: Aber mich nicht. Jch weiß, das satyrische Schriften, die wieder eine gewisse Person gerichtet sind, nur eine kur- tze Zeit gesuchet werden. Man hat ihrer bald satt; und wer einen Ruhm suchet, der dauren soll, und seinen Nahmen unsterb- lich machen will, der muß seine Sachen gantz anders anfangen, als ich. So hohe Absichten habe ich in meinem Schreiben nicht gehabt. Die Lust, die mit der Zeu- gung geistlicher Kinder verknüpfet ist, ist mein eintziger Endzweck gewesen. Diesen Endzweck habe ich erreichet. Damit bin ich zu frieden, und es soll mir gleich viel seyn, ob die Nachwelt sich noch an meinen Schriften ergetzet, oder ob man noch bey meinem Leben aufhöret, dieselbe zu lesen. Die Unsterblichkeit suche ich nicht. Jch will lieber
Un buffet bien garni pendant cent ant de vie Que mille autels apres ma mort.(1)
Jch
(1) S. Les Nouvelles oeuvres de Mr. le Pays p.
a 3
(o)
als ehemahls; weil ſie, eben darum, daß ſie nicht mehr neu ſind, wenig Kaͤufer und Leſer finden werden.
Dieſes kan vieleicht den Herrn Verleger verdrieſſen: Aber mich nicht. Jch weiß, das ſatyriſche Schriften, die wieder eine gewiſſe Perſon gerichtet ſind, nur eine kur- tze Zeit geſuchet werden. Man hat ihrer bald ſatt; und wer einen Ruhm ſuchet, der dauren ſoll, und ſeinen Nahmen unſterb- lich machen will, der muß ſeine Sachen gantz anders anfangen, als ich. So hohe Abſichten habe ich in meinem Schreiben nicht gehabt. Die Luſt, die mit der Zeu- gung geiſtlicher Kinder verknuͤpfet iſt, iſt mein eintziger Endzweck geweſen. Dieſen Endzweck habe ich erreichet. Damit bin ich zu frieden, und es ſoll mir gleich viel ſeyn, ob die Nachwelt ſich noch an meinen Schriften ergetzet, oder ob man noch bey meinem Leben aufhoͤret, dieſelbe zu leſen. Die Unſterblichkeit ſuche ich nicht. Jch will lieber
Un buffet bien garni pendant cent ant de vie Que mille autels aprés ma mort.(1)
Jch
(1) S. Les Nouvelles oeuvres de Mr. le Pays p.
a 3
<TEI><text><front><divtype="preface"n="1"><p><pbfacs="#f0009"n="5"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
als ehemahls; weil ſie, eben darum, daß<lb/>ſie nicht mehr neu ſind, wenig Kaͤufer und<lb/>
Leſer finden werden.</p><lb/><p>Dieſes kan vieleicht den Herrn Verleger<lb/>
verdrieſſen: Aber mich nicht. Jch weiß,<lb/>
das ſatyriſche Schriften, die wieder eine<lb/>
gewiſſe Perſon gerichtet ſind, nur eine kur-<lb/>
tze Zeit geſuchet werden. Man hat ihrer<lb/>
bald ſatt; und wer einen Ruhm ſuchet, der<lb/>
dauren ſoll, und ſeinen Nahmen unſterb-<lb/>
lich machen will, der muß ſeine Sachen<lb/>
gantz anders anfangen, als ich. So hohe<lb/>
Abſichten habe ich in meinem Schreiben<lb/>
nicht gehabt. Die Luſt, die mit der Zeu-<lb/>
gung geiſtlicher Kinder verknuͤpfet iſt, iſt<lb/>
mein eintziger Endzweck geweſen. Dieſen<lb/>
Endzweck habe ich erreichet. Damit bin<lb/>
ich zu frieden, und es ſoll mir gleich viel<lb/>ſeyn, ob die Nachwelt ſich noch an meinen<lb/>
Schriften ergetzet, oder ob man noch bey<lb/>
meinem Leben aufhoͤret, dieſelbe zu leſen.<lb/>
Die Unſterblichkeit ſuche ich nicht. Jch<lb/>
will lieber</p><lb/><cit><quote><hirendition="#aq">Un buffet bien garni pendant cent<lb/><hirendition="#et">ant de vie</hi><lb/>
Que mille autels aprés ma mort.</hi><noteplace="foot"n="(1)">S. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Les Nouvelles oeuvres de Mr. le Pays p.</hi></hi></note></quote></cit><lb/><fwplace="bottom"type="sig">a 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Jch</fw><lb/></div></front></text></TEI>
[5/0009]
(o)
als ehemahls; weil ſie, eben darum, daß
ſie nicht mehr neu ſind, wenig Kaͤufer und
Leſer finden werden.
Dieſes kan vieleicht den Herrn Verleger
verdrieſſen: Aber mich nicht. Jch weiß,
das ſatyriſche Schriften, die wieder eine
gewiſſe Perſon gerichtet ſind, nur eine kur-
tze Zeit geſuchet werden. Man hat ihrer
bald ſatt; und wer einen Ruhm ſuchet, der
dauren ſoll, und ſeinen Nahmen unſterb-
lich machen will, der muß ſeine Sachen
gantz anders anfangen, als ich. So hohe
Abſichten habe ich in meinem Schreiben
nicht gehabt. Die Luſt, die mit der Zeu-
gung geiſtlicher Kinder verknuͤpfet iſt, iſt
mein eintziger Endzweck geweſen. Dieſen
Endzweck habe ich erreichet. Damit bin
ich zu frieden, und es ſoll mir gleich viel
ſeyn, ob die Nachwelt ſich noch an meinen
Schriften ergetzet, oder ob man noch bey
meinem Leben aufhoͤret, dieſelbe zu leſen.
Die Unſterblichkeit ſuche ich nicht. Jch
will lieber
Un buffet bien garni pendant cent
ant de vie
Que mille autels aprés ma mort. (1)
Jch
(1) S. Les Nouvelles oeuvres de Mr. le Pays p.
a 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/9>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.