noch mit Vergnügen der Zeit, da ich sie machte. Jch bin auch mit allen Folgen, die sie gehabt haben voll- kommen zufrieden, und also nicht im Stande, die Sünde, die ich begangen haben soll, zu bereuen.
Wiewohl es mir nun unmöglich ist, meine alten Sünden zu bereuen; so werde ich mich doch, allem Ansehen nach, vor neue hüten. Jch bin zum Ta- deln nicht so geneigt, als Leute, die mich nicht genau kennen, sich vieleicht einbilden. Meine Verachtung gegen die elenden Scribenten nimmt auch, mit der Anzahl derselben, täglich zu. Jch lese ihre Büch- lein nicht, und es ist also nicht wahrscheinlich, daß ich sie weiter beunruhigen werde.
Jnzwischen lässet sich von zukünftigen Dingen nichts gewisses sagen. Verredet habe ich es eben nicht: Doch können die beyden Herren, die sich neulich in einer gewissen Reichs-Stadt über mich und meine Schriften so lustig gemacht haben, versi- chert seyn, daß ich mich an Leuten ihrer Art nimmer vergreifen werde. Der eine ist ein Jüngling, qui animas negotiatur, & experimenta per mortes agit. Jch kenne den guten Menschen nicht, und weiß nicht, was ihn bewogen hat, übel von mir zu reden, und zu prahlen, wie er mich abfertigen woll- te, wenn ich mit ihm anbände. Er kan meinent- wegen ruhig schlafen. Jch weiß nicht, ob er mehr als ein Recept schreiben kan: Und Recepte wieder- lege ich nicht.
Haec satis ad juvenem, quem nobis fama superbum Tradit, & inflatum . . . .(14)
Der
(14)Juvenal. Sat. JII.
(o)
noch mit Vergnuͤgen der Zeit, da ich ſie machte. Jch bin auch mit allen Folgen, die ſie gehabt haben voll- kommen zufrieden, und alſo nicht im Stande, die Suͤnde, die ich begangen haben ſoll, zu bereuen.
Wiewohl es mir nun unmoͤglich iſt, meine alten Suͤnden zu bereuen; ſo werde ich mich doch, allem Anſehen nach, vor neue huͤten. Jch bin zum Ta- deln nicht ſo geneigt, als Leute, die mich nicht genau kennen, ſich vieleicht einbilden. Meine Verachtung gegen die elenden Scribenten nimmt auch, mit der Anzahl derſelben, taͤglich zu. Jch leſe ihre Buͤch- lein nicht, und es iſt alſo nicht wahrſcheinlich, daß ich ſie weiter beunruhigen werde.
Jnzwiſchen laͤſſet ſich von zukuͤnftigen Dingen nichts gewiſſes ſagen. Verredet habe ich es eben nicht: Doch koͤnnen die beyden Herren, die ſich neulich in einer gewiſſen Reichs-Stadt uͤber mich und meine Schriften ſo luſtig gemacht haben, verſi- chert ſeyn, daß ich mich an Leuten ihrer Art nimmer vergreifen werde. Der eine iſt ein Juͤngling, qui animas negotiatur, & experimenta per mortes agit. Jch kenne den guten Menſchen nicht, und weiß nicht, was ihn bewogen hat, uͤbel von mir zu reden, und zu prahlen, wie er mich abfertigen woll- te, wenn ich mit ihm anbaͤnde. Er kan meinent- wegen ruhig ſchlafen. Jch weiß nicht, ob er mehr als ein Recept ſchreiben kan: Und Recepte wieder- lege ich nicht.
Hæc ſatis ad juvenem, quem nobis fama ſuperbum Tradit, & inflatum . . . .(14)
Der
(14)Juvenal. Sat. JII.
