ten Anmerckungen zu erläutern. Wir unsers Orts haben eine bessere Meynung von diesem gelehrten Mann. Wir wissen, daß die Menschen in ihren eigenen Sachen blind, und in fremden sehr scharf- sichtig sind, und zweifeln also nicht, der Herr D. Rodigast werde fremde Gedancken weit zierlicher, deutlicher und ordentlicher ausdrücken, als seine ei- gene. Um alle Welt von dieser Geschicklichkeit zu überführen, wäre es, unsers Erachtens nicht übel ge- than, wenn der Hr. D. Rodigast etwann den §. 3. Inst. Qui, & ex quibus causis manumittere non possunt zur Probe ins Deutsche zu übersetzen be- lieben wolte. Er könnte bey der Gelegenheit über die Worte: Saepe enim de facultatibus suis am- plius, quam in his est, sperant homines, eine Christliche Betrachtung anstellen, die gewiß nicht ohne Frucht seyn würde.
No. XXVI.
Hamburg. Es ist neulich, wir wissen nicht wo, eine Schrift von 4. Bogen in Quart herausgekom- men, in welcher der Verfasser, der sich Martin Al- brecht nennet, unser, wie er spricht, unverworrenes, undeutsches, und Pferde-mäßig getrofenes Raison- nement über des Hrn. D. Rodigasts Deutsches Corpus Juris Civilis Justinianeo-Casuale, zu wie- derlegen bemühet ist. Die Schreib-Art und gan- ze Einrichtung dieser lächerlichen Schrift zeiget klärlich, daß sie ein Werck des Herrn D. Rodigasts sey. Dieser ehrliche Mann kan nicht leiden, daß wir andere Gedancken von seiner Fähigkeit haben, als er selbst. Er hat sich das Urtheil, so wir von
seinem
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ten Anmerckungen zu erlaͤutern. Wir unſers Orts haben eine beſſere Meynung von dieſem gelehrten Mann. Wir wiſſen, daß die Menſchen in ihren eigenen Sachen blind, und in fremden ſehr ſcharf- ſichtig ſind, und zweifeln alſo nicht, der Herr D. Rodigaſt werde fremde Gedancken weit zierlicher, deutlicher und ordentlicher ausdruͤcken, als ſeine ei- gene. Um alle Welt von dieſer Geſchicklichkeit zu uͤberfuͤhren, waͤre es, unſers Erachtens nicht uͤbel ge- than, wenn der Hr. D. Rodigaſt etwann den §. 3. Inſt. Qui, & ex quibus cauſis manumittere non poſſunt zur Probe ins Deutſche zu uͤberſetzen be- lieben wolte. Er koͤnnte bey der Gelegenheit uͤber die Worte: Sæpe enim de facultatibus ſuis am- plius, quam in his eſt, ſperant homines, eine Chriſtliche Betrachtung anſtellen, die gewiß nicht ohne Frucht ſeyn wuͤrde.
No. XXVI.
Hamburg. Es iſt neulich, wir wiſſen nicht wo, eine Schrift von 4. Bogen in Quart herausgekom- men, in welcher der Verfaſſer, der ſich Martin Al- brecht nennet, unſer, wie er ſpricht, unverworrenes, undeutſches, und Pferde-maͤßig getrofenes Raiſon- nement uͤber des Hrn. D. Rodigaſts Deutſches Corpus Juris Civilis Juſtinianeo-Caſuale, zu wie- derlegen bemuͤhet iſt. Die Schreib-Art und gan- ze Einrichtung dieſer laͤcherlichen Schrift zeiget klaͤrlich, daß ſie ein Werck des Herrn D. Rodigaſts ſey. Dieſer ehrliche Mann kan nicht leiden, daß wir andere Gedancken von ſeiner Faͤhigkeit haben, als er ſelbſt. Er hat ſich das Urtheil, ſo wir von
ſeinem
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(o)
ten Anmerckungen zu erlaͤutern. Wir unſers Orts
haben eine beſſere Meynung von dieſem gelehrten
Mann. Wir wiſſen, daß die Menſchen in ihren
eigenen Sachen blind, und in fremden ſehr ſcharf-
ſichtig ſind, und zweifeln alſo nicht, der Herr D.
Rodigaſt werde fremde Gedancken weit zierlicher,
deutlicher und ordentlicher ausdruͤcken, als ſeine ei-
gene. Um alle Welt von dieſer Geſchicklichkeit zu
uͤberfuͤhren, waͤre es, unſers Erachtens nicht uͤbel ge-
than, wenn der Hr. D. Rodigaſt etwann den §. 3.
Inſt. Qui, & ex quibus cauſis manumittere non
poſſunt zur Probe ins Deutſche zu uͤberſetzen be-
lieben wolte. Er koͤnnte bey der Gelegenheit uͤber
die Worte: Sæpe enim de facultatibus ſuis am-
plius, quam in his eſt, ſperant homines, eine
Chriſtliche Betrachtung anſtellen, die gewiß nicht
ohne Frucht ſeyn wuͤrde.
No. XXVI.
Hamburg. Es iſt neulich, wir wiſſen nicht wo,
eine Schrift von 4. Bogen in Quart herausgekom-
men, in welcher der Verfaſſer, der ſich Martin Al-
brecht nennet, unſer, wie er ſpricht, unverworrenes,
undeutſches, und Pferde-maͤßig getrofenes Raiſon-
nement uͤber des Hrn. D. Rodigaſts Deutſches
Corpus Juris Civilis Juſtinianeo-Caſuale, zu wie-
derlegen bemuͤhet iſt. Die Schreib-Art und gan-
ze Einrichtung dieſer laͤcherlichen Schrift zeiget
klaͤrlich, daß ſie ein Werck des Herrn D. Rodigaſts
ſey. Dieſer ehrliche Mann kan nicht leiden, daß
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 871. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/963>, abgerufen am 21.11.2024.
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