einander laufenden Gedancken zuläßt, anzeigen wol- len. Das vierdte Stück enthält drey Briefe. Jm ersten erzehlet Herr Duldreich ein Histörgen von ei- nem atheistischen Papageyen, welches der Freyden- cker mit einem etwas freygeistigem Urtheile begleitet. Jm zweyten fraget Herr Gradezu, was der Freyden- cker vor einen Beruf habe? Er antwortet hierauf, aber, welches mit seiner Erlaubniß gesagt sey, nicht so gründlich, als es von uns Num. 11. dieser Zeitung geschehen. Der dritte Brief des Herrn Rechtliebs bittet um Nachricht des Göttingischen Universitäts- Wesens, welche nebst der Anzeige, wie der mit ihm zu führende Briefwechsel beschafen seyn und einge- richtet werden solle, versprochen wird. Auch dis Stück fasset also, wie jeder siehet, wenig oder nichts in sich, was mit der im ersten Stück vorgegebenen Absicht übereinkomme. Jm fünften Stück ver- spricht er den Mißbrauch der Freydenckerey in Be- trachtung zu ziehen. Nach wenig Worten, die, wenn man tief nachdenkt, dahin zu zielen scheinen, fängt er aber an den richterlich-entschiedenen Streit zu be- schreiben, welchen er mit seiner zornigen Wirthin, die er Frau Furia nennet, über einige Kleinigkei- ten gehabt, da sie ihm die Aufwartung entzogen, ein Geschirr genommen, keine reine Vorhänge wieder geben wollen etc. welches er unsittigliche Hand- lungen nennet. Hierauf erinnert er sich des erst- gedachten Mißbrauchs der Freydenckerey wieder, giebt einige allgemeine Anmerckungen, worunter die- se, daß sie der Vernunft unterworfen seyn müsse, wohl die beste, weil sie sonst von der Thorheit oder Raserey nicht zu unterscheiden, gleichwohl aber, welches wir mit aller Bescheidenheit erinnern, finden wir nicht,
daß
(o)
einander laufenden Gedancken zulaͤßt, anzeigen wol- len. Das vierdte Stuͤck enthaͤlt drey Briefe. Jm erſten erzehlet Herr Duldreich ein Hiſtoͤrgen von ei- nem atheiſtiſchen Papageyen, welches der Freyden- cker mit einem etwas freygeiſtigem Urtheile begleitet. Jm zweyten fraget Herr Gradezu, was der Freyden- cker vor einen Beruf habe? Er antwortet hierauf, aber, welches mit ſeiner Erlaubniß geſagt ſey, nicht ſo gruͤndlich, als es von uns Num. 11. dieſer Zeitung geſchehen. Der dritte Brief des Herrn Rechtliebs bittet um Nachricht des Goͤttingiſchen Univerſitaͤts- Weſens, welche nebſt der Anzeige, wie der mit ihm zu fuͤhrende Briefwechſel beſchafen ſeyn und einge- richtet werden ſolle, verſprochen wird. Auch dis Stuͤck faſſet alſo, wie jeder ſiehet, wenig oder nichts in ſich, was mit der im erſten Stuͤck vorgegebenen Abſicht uͤbereinkomme. Jm fuͤnften Stuͤck ver- ſpricht er den Mißbrauch der Freydenckerey in Be- trachtung zu ziehen. Nach wenig Worten, die, wenn man tief nachdenkt, dahin zu zielen ſcheinen, faͤngt er aber an den richterlich-entſchiedenen Streit zu be- ſchreiben, welchen er mit ſeiner zornigen Wirthin, die er Frau Furia nennet, uͤber einige Kleinigkei- ten gehabt, da ſie ihm die Aufwartung entzogen, ein Geſchirr genommen, keine reine Vorhaͤnge wieder geben wollen ꝛc. welches er unſittigliche Hand- lungen nennet. Hierauf erinnert er ſich des erſt- gedachten Mißbrauchs der Freydenckerey wieder, giebt einige allgemeine Anmerckungen, worunter die- ſe, daß ſie der Vernunft unterworfen ſeyn muͤſſe, wohl die beſte, weil ſie ſonſt von der Thorheit oder Raſerey nicht zu unterſcheiden, gleichwohl aber, welches wir mit aller Beſcheidenheit erinnern, finden wir nicht,
daß
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0992"n="872[900]"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
einander laufenden Gedancken zulaͤßt, anzeigen wol-<lb/>
len. Das vierdte Stuͤck enthaͤlt drey Briefe. Jm<lb/>
erſten erzehlet Herr Duldreich ein Hiſtoͤrgen von ei-<lb/>
