Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liszt, Franz von: Das deutsche Reichsstrafrecht. Berlin u. a., 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch. Delikte gegen "uneigentliche" Rechtsgüter.
§§. 331, 339--341, 352--355, 357) erkannten Gefängnis-
strafe kann, wenn dieselbe auch die Dauer von drei Monaten
nicht erreicht, gegen Beamte (nie gegen etwa beteiligte Nicht-
beamte) auf Verlust der Fähigkeit zur Bekleidung
öffentlicher Aemter
auf die Dauer von 1 bis zu 5 Jahren
erkannt werden (StGB. §. 358; vgl. oben §. 51 II 4).

II. Die einzelnen Amtsdelikte.

1. Geschenkannahme in Amtssachen (Bestechung).6

a) Das Annehmen, Fordern oder Sichversprechenlassen von
Geschenken oder anderen (nicht notwendig Vermögens-)
Vorteilen von Seiten eines Beamten für eine an sich
nicht pflichtwidrige
Amtshandlung (StGB. §. 331).7
Das Geschenk muß Aequivalent für die Amtshand-
lung sein; wird es gegeben, um einem allgemeinen
Gebrauche zu entsprechen (wie Trinkgelder, Neujahrs-
geschenke), um besondere nicht in das Amt einschla-
gende Gefälligkeiten zu entlohnen, oder um dem Ge-
fühle persönlicher Dankbarkeit oder Verehrung Ausdruck
zu geben usw., so liegt Bestechung nicht vor.8 Die
Praxis hat hier im Einzelfalle die richtige Grenze zu
ziehen.
Strafe: Geld bis zu 300 Mark oder Gefängnis
bis zu 6 Monaten.
Der Geschenkgeber kann nicht nach §. 331 bestraft
werden: arg. §§. 333 und 334 Abs. 2; doch trifft

6 [Spaltenumbruch] Vgl. Teichmann HR.
"Bestechung"; Zorn Staats-
recht S. 238.
7 [Spaltenumbruch] Vgl. auch Mil.StGB.
§. 140; Salzsteuergesetz vom[Spaltenumbruch] 12. Oktober 1867 §. 17; Brannt-
weinsteuergesetz v. 8. Juli 1868
§. 68.
8 [Spaltenumbruch] Vgl. RGR. 19. November
1879, R I 83, E II 129.

Drittes Buch. Delikte gegen „uneigentliche“ Rechtsgüter.
§§. 331, 339—341, 352—355, 357) erkannten Gefängnis-
ſtrafe kann, wenn dieſelbe auch die Dauer von drei Monaten
nicht erreicht, gegen Beamte (nie gegen etwa beteiligte Nicht-
beamte) auf Verluſt der Fähigkeit zur Bekleidung
öffentlicher Aemter
auf die Dauer von 1 bis zu 5 Jahren
erkannt werden (StGB. §. 358; vgl. oben §. 51 II 4).

II. Die einzelnen Amtsdelikte.

1. Geſchenkannahme in Amtsſachen (Beſtechung).6

a) Das Annehmen, Fordern oder Sichverſprechenlaſſen von
Geſchenken oder anderen (nicht notwendig Vermögens-)
Vorteilen von Seiten eines Beamten für eine an ſich
nicht pflichtwidrige
Amtshandlung (StGB. §. 331).7
Das Geſchenk muß Aequivalent für die Amtshand-
lung ſein; wird es gegeben, um einem allgemeinen
Gebrauche zu entſprechen (wie Trinkgelder, Neujahrs-
geſchenke), um beſondere nicht in das Amt einſchla-
gende Gefälligkeiten zu entlohnen, oder um dem Ge-
fühle perſönlicher Dankbarkeit oder Verehrung Ausdruck
zu geben uſw., ſo liegt Beſtechung nicht vor.8 Die
Praxis hat hier im Einzelfalle die richtige Grenze zu
ziehen.
Strafe: Geld bis zu 300 Mark oder Gefängnis
bis zu 6 Monaten.
Der Geſchenkgeber kann nicht nach §. 331 beſtraft
werden: arg. §§. 333 und 334 Abſ. 2; doch trifft

