Art fortgepflantzet hätten, als wir (quod ratio pro- pagandi cum moderna una fuerit eademque). Wie will er also dasjenige, so er motus pravos nennet von dem Beyschlafe absondern? Womit will er be- weisen, daß der erste Mensch seine Frau auf eben die Weise, als es heutiges Tages gebräuchlich ist, er- kannt, und doch keine Lust empfunden habe? Wer will ihm das glauben? Jst er aber so künstlich, daß er dieses beweisen kan, so will ich gerne das, was er sagt, vor ein gar besonderes Wunder halten: Sonst aber begreife ich nicht, warum der Hr. Prof. die Aehnlich- keit der Art der Fortpflantzung vor und nach dem Fall unter die besondern Raritäten (singularia) rechnet, die bey dem ersten Menschen zu bemercken sind.
Die andere Anmerckung, welcher der Hr. Prof. Manzel hier machet ist diese: "daß die ersten Menschen nicht wie das Vieh gelebet, und sich ohne alle Ord-" nung durch einander gepaaret, (quod non vagos" exercuerint concubitus); sondern daß ein jeglicher" sein eigen Weib, und eine jegliche ihren eigenen" Mann gehat habe (quod unus uni se junxerit, e-" amque sibi soli habuerit sociam). Denn, meint er," weil die Liebe des ersten Menschen vernünftig gewe-" sen, und die Kinder eine ziemliche Zeit gebrauchet hät-" ten, ehe sie sich selbst helfen können (donec fieret per-" fecta proles): So wäre ein gewisser Vater nöhtig" gewesen, um sich seines Kindes anzunehmen; weil" sonst die Last der Erziehung auf die Mutter allein" gefallen seyn würde."
Dieses heißt alles nichts. Mich deucht die Gemein- schaft der Weiber hat in dem Stande der Unschuld des
Hrn.
Bb b 4
(o)
Art fortgepflantzet haͤtten, als wir (quod ratio pro- pagandi cum moderna una fuerit eademque). Wie will er alſo dasjenige, ſo er motus pravos nennet von dem Beyſchlafe abſondern? Womit will er be- weiſen, daß der erſte Menſch ſeine Frau auf eben die Weiſe, als es heutiges Tages gebraͤuchlich iſt, er- kannt, und doch keine Luſt empfunden habe? Wer will ihm das glauben? Jſt er aber ſo kuͤnſtlich, daß er dieſes beweiſen kan, ſo will ich gerne das, was er ſagt, vor ein gar beſonderes Wunder halten: Sonſt aber begreife ich nicht, warum der Hr. Prof. die Aehnlich- keit der Art der Fortpflantzung vor und nach dem Fall unter die beſondern Raritaͤten (ſingularia) rechnet, die bey dem erſten Menſchen zu bemercken ſind.
Die andere Anmerckung, welcher der Hr. Prof. Manzel hier machet iſt dieſe: „daß die eꝛſten Menſchen nicht wie das Vieh gelebet, und ſich ohne alle Ord-„ nung durch einander gepaaret, (quod non vagos„ exercuerint concubitus); ſondern daß ein jeglicher„ ſein eigen Weib, und eine jegliche ihren eigenen„ Mann gehat habe (quod unus uni ſe junxerit, e-„ amque ſibi ſoli habuerit ſociam). Denn, meint er,„ weil die Liebe des erſten Menſchen vernuͤnftig gewe-„ ſen, und die Kinder eine ziemliche Zeit gebꝛauchet haͤt-„ ten, ehe ſie ſich ſelbſt helfen koͤnnen (donec fieret per-„ fecta proles): So waͤre ein gewiſſer Vater noͤhtig„ geweſen, um ſich ſeines Kindes anzunehmen; weil„ ſonſt die Laſt der Erziehung auf die Mutter allein„ gefallen ſeyn wuͤrde.„
Dieſes heißt alles nichts. Mich deucht die Gemein- ſchaft deꝛ Weibeꝛ hat in dem Stande deꝛ Unſchuld des
Hrn.
Bb b 4
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Art fortgepflantzet haͤtten, als wir (quod ratio pro-
pagandi cum moderna una fuerit eademque).
Wie will er alſo dasjenige, ſo er motus pravos nennet
von dem Beyſchlafe abſondern? Womit will er be-
weiſen, daß der erſte Menſch ſeine Frau auf eben die
Weiſe, als es heutiges Tages gebraͤuchlich iſt, er-
kannt, und doch keine Luſt empfunden habe? Wer
will ihm das glauben? Jſt er aber ſo kuͤnſtlich, daß er
dieſes beweiſen kan, ſo will ich gerne das, was er ſagt,
vor ein gar beſonderes Wunder halten: Sonſt aber
begreife ich nicht, warum der Hr. Prof. die Aehnlich-
keit der Art der Fortpflantzung vor und nach dem
Fall unter die beſondern Raritaͤten (ſingularia)
rechnet, die bey dem erſten Menſchen zu bemercken
ſind.
Die andere Anmerckung, welcher der Hr. Prof.
Manzel hier machet iſt dieſe: „daß die eꝛſten Menſchen
nicht wie das Vieh gelebet, und ſich ohne alle Ord-„
nung durch einander gepaaret, (quod non vagos„
exercuerint concubitus); ſondern daß ein jeglicher„
ſein eigen Weib, und eine jegliche ihren eigenen„
Mann gehat habe (quod unus uni ſe junxerit, e-„
amque ſibi ſoli habuerit ſociam). Denn, meint er,„
weil die Liebe des erſten Menſchen vernuͤnftig gewe-„
ſen, und die Kinder eine ziemliche Zeit gebꝛauchet haͤt-„
ten, ehe ſie ſich ſelbſt helfen koͤnnen (donec fieret per-„
fecta proles): So waͤre ein gewiſſer Vater noͤhtig„
geweſen, um ſich ſeines Kindes anzunehmen; weil„
ſonſt die Laſt der Erziehung auf die Mutter allein„
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Dieſes heißt alles nichts. Mich deucht die Gemein-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 759. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/851>, abgerufen am 22.11.2024.
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