<TEI><text><front><divtype="preface"n="1"><p><pbfacs="#f0086"n="82"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
noch mit Vergnuͤgen der Zeit, da ich ſie machte. Jch<lb/>
bin auch mit allen Folgen, die ſie gehabt haben voll-<lb/>
kommen zufrieden, und alſo nicht im Stande, die<lb/>
Suͤnde, die ich begangen haben ſoll, zu bereuen.</p><lb/><p>Wiewohl es mir nun unmoͤglich iſt, meine alten<lb/>
Suͤnden zu bereuen; ſo werde ich mich doch, allem<lb/>
Anſehen nach, vor neue huͤten. Jch bin zum Ta-<lb/>
deln nicht ſo geneigt, als Leute, die mich nicht genau<lb/>
kennen, ſich vieleicht einbilden. Meine Verachtung<lb/>
gegen die elenden Scribenten nimmt auch, mit der<lb/>
Anzahl derſelben, taͤglich zu. Jch leſe ihre Buͤch-<lb/>
lein nicht, und es iſt alſo nicht wahrſcheinlich, daß<lb/>
ich ſie weiter beunruhigen werde.</p><lb/><p>Jnzwiſchen laͤſſet ſich von zukuͤnftigen Dingen<lb/>
nichts gewiſſes ſagen. Verredet habe ich es eben<lb/>
nicht: Doch koͤnnen die beyden Herren, die ſich<lb/>
neulich in einer gewiſſen Reichs-Stadt uͤber mich<lb/>
und meine Schriften ſo luſtig gemacht haben, verſi-<lb/>
chert ſeyn, daß ich mich an Leuten ihrer Art nimmer<lb/>
vergreifen werde. Der eine iſt ein Juͤngling, <hirendition="#aq">qui<lb/>
animas negotiatur, & experimenta per mortes<lb/>
agit.</hi> Jch kenne den guten Menſchen nicht, und<lb/>
weiß nicht, was ihn bewogen hat, uͤbel von mir zu<lb/>
reden, und zu prahlen, wie er mich abfertigen woll-<lb/>
te, wenn ich mit ihm anbaͤnde. Er kan meinent-<lb/>
wegen ruhig ſchlafen. Jch weiß nicht, ob er mehr<lb/>
als ein Recept ſchreiben kan: Und Recepte wieder-<lb/>
lege ich nicht.</p><lb/><cit><quote><hirendition="#aq">Hæc ſatis ad juvenem, quem nobis fama<lb/><hirendition="#et">ſuperbum</hi><lb/>
Tradit, & inflatum . . . .</hi><noteplace="foot"n="(14)"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Juvenal. Sat. JII.</hi></hi></note></quote></cit><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></div></front></text></TEI>
[82/0086]
(o)
noch mit Vergnuͤgen der Zeit, da ich ſie machte. Jch
bin auch mit allen Folgen, die ſie gehabt haben voll-
kommen zufrieden, und alſo nicht im Stande, die
Suͤnde, die ich begangen haben ſoll, zu bereuen.
Wiewohl es mir nun unmoͤglich iſt, meine alten
Suͤnden zu bereuen; ſo werde ich mich doch, allem
Anſehen nach, vor neue huͤten. Jch bin zum Ta-
deln nicht ſo geneigt, als Leute, die mich nicht genau
kennen, ſich vieleicht einbilden. Meine Verachtung
gegen die elenden Scribenten nimmt auch, mit der
Anzahl derſelben, taͤglich zu. Jch leſe ihre Buͤch-
lein nicht, und es iſt alſo nicht wahrſcheinlich, daß
ich ſie weiter beunruhigen werde.
Jnzwiſchen laͤſſet ſich von zukuͤnftigen Dingen
nichts gewiſſes ſagen. Verredet habe ich es eben
nicht: Doch koͤnnen die beyden Herren, die ſich
neulich in einer gewiſſen Reichs-Stadt uͤber mich
und meine Schriften ſo luſtig gemacht haben, verſi-
chert ſeyn, daß ich mich an Leuten ihrer Art nimmer
vergreifen werde. Der eine iſt ein Juͤngling, qui
animas negotiatur, & experimenta per mortes
agit. Jch kenne den guten Menſchen nicht, und
weiß nicht, was ihn bewogen hat, uͤbel von mir zu
reden, und zu prahlen, wie er mich abfertigen woll-
te, wenn ich mit ihm anbaͤnde. Er kan meinent-
wegen ruhig ſchlafen. Jch weiß nicht, ob er mehr
als ein Recept ſchreiben kan: Und Recepte wieder-
lege ich nicht.
Hæc ſatis ad juvenem, quem nobis fama
ſuperbum
Tradit, & inflatum . . . . (14)
Der
(14) Juvenal. Sat. JII.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/86>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.