einmahl eingeschlagenen Weg zu verlassen nöthi- get. Was vor ein Begrif eigentlich mit dem Wor- te Freydencker oder Denckfreyheit verknüpft werden solle, findet man nicht erkläret. Es bedingt sich der Freydencker nichts weiter aus, als daß man ihn nicht vor einen Frey-Geist halten möge, welches auch hofentlich geschehen wird, daferne nur nicht die im dritten Stücke vorkommende Stelle, da er die Wiederbringung aller Dinge lehret, solches hin- dert. So viel sonst die Art zu dencken und zu schrei- ben, die in diesen Stücken herrschet, urtheilen läs- set, so kan der Freydencker nichts als einen Menschen bedeuten, der von dem Joche vernünftiger Reguln frey ist, und ohne Absicht und Ordnung dencket und schreibet. Diese Erklärung mag gelten, bis eine richtigere gegeben worden. Bis dahin halten wir die unsrige vor angenommen, und glauben, nach derselben berechtigt zu seyn, dem Freydencker seinen Rang zu bestimmen, welcher unmtttelbar über die Classe der elenden Scribenten ist, die, wenn sie schrei- ben, gar nicht dencken. Und indessen allen Verdacht der Partheylichkeit zu vermeiden, so kan man nicht umhin, an diesen Blättern billig zu rühmen, daß sie zwar auf schlechten Papier, doch mit grossen Lettern und ansehnlich breiten Rande weitläuftig gedruckt, und wie im ersten Stück die erste-Seite, so in beyden andern die letzten Seiten fast ganz ledig zu finden sind. Vortheile, die bey Schriften dieser Art, in der That vernünftigen Lesern viel werth seyn müssen.
No. XXXIII.
Hamburg. Man hat uns abermahl drey Stü- cke des Freydenckers zuzusenden beliebet, deren Jnhalt wir, so viel es die Menge derer etwas regellos durch
einander
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einmahl eingeſchlagenen Weg zu verlaſſen noͤthi- get. Was vor ein Begrif eigentlich mit dem Wor- te Freydencker oder Denckfreyheit verknuͤpft werden ſolle, findet man nicht erklaͤret. Es bedingt ſich der Freydencker nichts weiter aus, als daß man ihn nicht vor einen Frey-Geiſt halten moͤge, welches auch hofentlich geſchehen wird, daferne nur nicht die im dritten Stuͤcke vorkommende Stelle, da er die Wiederbringung aller Dinge lehret, ſolches hin- dert. So viel ſonſt die Art zu dencken und zu ſchrei- ben, die in dieſen Stuͤcken herrſchet, urtheilen laͤſ- ſet, ſo kan der Freydencker nichts als einen Menſchen bedeuten, der von dem Joche vernuͤnftiger Reguln frey iſt, und ohne Abſicht und Ordnung dencket und ſchreibet. Dieſe Erklaͤrung mag gelten, bis eine richtigere gegeben worden. Bis dahin halten wir die unſrige vor angenommen, und glauben, nach derſelben berechtigt zu ſeyn, dem Freydencker ſeinen Rang zu beſtimmen, welcher unmtttelbar uͤber die Claſſe der elenden Scribenten iſt, die, wenn ſie ſchrei- ben, gar nicht dencken. Und indeſſen allen Verdacht der Partheylichkeit zu vermeiden, ſo kan man nicht umhin, an dieſen Blaͤttern billig zu ruͤhmen, daß ſie zwar auf ſchlechten Papier, doch mit groſſen Lettern und anſehnlich breiten Rande weitlaͤuftig gedruckt, und wie im erſten Stuͤck die erſte-Seite, ſo in beyden andern die letzten Seiten faſt ganz ledig zu finden ſind. Vortheile, die bey Schriften dieſer Art, in der That vernuͤnftigen Leſern viel werth ſeyn muͤſſen.
No. XXXIII.
Hamburg. Man hat uns abermahl drey Stuͤ- cke des Freydenckers zuzuſenden beliebet, deren Jnhalt wir, ſo viel es die Menge derer etwas regellos durch
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[871[899]/0991]
(o)
einmahl eingeſchlagenen Weg zu verlaſſen noͤthi-
get. Was vor ein Begrif eigentlich mit dem Wor-
te Freydencker oder Denckfreyheit verknuͤpft werden
ſolle, findet man nicht erklaͤret. Es bedingt ſich
der Freydencker nichts weiter aus, als daß man ihn
nicht vor einen Frey-Geiſt halten moͤge, welches
auch hofentlich geſchehen wird, daferne nur nicht
die im dritten Stuͤcke vorkommende Stelle, da er
die Wiederbringung aller Dinge lehret, ſolches hin-
dert. So viel ſonſt die Art zu dencken und zu ſchrei-
ben, die in dieſen Stuͤcken herrſchet, urtheilen laͤſ-
ſet, ſo kan der Freydencker nichts als einen Menſchen
bedeuten, der von dem Joche vernuͤnftiger Reguln
frey iſt, und ohne Abſicht und Ordnung dencket und
ſchreibet. Dieſe Erklaͤrung mag gelten, bis eine
richtigere gegeben worden. Bis dahin halten wir
die unſrige vor angenommen, und glauben, nach
derſelben berechtigt zu ſeyn, dem Freydencker ſeinen
Rang zu beſtimmen, welcher unmtttelbar uͤber die
Claſſe der elenden Scribenten iſt, die, wenn ſie ſchrei-
ben, gar nicht dencken. Und indeſſen allen Verdacht
der Partheylichkeit zu vermeiden, ſo kan man nicht
umhin, an dieſen Blaͤttern billig zu ruͤhmen, daß ſie
zwar auf ſchlechten Papier, doch mit groſſen Lettern
und anſehnlich breiten Rande weitlaͤuftig gedruckt,
und wie im erſten Stuͤck die erſte-Seite, ſo in beyden
andern die letzten Seiten faſt ganz ledig zu finden
ſind. Vortheile, die bey Schriften dieſer Art, in
der That vernuͤnftigen Leſern viel werth ſeyn muͤſſen.
No. XXXIII.
Hamburg. Man hat uns abermahl drey Stuͤ-
cke des Freydenckers zuzuſenden beliebet, deren Jnhalt
wir, ſo viel es die Menge derer etwas regellos durch
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 871[899]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/991>, abgerufen am 21.11.2024.
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