Wärst du nicht mit mir hier, verschwur sich hier- auf Pohlen, Jch lüde dich sogleich auf Sebel und Pistohlen. Gemach! still! still! weist du, o Pohlen, wo du bist; So fiel die Vorsicht drein; Sind dieses deine Klagen? Denckst du, daß etwa hier ein Pohlnscher Reichs-Tag ist? Getraust du Pohlen dich mit Teutschland gar zu schlagen? Und ist denn hier der Ort? Jch dencke so im Zorn, An das von deiner Wuth mit Blut besprützte Thorn! Verlangst du, daß ich dir zur Schuld noch mehr anschreibe? Und wilst du, daß ich dich gar aus dem Lande treibe? Jedoch fällt der Hr. Prof. der Beredsamkeit selbst von seiner Arbeit gleich anfänglich ein Urtheil, und sagt deutlich, woran es ihm fehle, wenn es heißt: O möcht mir Brocks den Mund, nebst seines glei- chen, gönnen, Wie solte mein Gedicht vom Feuer zeugen können! Allein, der rauhe Ton, der bey mir nicht gestimmt, Die matte Fähigkeit zum Dencken und zum Dichten, Die schamhafts volle Furcht, die allen Muth benimmt,
Entkräftet meinen Geist, an statt ihn aufzurichten. etc. Am Ende des Programmatis, wo er seine Lectio- nes, die er zu halten gedenckt, anfuhrt, wird zu- gleich gemeldet, daß er Mittwochs und Sonna-
bends
(o)
Waͤrſt du nicht mit mir hier, verſchwur ſich hier- auf Pohlen, Jch luͤde dich ſogleich auf Sebel und Piſtohlen. Gemach! ſtill! ſtill! weiſt du, o Pohlen, wo du biſt; So fiel die Vorſicht drein; Sind dieſes deine Klagen? Denckſt du, daß etwa hier ein Pohlnſcher Reichs-Tag iſt? Getrauſt du Pohlen dich mit Teutſchland gar zu ſchlagen? Und iſt denn hier der Ort? Jch dencke ſo im Zorn, An das von deiner Wuth mit Blut beſpruͤtzte Thorn! Verlangſt du, daß ich dir zur Schuld noch mehr anſchreibe? Und wilſt du, daß ich dich gar aus dem Lande treibe? Jedoch faͤllt der Hr. Prof. der Beredſamkeit ſelbſt von ſeiner Arbeit gleich anfaͤnglich ein Urtheil, und ſagt deutlich, woran es ihm fehle, wenn es heißt: O moͤcht mir Brocks den Mund, nebſt ſeines glei- chen, goͤnnen, Wie ſolte mein Gedicht vom Feuer zeugen koͤnnen! Allein, der rauhe Ton, der bey mir nicht geſtimmt, Die matte Faͤhigkeit zum Dencken und zum Dichten, Die ſchamhafts volle Furcht, die allen Muth benimmt,
Entkraͤftet meinen Geiſt, an ſtatt ihn aufzurichten. ꝛc. Am Ende des Programmatis, wo er ſeine Lectio- nes, die er zu halten gedenckt, anfuhrt, wird zu- gleich gemeldet, daß er Mittwochs und Sonna-
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(o)
Waͤrſt du nicht mit mir hier, verſchwur ſich hier-
auf Pohlen,
Jch luͤde dich ſogleich auf Sebel und Piſtohlen.
Gemach! ſtill! ſtill! weiſt du, o Pohlen, wo
du biſt;
So fiel die Vorſicht drein; Sind dieſes deine Klagen?
Denckſt du, daß etwa hier ein Pohlnſcher
Reichs-Tag iſt?
Getrauſt du Pohlen dich mit Teutſchland gar zu
ſchlagen?
Und iſt denn hier der Ort? Jch dencke ſo im Zorn,
An das von deiner Wuth mit Blut beſpruͤtzte
Thorn!
Verlangſt du, daß ich dir zur Schuld noch mehr
anſchreibe?
Und wilſt du, daß ich dich gar aus dem Lande treibe?
Jedoch faͤllt der Hr. Prof. der Beredſamkeit ſelbſt von
ſeiner Arbeit gleich anfaͤnglich ein Urtheil, und ſagt
deutlich, woran es ihm fehle, wenn es heißt:
O moͤcht mir Brocks den Mund, nebſt ſeines glei-
chen, goͤnnen,
Wie ſolte mein Gedicht vom Feuer zeugen koͤnnen!
Allein, der rauhe Ton, der bey mir nicht geſtimmt,
Die matte Faͤhigkeit zum Dencken und zum Dichten,
Die ſchamhafts volle Furcht, die allen Muth
benimmt,
Entkraͤftet meinen Geiſt, an ſtatt ihn aufzurichten. ꝛc.
Am Ende des Programmatis, wo er ſeine Lectio-
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 816. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/908>, abgerufen am 22.11.2024.
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