nem atheiſtiſchen Papageyen, welches der Freyden-<lb/>
cker mit einem etwas freygeiſtigem Urtheile begleitet.<lb/>
Jm zweyten fraget Herr Gradezu, was der Freyden-<lb/>
cker vor einen Beruf habe? Er antwortet hierauf,<lb/>
aber, welches mit ſeiner Erlaubniß geſagt ſey, nicht<lb/>ſo gruͤndlich, als es von uns <hirendition="#aq">Num.</hi> 11. dieſer Zeitung<lb/>
geſchehen. Der dritte Brief des Herrn Rechtliebs<lb/>
bittet um Nachricht des Goͤttingiſchen Univerſitaͤts-<lb/>
Weſens, welche nebſt der Anzeige, wie der mit ihm<lb/>
zu fuͤhrende Briefwechſel beſchafen ſeyn und einge-<lb/>
richtet werden ſolle, verſprochen wird. Auch dis<lb/>
Stuͤck faſſet alſo, wie jeder ſiehet, wenig oder nichts<lb/>
in ſich, was mit der im erſten Stuͤck vorgegebenen<lb/>
Abſicht uͤbereinkomme. Jm fuͤnften Stuͤck ver-<lb/>ſpricht er den Mißbrauch der Freydenckerey in Be-<lb/>
trachtung zu ziehen. Nach wenig Worten, die, wenn<lb/>
man tief nachdenkt, dahin zu zielen ſcheinen, faͤngt er<lb/>
aber an den richterlich-entſchiedenen Streit zu be-<lb/>ſchreiben, welchen er mit ſeiner zornigen Wirthin,<lb/>
die er Frau Furia nennet, uͤber einige Kleinigkei-<lb/>
ten gehabt, da ſie ihm die Aufwartung entzogen,<lb/>
ein Geſchirr genommen, keine reine Vorhaͤnge<lb/>
wieder geben wollen ꝛc. welches er unſittigliche Hand-<lb/>
lungen nennet. Hierauf erinnert er ſich des erſt-<lb/>
gedachten Mißbrauchs der Freydenckerey wieder,<lb/>
giebt einige allgemeine Anmerckungen, worunter die-<lb/>ſe, daß ſie der Vernunft unterworfen ſeyn muͤſſe, wohl<lb/>
die beſte, weil ſie ſonſt von der Thorheit oder Raſerey<lb/>
nicht zu unterſcheiden, gleichwohl aber, welches wir<lb/>
mit aller Beſcheidenheit erinnern, finden wir nicht,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">daß</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[872[900]/0992]
(o)
einander laufenden Gedancken zulaͤßt, anzeigen wol-
len. Das vierdte Stuͤck enthaͤlt drey Briefe. Jm
erſten erzehlet Herr Duldreich ein Hiſtoͤrgen von ei-
nem atheiſtiſchen Papageyen, welches der Freyden-
cker mit einem etwas freygeiſtigem Urtheile begleitet.
Jm zweyten fraget Herr Gradezu, was der Freyden-
cker vor einen Beruf habe? Er antwortet hierauf,
aber, welches mit ſeiner Erlaubniß geſagt ſey, nicht
ſo gruͤndlich, als es von uns Num. 11. dieſer Zeitung
geſchehen. Der dritte Brief des Herrn Rechtliebs
bittet um Nachricht des Goͤttingiſchen Univerſitaͤts-
Weſens, welche nebſt der Anzeige, wie der mit ihm
zu fuͤhrende Briefwechſel beſchafen ſeyn und einge-
richtet werden ſolle, verſprochen wird. Auch dis
Stuͤck faſſet alſo, wie jeder ſiehet, wenig oder nichts
in ſich, was mit der im erſten Stuͤck vorgegebenen
Abſicht uͤbereinkomme. Jm fuͤnften Stuͤck ver-
ſpricht er den Mißbrauch der Freydenckerey in Be-
trachtung zu ziehen. Nach wenig Worten, die, wenn
man tief nachdenkt, dahin zu zielen ſcheinen, faͤngt er
aber an den richterlich-entſchiedenen Streit zu be-
ſchreiben, welchen er mit ſeiner zornigen Wirthin,
die er Frau Furia nennet, uͤber einige Kleinigkei-
ten gehabt, da ſie ihm die Aufwartung entzogen,
ein Geſchirr genommen, keine reine Vorhaͤnge
wieder geben wollen ꝛc. welches er unſittigliche Hand-
lungen nennet. Hierauf erinnert er ſich des erſt-
gedachten Mißbrauchs der Freydenckerey wieder,
giebt einige allgemeine Anmerckungen, worunter die-
ſe, daß ſie der Vernunft unterworfen ſeyn muͤſſe, wohl
die beſte, weil ſie ſonſt von der Thorheit oder Raſerey
nicht zu unterſcheiden, gleichwohl aber, welches wir
mit aller Beſcheidenheit erinnern, finden wir nicht,
daß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 872[900]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/992>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.