bereits im Druck habenden Corpore Juris Civilis Justinianeo-Casuali, so er doch per Subscriptio- nes erst drucken lassen will, der gelehrten Welt kund gemacht. Mit denen Institutionibus will er den Anfang machen. Er wird einen jeden §. mit Casi- bus erläutern, die Römischen Gebräuche und Rech- te mit berühren, den heutigen Proceß, und was noch in Deutschland gebräuchlich, mit einschieben, und endlich lehren, was in einer jeden Sache vor eine Klage müsse angestellet werden. Er wird es dabey nicht lassen, sondern, wofern es GOttes Wille, das gantze Corpus Juris auf diese Art in Deutscher Sprache durchgehen, und uns also ein Werck liefern, das, wie er ausdrücklich sagt, für Hohe und Niedrige, Gelehrte und Ungelehrte, Geist- liche und Weltliche seyn wird. Wir wollen dem Hrn. D. Rodigast hierinnen eben nicht widerspre- chen, doch müssen wir bekennen, daß wir nicht fä- hig, den Nutzen seiner Absicht einzusehen. Er will die Stümper erbauen, die kein Latein können, und so klug von Academien wieder herkommen, als sie hingegangen. Uns deucht aber, daß diese Armsee- lige nicht verdienen, daß man sich ihrentwegen ei- ne Mühe gebe, die eben darum vergeblich seyn muß, weil das Corpus Juris Leuten, die in der Vernunft- Lehre, Moral und Politic Fremdlinge sind, und weder die Historie, noch Alterthümer, noch Ver- fassung der Römer wissen, in alle Ewigkeit unver- ständlich und ein Rätzel bleiben wird, und wenn es gleich tausendmahl ins deutsche übersetzet. Es wird also die Uebersetzung des Hrn. D. Rodigast diese Tröpfe eben so klug machen, als jenem Esel
das
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bereits im Druck habenden Corpore Juris Civilis Juſtinianeo-Caſuali, ſo er doch per Subſcriptio- nes erſt drucken laſſen will, der gelehrten Welt kund gemacht. Mit denen Inſtitutionibus will er den Anfang machen. Er wird einen jeden §. mit Caſi- bus erlaͤutern, die Roͤmiſchen Gebraͤuche und Rech- te mit beruͤhren, den heutigen Proceß, und was noch in Deutſchland gebraͤuchlich, mit einſchieben, und endlich lehren, was in einer jeden Sache vor eine Klage muͤſſe angeſtellet werden. Er wird es dabey nicht laſſen, ſondern, wofern es GOttes Wille, das gantze Corpus Juris auf dieſe Art in Deutſcher Sprache durchgehen, und uns alſo ein Werck liefern, das, wie er ausdruͤcklich ſagt, fuͤr Hohe und Niedrige, Gelehrte und Ungelehrte, Geiſt- liche und Weltliche ſeyn wird. Wir wollen dem Hrn. D. Rodigaſt hierinnen eben nicht widerſpre- chen, doch muͤſſen wir bekennen, daß wir nicht faͤ- hig, den Nutzen ſeiner Abſicht einzuſehen. Er will die Stuͤmper erbauen, die kein Latein koͤnnen, und ſo klug von Academien wieder herkommen, als ſie hingegangen. Uns deucht aber, daß dieſe Armſee- lige nicht verdienen, daß man ſich ihrentwegen ei- ne Muͤhe gebe, die eben darum vergeblich ſeyn muß, weil das Corpus Juris Leuten, die in der Vernunft- Lehre, Moral und Politic Fremdlinge ſind, und weder die Hiſtorie, noch Alterthuͤmer, noch Ver- faſſung der Roͤmer wiſſen, in alle Ewigkeit unver- ſtaͤndlich und ein Raͤtzel bleiben wird, und wenn es gleich tauſendmahl ins deutſche uͤberſetzet. Es wird alſo die Ueberſetzung des Hrn. D. Rodigaſt dieſe Troͤpfe eben ſo klug machen, als jenem Eſel
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Juſtinianeo-Caſuali, ſo er doch per Subſcriptio-
nes erſt drucken laſſen will, der gelehrten Welt kund
gemacht. Mit denen Inſtitutionibus will er den
Anfang machen. Er wird einen jeden §. mit Caſi-
bus erlaͤutern, die Roͤmiſchen Gebraͤuche und Rech-
te mit beruͤhren, den heutigen Proceß, und was
noch in Deutſchland gebraͤuchlich, mit einſchieben,
und endlich lehren, was in einer jeden Sache vor
eine Klage muͤſſe angeſtellet werden. Er wird es
dabey nicht laſſen, ſondern, wofern es GOttes
Wille, das gantze Corpus Juris auf dieſe Art in
Deutſcher Sprache durchgehen, und uns alſo ein
Werck liefern, das, wie er ausdruͤcklich ſagt, fuͤr
Hohe und Niedrige, Gelehrte und Ungelehrte, Geiſt-
liche und Weltliche ſeyn wird. Wir wollen dem
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chen, doch muͤſſen wir bekennen, daß wir nicht faͤ-
hig, den Nutzen ſeiner Abſicht einzuſehen. Er will
die Stuͤmper erbauen, die kein Latein koͤnnen, und
ſo klug von Academien wieder herkommen, als ſie
hingegangen. Uns deucht aber, daß dieſe Armſee-
lige nicht verdienen, daß man ſich ihrentwegen ei-
ne Muͤhe gebe, die eben darum vergeblich ſeyn muß,
weil das Corpus Juris Leuten, die in der Vernunft-
Lehre, Moral und Politic Fremdlinge ſind, und
weder die Hiſtorie, noch Alterthuͤmer, noch Ver-
faſſung der Roͤmer wiſſen, in alle Ewigkeit unver-
ſtaͤndlich und ein Raͤtzel bleiben wird, und wenn
es gleich tauſendmahl ins deutſche uͤberſetzet. Es
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 869. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/961>, abgerufen am 21.11.2024.
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