les Umstände gewesen sind, die nothwendig mit der Zeit verschwinden müssen; und da nun ihre Ver- gnüglichkeit und Friedfertigkeit sich auf diese Um- stände gegründet hat; so ist gleichfals klar, daß diese herrliche Eigenschaften sich nothwendig verliehren, und so wie die Welt sich gemehret, und, zu ihrem eige- nen Schaden, klüger worden, Gierigkeit und Zanck entstehen müssen.
Die Wahrheit dessen, was ich sage, fällt, deucht mich, so sehr in die Sinne, daß ich nicht einmahl vor nöthig halte, mich auf die wilden Völcker zu be- rufen, unter welchen der Streit demeo & tuo, so sel- ten ist, als er immer in der ersten Welt gewesen seyn mag. Zum deutlichen Beweiß, daß die Einführung des Eigenthums nicht aus dem Verlust einer erdich- teten Vollkommenheit herrühre: indem es noch Völcker giebt, die so leben als der Hr. Prof. Manzel meint, daß die ersten Menschen gelebet haben.
Wann nun Ew. Hochwohlgeb. aus dem, was ich bißher geschrieben habe, sehen, wie wenig die Vernunft von der ursprünglichen Vollkommenheit des Men- schen wisse, aus welcher der Hr. Prof. Manzel sein ei- gentlich so genanntes Recht der Natur herleiten will, so werden Sie sich unstreitig wundern, daß sich der Hr. Pr. kein Gewissen macht (§. 38.) zu sagen, er habe mit unumstößlichen Gründen dargethan, daß der Mensch diese Vollkommenheit verlohren habe, und in einem Zustande lebe, der von dem Zustande, in welchem sich der erste Mensch befunden, gantz unter- schieden ist.
Denn ob man ihm zwar leicht zugeben kan, daß die ersten Menschen nicht so arg gewesen sind, als wir;
so
(o)
les Umſtaͤnde geweſen ſind, die nothwendig mit der Zeit verſchwinden muͤſſen; und da nun ihre Ver- gnuͤglichkeit und Friedfertigkeit ſich auf dieſe Um- ſtaͤnde gegruͤndet hat; ſo iſt gleichfals klar, daß dieſe herrliche Eigenſchaften ſich nothwendig verliehren, und ſo wie die Welt ſich gemehret, und, zu ihrem eige- nen Schaden, kluͤger worden, Gierigkeit und Zanck entſtehen muͤſſen.
Die Wahrheit deſſen, was ich ſage, faͤllt, deucht mich, ſo ſehr in die Sinne, daß ich nicht einmahl vor noͤthig halte, mich auf die wilden Voͤlcker zu be- rufen, unter welchen der Streit demeo & tuo, ſo ſel- ten iſt, als er immer in der erſten Welt geweſen ſeyn mag. Zum deutlichen Beweiß, daß die Einfuͤhrung des Eigenthums nicht aus dem Verluſt einer erdich- teten Vollkommenheit herruͤhre: indem es noch Voͤlcker giebt, die ſo leben als der Hr. Prof. Manzel meint, daß die erſten Menſchen gelebet haben.
Wann nun Ew. Hochwohlgeb. aus dem, was ich bißher geſchriebẽ habe, ſehen, wie wenig die Vernunft von der urſpruͤnglichen Vollkommenheit des Men- ſchen wiſſe, aus welcher der Hr. Prof. Manzel ſein ei- gentlich ſo genanntes Recht der Natur herleiten will, ſo werden Sie ſich unſtreitig wundern, daß ſich der Hr. Pr. kein Gewiſſen macht (§. 38.) zu ſagen, er habe mit unumſtoͤßlichen Gruͤnden dargethan, daß der Menſch dieſe Vollkommenheit verlohren habe, und in einem Zuſtande lebe, der von dem Zuſtande, in welchem ſich der erſte Menſch befunden, gantz unter- ſchieden iſt.
Denn ob man ihm zwar leicht zugeben kan, daß die erſten Menſchen nicht ſo arg geweſen ſind, als wir;
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(o)
les Umſtaͤnde geweſen ſind, die nothwendig mit der
Zeit verſchwinden muͤſſen; und da nun ihre Ver-
gnuͤglichkeit und Friedfertigkeit ſich auf dieſe Um-
ſtaͤnde gegruͤndet hat; ſo iſt gleichfals klar, daß dieſe
herrliche Eigenſchaften ſich nothwendig verliehren,
und ſo wie die Welt ſich gemehret, und, zu ihrem eige-
nen Schaden, kluͤger worden, Gierigkeit und Zanck
entſtehen muͤſſen.
Die Wahrheit deſſen, was ich ſage, faͤllt, deucht
mich, ſo ſehr in die Sinne, daß ich nicht einmahl
vor noͤthig halte, mich auf die wilden Voͤlcker zu be-
rufen, unter welchen der Streit demeo & tuo, ſo ſel-
ten iſt, als er immer in der erſten Welt geweſen ſeyn
mag. Zum deutlichen Beweiß, daß die Einfuͤhrung
des Eigenthums nicht aus dem Verluſt einer erdich-
teten Vollkommenheit herruͤhre: indem es noch
Voͤlcker giebt, die ſo leben als der Hr. Prof. Manzel
meint, daß die erſten Menſchen gelebet haben.
Wann nun Ew. Hochwohlgeb. aus dem, was ich
bißher geſchriebẽ habe, ſehen, wie wenig die Vernunft
von der urſpruͤnglichen Vollkommenheit des Men-
ſchen wiſſe, aus welcher der Hr. Prof. Manzel ſein ei-
gentlich ſo genanntes Recht der Natur herleiten will,
ſo werden Sie ſich unſtreitig wundern, daß ſich der
Hr. Pr. kein Gewiſſen macht (§. 38.) zu ſagen, er habe
mit unumſtoͤßlichen Gruͤnden dargethan, daß der
Menſch dieſe Vollkommenheit verlohren habe, und
in einem Zuſtande lebe, der von dem Zuſtande, in
welchem ſich der erſte Menſch befunden, gantz unter-
ſchieden iſt.
Denn ob man ihm zwar leicht zugeben kan, daß
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/808>, abgerufen am 21.11.2024.
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