6 [Spaltenumbruch] Vgl. Teichmann HR.
„Beſtechung“; Zorn Staats-
recht S. 238.
7 [Spaltenumbruch] Vgl. auch Mil.StGB.
§. 140; Salzſteuergeſetz vom[Spaltenumbruch] 12. Oktober 1867 §. 17; Brannt-
weinſteuergeſetz v. 8. Juli 1868
§. 68.
8 [Spaltenumbruch] Vgl. RGR. 19. November
1879, R I 83, E II 129.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0406" n="380"/><fw place="top" type="header">Drittes Buch. Delikte gegen &#x201E;uneigentliche&#x201C; Rechtsgüter.</fw><lb/>
§§. 331, 339&#x2014;341, 352&#x2014;355, 357) erkannten Gefängnis-<lb/>
&#x017F;trafe kann, wenn die&#x017F;elbe auch die Dauer von drei Monaten<lb/>
nicht erreicht, gegen Beamte (nie gegen etwa beteiligte Nicht-<lb/>
beamte) auf <hi rendition="#g">Verlu&#x017F;t der Fähigkeit zur Bekleidung<lb/>
öffentlicher Aemter</hi> auf die Dauer von 1 bis zu 5 Jahren<lb/>
erkannt werden (StGB. §. 358; vgl. oben §. 51 <hi rendition="#aq">II</hi> 4).</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#g">Die einzelnen Amtsdelikte</hi>.</p><lb/>
              <p>1. <hi rendition="#g">Ge&#x017F;chenkannahme in Amts&#x017F;achen</hi> (Be&#x017F;techung).<note place="foot" n="6"><cb/>
Vgl. <hi rendition="#g">Teichmann</hi> HR.<lb/>
&#x201E;Be&#x017F;techung&#x201C;; <hi rendition="#g">Zorn</hi> Staats-<lb/>
recht S. 238.</note></p><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#aq">a)</hi> Das Annehmen, Fordern oder Sichver&#x017F;prechenla&#x017F;&#x017F;en von<lb/>
Ge&#x017F;chenken oder anderen (nicht notwendig Vermögens-)<lb/>
Vorteilen von Seiten eines Beamten für eine <hi rendition="#g">an &#x017F;ich<lb/>
nicht pflichtwidrige</hi> Amtshandlung (StGB. §. 331).<note place="foot" n="7"><cb/>
Vgl. auch Mil.StGB.<lb/>
§. 140; Salz&#x017F;teuerge&#x017F;etz vom<cb/>
12. Oktober 1867 §. 17; Brannt-<lb/>
wein&#x017F;teuerge&#x017F;etz v. 8. Juli 1868<lb/>
§. 68.</note><lb/>
Das Ge&#x017F;chenk muß <hi rendition="#g">Aequivalent</hi> für die Amtshand-<lb/>
lung &#x017F;ein; wird es gegeben, um einem allgemeinen<lb/>
Gebrauche zu ent&#x017F;prechen (wie Trinkgelder, Neujahrs-<lb/>
ge&#x017F;chenke), um be&#x017F;ondere nicht in das Amt ein&#x017F;chla-<lb/>
gende Gefälligkeiten zu entlohnen, oder um dem Ge-<lb/>
fühle per&#x017F;önlicher Dankbarkeit oder Verehrung Ausdruck<lb/>
zu geben u&#x017F;w., &#x017F;o liegt Be&#x017F;techung nicht vor.<note place="foot" n="8"><cb/>
Vgl. RGR. 19. November<lb/>
1879, <hi rendition="#aq">R I 83, E II</hi> 129.</note> Die<lb/>
Praxis hat hier im Einzelfalle die richtige Grenze zu<lb/>
ziehen.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Strafe</hi>: Geld bis zu 300 Mark oder Gefängnis<lb/>
bis zu 6 Monaten.<lb/>
Der Ge&#x017F;chen<hi rendition="#g">kgeber</hi> kann nicht nach §. 331 be&#x017F;traft<lb/>
werden: <hi rendition="#aq">arg.</hi> §§. 333 und 334 Ab&#x017F;. 2; doch trifft</hi><lb/></item>
              </list>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[380/0406] Drittes Buch. Delikte gegen „uneigentliche“ Rechtsgüter. §§. 331, 339—341, 352—355, 357) erkannten Gefängnis- ſtrafe kann, wenn dieſelbe auch die Dauer von drei Monaten nicht erreicht, gegen Beamte (nie gegen etwa beteiligte Nicht- beamte) auf Verluſt der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter auf die Dauer von 1 bis zu 5 Jahren erkannt werden (StGB. §. 358; vgl. oben §. 51 II 4). II. Die einzelnen Amtsdelikte. 1. Geſchenkannahme in Amtsſachen (Beſtechung). 6 a) Das Annehmen, Fordern oder Sichverſprechenlaſſen von Geſchenken oder anderen (nicht notwendig Vermögens-) Vorteilen von Seiten eines Beamten für eine an ſich nicht pflichtwidrige Amtshandlung (StGB. §. 331). 7 Das Geſchenk muß Aequivalent für die Amtshand- lung ſein; wird es gegeben, um einem allgemeinen Gebrauche zu entſprechen (wie Trinkgelder, Neujahrs- geſchenke), um beſondere nicht in das Amt einſchla- gende Gefälligkeiten zu entlohnen, oder um dem Ge- fühle perſönlicher Dankbarkeit oder Verehrung Ausdruck zu geben uſw., ſo liegt Beſtechung nicht vor. 8 Die Praxis hat hier im Einzelfalle die richtige Grenze zu ziehen. Strafe: Geld bis zu 300 Mark oder Gefängnis bis zu 6 Monaten. Der Geſchenkgeber kann nicht nach §. 331 beſtraft werden: arg. §§. 333 und 334 Abſ. 2; doch trifft 6 Vgl. Teichmann HR. „Beſtechung“; Zorn Staats- recht S. 238. 7 Vgl. auch Mil.StGB. §. 140; Salzſteuergeſetz vom 12. Oktober 1867 §. 17; Brannt- weinſteuergeſetz v. 8. Juli 1868 §. 68. 8 Vgl. RGR. 19. November 1879, R I 83, E II 129.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liszt_reichsstrafrecht_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liszt_reichsstrafrecht_1881/406
Zitationshilfe: Liszt, Franz von: Das deutsche Reichsstrafrecht. Berlin u. a., 1881, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liszt_reichsstrafrecht_1881/406>, abgerufen am 21.11.2024.