Doch ich entferne mich zu weit von meinem Zweck. Jch wolte nur anmercken, daß der Hr. Prof. Manzel sich selbst wiederspricht, wann er dem Menschen die Erkänntniß des Bösen, welche er ihm hier abspricht, an einem andern Ort zugestehet. Weiter habe ich nichts zu sagen. Der Mensch mag anfänglich be- schafen gewesen seyn, wie er will. Mir liegt wenig daran: Nur bin ich begierig zu wissen, wie eine Crea- tur, die so beschafen ist, als der Hr. Prof. Manzel den ersten Menschen abbildet, habe fallen, und ihre Voll- kommenheit verliehren können.
Der Hr. Prof. versucht es (§. 42.), ob er uns die- se traurige Begebenheit aus der blossen Vernunft begreiflich machen könne: Allein was er sagt das ver- gnüget mich nicht. "Er meint der Verlust der Glück-" seeligkeit, in welche der erste Mensch anfänglich gele-" bet, rühre daher, daß der Mensch ungläubig wor-" den (quod incredulitate laborare inceperint) und," nachdem er seinem obersten Beherrscher den Gehor-" sam aufgekündiget, sich zum Bösen gewendet habe" u. s. w.
Daß dieses leere Worte sind, mit welchen der Hr. Prof. nichts saget, können Ew. Hochwohlgeb. nicht besser begreifen, als wenn Sie dasjenige anzusehen be- lieben, was der Hr. Prof. (§. 44. und 45.) schreibt. Da nun, heißt es, der Mensch so beschafen war (ich" glaube so viel soll das mir unbekannte Latein: Sic" constituta igitur situatione hominis, heissen) so" konnte nur eine einige Art des Gewissens, nemlich" conscientia recta, nimmer aber eine Unwissenheit" des Rechts, oder ein Jrrthum in denen Dingen, die" sein Thun und Lassen betrafen, bey ihm Statt haben."
Ueber-
(o)
Doch ich entferne mich zu weit von meinem Zweck. Jch wolte nur anmercken, daß der Hr. Prof. Manzel ſich ſelbſt wiederſpricht, wann er dem Menſchen die Erkaͤnntniß des Boͤſen, welche er ihm hier abſpricht, an einem andern Ort zugeſtehet. Weiter habe ich nichts zu ſagen. Der Menſch mag anfaͤnglich be- ſchafen geweſen ſeyn, wie er will. Mir liegt wenig daran: Nur bin ich begierig zu wiſſen, wie eine Crea- tur, die ſo beſchafen iſt, als der Hr. Prof. Manzel den erſten Menſchen abbildet, habe fallen, und ihre Voll- kommenheit verliehren koͤnnen.
Der Hr. Prof. verſucht es (§. 42.), ob er uns die- ſe traurige Begebenheit aus der bloſſen Vernunft begreiflich machen koͤnne: Allein was er ſagt das ver- gnuͤget mich nicht. „Er meint der Verluſt der Gluͤck-„ ſeeligkeit, in welche der erſte Menſch anfaͤnglich gele-„ bet, ruͤhre daher, daß der Menſch unglaͤubig wor-„ den (quod incredulitate laborare inceperint) und,„ nachdem er ſeinem oberſten Beherrſcher den Gehor-„ ſam aufgekuͤndiget, ſich zum Boͤſen gewendet habe„ u. ſ. w.
Daß dieſes leere Worte ſind, mit welchen der Hr. Prof. nichts ſaget, koͤnnen Ew. Hochwohlgeb. nicht beſſer begreifen, als wenn Sie dasjenige anzuſehen be- lieben, was der Hr. Prof. (§. 44. und 45.) ſchreibt. Da nun, heißt es, der Menſch ſo beſchafen war (ich„ glaube ſo viel ſoll das mir unbekannte Latein: Sic„ conſtituta igitur ſituatione hominis, heiſſen) ſo„ konnte nur eine einige Art des Gewiſſens, nemlich„ conſcientia recta, nimmer aber eine Unwiſſenheit„ des Rechts, oder ein Jrrthum in denen Dingen, die„ ſein Thun und Laſſen betrafen, bey ihm Statt haben.„
Ueber-
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(o)
Doch ich entferne mich zu weit von meinem Zweck.
Jch wolte nur anmercken, daß der Hr. Prof. Manzel
ſich ſelbſt wiederſpricht, wann er dem Menſchen die
Erkaͤnntniß des Boͤſen, welche er ihm hier abſpricht,
an einem andern Ort zugeſtehet. Weiter habe ich
nichts zu ſagen. Der Menſch mag anfaͤnglich be-
ſchafen geweſen ſeyn, wie er will. Mir liegt wenig
daran: Nur bin ich begierig zu wiſſen, wie eine Crea-
tur, die ſo beſchafen iſt, als der Hr. Prof. Manzel den
erſten Menſchen abbildet, habe fallen, und ihre Voll-
kommenheit verliehren koͤnnen.
Der Hr. Prof. verſucht es (§. 42.), ob er uns die-
ſe traurige Begebenheit aus der bloſſen Vernunft
begreiflich machen koͤnne: Allein was er ſagt das ver-
gnuͤget mich nicht. „Er meint der Verluſt der Gluͤck-„
ſeeligkeit, in welche der erſte Menſch anfaͤnglich gele-„
bet, ruͤhre daher, daß der Menſch unglaͤubig wor-„
den (quod incredulitate laborare inceperint) und,„
nachdem er ſeinem oberſten Beherrſcher den Gehor-„
ſam aufgekuͤndiget, ſich zum Boͤſen gewendet habe„
u. ſ. w.
Daß dieſes leere Worte ſind, mit welchen der Hr.
Prof. nichts ſaget, koͤnnen Ew. Hochwohlgeb. nicht
beſſer begreifen, als wenn Sie dasjenige anzuſehen be-
lieben, was der Hr. Prof. (§. 44. und 45.) ſchreibt.
Da nun, heißt es, der Menſch ſo beſchafen war (ich„
glaube ſo viel ſoll das mir unbekannte Latein: Sic„
conſtituta igitur ſituatione hominis, heiſſen) ſo„
konnte nur eine einige Art des Gewiſſens, nemlich„
conſcientia recta, nimmer aber eine Unwiſſenheit„
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 735. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/827>, abgerufen am 22.11.2024.
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