empfindlich durchgestriegelt, daß, wie er ehemahls in einer von seinen gehaltenen Reden gekünstelter Wei- se ohnmächtig worden, nunmehro bey Durchlesung einer auf ihn gerichteten Lob-Rede, natürlicher Wei- se in eine tiefe Ohnmacht sincken möchte. Es wäre kein Wunder, wenn er die Gesellschaft der kleinen Geister vor kleine aus England in Teutschland an- gekommene Gespenstrichen, oder sonst etwa vor Riebezals-Kinder ansähe, welche die neuen Gelehr- ten, wenn sie auch Professores heissen, plagen wollen. Und da des Herrn Philippi Reden eine solche satyri- sche Feuer Probe aushalten müssen, wie wird es nicht mit seiner Thüringischen Historie, die gewißlich einer noch schärfern Lauge würdig ist, und deren löb- liche Beurtheilung versprochen wird, aussehen? Nur möchte sich das beredete Mitglied der kleinen Geister, von welchem die Philippische Lob-Rede her- kömmt, dieses lassen ins Ohr gesagt seyn, daß es sich der Redens-Arten, die eine schlechte Ehrerbietung vor die Schrift und Theologie an Tag legen, enthielte; wie denn in gedachter Rede die Vergleichung der Gesellschaft kleiner Geister mit der unsichtbaren Kir- che, absonderlich die Erwehnung der Reise Pauli in den dritten Himmel, ferner die Redens-Art von der Ausplünderung des Psalms und der Ofenbahrung, samt noch einigen andern, wohl hätten wegbleiben mögen. Denn dadurch wird dem Herrn Professor Philippi Gelegenheit gegeben, daß er statt eine. Dancksagungs-Rede vor sein grosses Lob, vielmehr auf eine häßliche Straf-Predigt wird bedacht seyn, die mit lautern Spöttern und Schrift Verächtern um sichwirft.
No. VII.
(o)
empfindlich durchgeſtriegelt, daß, wie er ehemahls in einer von ſeinen gehaltenen Reden gekuͤnſtelter Wei- ſe ohnmaͤchtig worden, nunmehro bey Durchleſung einer auf ihn gerichteten Lob-Rede, natuͤrlicher Wei- ſe in eine tiefe Ohnmacht ſincken moͤchte. Es waͤre kein Wunder, wenn er die Geſellſchaft der kleinen Geiſter vor kleine aus England in Teutſchland an- gekommene Geſpenſtrichen, oder ſonſt etwa vor Riebezals-Kinder anſaͤhe, welche die neuen Gelehr- ten, wenn ſie auch Profeſſores heiſſen, plagen wollen. Und da des Herrn Philippi Reden eine ſolche ſatyri- ſche Feuer Probe aushalten muͤſſen, wie wird es nicht mit ſeiner Thuͤringiſchen Hiſtorie, die gewißlich einer noch ſchaͤrfern Lauge wuͤrdig iſt, und deren loͤb- liche Beurtheilung verſprochen wird, ausſehen? Nur moͤchte ſich das beredete Mitglied der kleinen Geiſter, von welchem die Philippiſche Lob-Rede her- koͤmmt, dieſes laſſen ins Ohr geſagt ſeyn, daß es ſich der Redens-Arten, die eine ſchlechte Ehrerbietung vor die Schrift und Theologie an Tag legen, enthielte; wie denn in gedachter Rede die Vergleichung der Geſellſchaft kleiner Geiſter mit der unſichtbaren Kir- che, abſonderlich die Erwehnung der Reiſe Pauli in den dritten Himmel, ferner die Redens-Art von der Auspluͤnderung des Pſalms und der Ofenbahrung, ſamt noch einigen andern, wohl haͤtten wegbleiben moͤgen. Denn dadurch wird dem Herrn Profeſſor Philippi Gelegenheit gegeben, daß er ſtatt eine. Danckſagungs-Rede vor ſein groſſes Lob, vielmehr auf eine haͤßliche Straf-Predigt wird bedacht ſeyn, die mit lautern Spoͤttern und Schrift Veraͤchtern um ſichwirft.
No. VII.
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(o)
empfindlich durchgeſtriegelt, daß, wie er ehemahls in
einer von ſeinen gehaltenen Reden gekuͤnſtelter Wei-
ſe ohnmaͤchtig worden, nunmehro bey Durchleſung
einer auf ihn gerichteten Lob-Rede, natuͤrlicher Wei-
ſe in eine tiefe Ohnmacht ſincken moͤchte. Es waͤre
kein Wunder, wenn er die Geſellſchaft der kleinen
Geiſter vor kleine aus England in Teutſchland an-
gekommene Geſpenſtrichen, oder ſonſt etwa vor
Riebezals-Kinder anſaͤhe, welche die neuen Gelehr-
ten, wenn ſie auch Profeſſores heiſſen, plagen wollen.
Und da des Herrn Philippi Reden eine ſolche ſatyri-
ſche Feuer Probe aushalten muͤſſen, wie wird es
nicht mit ſeiner Thuͤringiſchen Hiſtorie, die gewißlich
einer noch ſchaͤrfern Lauge wuͤrdig iſt, und deren loͤb-
liche Beurtheilung verſprochen wird, ausſehen?
Nur moͤchte ſich das beredete Mitglied der kleinen
Geiſter, von welchem die Philippiſche Lob-Rede her-
koͤmmt, dieſes laſſen ins Ohr geſagt ſeyn, daß es ſich
der Redens-Arten, die eine ſchlechte Ehrerbietung vor
die Schrift und Theologie an Tag legen, enthielte;
wie denn in gedachter Rede die Vergleichung der
Geſellſchaft kleiner Geiſter mit der unſichtbaren Kir-
che, abſonderlich die Erwehnung der Reiſe Pauli in
den dritten Himmel, ferner die Redens-Art von der
Auspluͤnderung des Pſalms und der Ofenbahrung,
ſamt noch einigen andern, wohl haͤtten wegbleiben
moͤgen. Denn dadurch wird dem Herrn Profeſſor
Philippi Gelegenheit gegeben, daß er ſtatt eine.
Danckſagungs-Rede vor ſein groſſes Lob, vielmehr
auf eine haͤßliche Straf-Predigt wird bedacht ſeyn,
die mit lautern Spoͤttern und Schrift Veraͤchtern
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 818. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/910>, abgerufen am 22.11.2024.
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