Und doch war er so lockend, dieser Weg, und selbst die Schwierigkeiten, die er darbot, gaben ihm, wenigstens für alle diejenigen noch neue Reize, die nur einigermaßen hoffen durften, sie auch glücklich zu besiegen.
Allein zu diesen Letztern konnte ich nicht gehören, und was Andere anzog, mußte mich nur zurückhalten. Ich habe nun, unter den Malern meines Vaterlandes, lange genug den Pinsel geführt und Farben verbraucht, um wenigstens am Ende zu lernen, was man freilich besser schon gleich anfangs wissen sollte: seine eigenen Kräfte nicht zu überschätzen.
Bei dieser Ansicht, bei dieser Ueberzeugung dürfte ich sagen, glaubte ich am besten zu thun, wenn ich die ganze Unternehmung zurückwiese, und sie besseren Händen überließe.
Indeß, so sehr ich auch darauf bestand, die gefällig drängen- den Freunde dachten anders. Aus einigen, vielleicht nicht ganz mißlungenen Versuchen, die ich in jüngeren Jahren, wo man so gern Leichtigkeit für Genie hält, in mehreren kleinen Aufsätzen gewagt hatte, glaubten sie auch jetzt noch, auch für das Größere noch, einen günstigen Erfolg hoffen zu dürfen.
Ich versuchte es also, ihnen einen der Pläne vorzulegen, die ich während unserer früheren Discussionen entworfen hatte, und den ich, wenigstens in Beziehung auf meine Kräfte, als den aus- führbarsten betrachtete. Er fand ihren Beifall. Wird er aber
Und doch war er ſo lockend, dieſer Weg, und ſelbſt die Schwierigkeiten, die er darbot, gaben ihm, wenigſtens für alle diejenigen noch neue Reize, die nur einigermaßen hoffen durften, ſie auch glücklich zu beſiegen.
Allein zu dieſen Letztern konnte ich nicht gehören, und was Andere anzog, mußte mich nur zurückhalten. Ich habe nun, unter den Malern meines Vaterlandes, lange genug den Pinſel geführt und Farben verbraucht, um wenigſtens am Ende zu lernen, was man freilich beſſer ſchon gleich anfangs wiſſen ſollte: ſeine eigenen Kräfte nicht zu überſchätzen.
Bei dieſer Anſicht, bei dieſer Ueberzeugung dürfte ich ſagen, glaubte ich am beſten zu thun, wenn ich die ganze Unternehmung zurückwieſe, und ſie beſſeren Händen überließe.
Indeß, ſo ſehr ich auch darauf beſtand, die gefällig drängen- den Freunde dachten anders. Aus einigen, vielleicht nicht ganz mißlungenen Verſuchen, die ich in jüngeren Jahren, wo man ſo gern Leichtigkeit für Genie hält, in mehreren kleinen Aufſätzen gewagt hatte, glaubten ſie auch jetzt noch, auch für das Größere noch, einen günſtigen Erfolg hoffen zu dürfen.
Ich verſuchte es alſo, ihnen einen der Pläne vorzulegen, die ich während unſerer früheren Discuſſionen entworfen hatte, und den ich, wenigſtens in Beziehung auf meine Kräfte, als den aus- führbarſten betrachtete. Er fand ihren Beifall. Wird er aber
<TEI><text><front><divn="2"><pbfacs="#f0017"n="V"/><p>Und doch war er ſo lockend, dieſer Weg, und ſelbſt die<lb/>
Schwierigkeiten, die er darbot, gaben ihm, wenigſtens für alle<lb/>
diejenigen noch neue Reize, die nur einigermaßen hoffen durften,<lb/>ſie auch glücklich zu beſiegen.</p><lb/><p>Allein zu dieſen Letztern konnte ich nicht gehören, und was<lb/>
Andere anzog, mußte mich nur zurückhalten. Ich habe nun, unter<lb/>
den Malern meines Vaterlandes, lange genug den Pinſel geführt<lb/>
und Farben verbraucht, um wenigſtens am Ende zu lernen, was<lb/>
man freilich beſſer ſchon gleich anfangs wiſſen ſollte: ſeine eigenen<lb/>
Kräfte nicht zu überſchätzen.</p><lb/><p>Bei dieſer Anſicht, bei dieſer Ueberzeugung dürfte ich ſagen,<lb/>
glaubte ich am beſten zu thun, wenn ich die ganze Unternehmung<lb/>
zurückwieſe, und ſie beſſeren Händen überließe.</p><lb/><p>Indeß, ſo ſehr ich auch darauf beſtand, die gefällig drängen-<lb/>
den Freunde dachten anders. Aus einigen, vielleicht nicht ganz<lb/>
mißlungenen Verſuchen, die ich in jüngeren Jahren, wo man ſo<lb/>
gern Leichtigkeit für Genie hält, in mehreren kleinen Aufſätzen<lb/>
gewagt hatte, glaubten ſie auch jetzt noch, auch für das Größere<lb/>
noch, einen günſtigen Erfolg hoffen zu dürfen.</p><lb/><p>Ich verſuchte es alſo, ihnen einen der Pläne vorzulegen, die<lb/>
ich während unſerer früheren Discuſſionen entworfen hatte, und<lb/>
den ich, wenigſtens in Beziehung auf meine Kräfte, als den aus-<lb/>
führbarſten betrachtete. Er fand ihren Beifall. Wird er aber<lb/></p></div></front></text></TEI>
[V/0017]
Und doch war er ſo lockend, dieſer Weg, und ſelbſt die
Schwierigkeiten, die er darbot, gaben ihm, wenigſtens für alle
diejenigen noch neue Reize, die nur einigermaßen hoffen durften,
ſie auch glücklich zu beſiegen.
Allein zu dieſen Letztern konnte ich nicht gehören, und was
Andere anzog, mußte mich nur zurückhalten. Ich habe nun, unter
den Malern meines Vaterlandes, lange genug den Pinſel geführt
und Farben verbraucht, um wenigſtens am Ende zu lernen, was
man freilich beſſer ſchon gleich anfangs wiſſen ſollte: ſeine eigenen
Kräfte nicht zu überſchätzen.
Bei dieſer Anſicht, bei dieſer Ueberzeugung dürfte ich ſagen,
glaubte ich am beſten zu thun, wenn ich die ganze Unternehmung
zurückwieſe, und ſie beſſeren Händen überließe.
Indeß, ſo ſehr ich auch darauf beſtand, die gefällig drängen-
den Freunde dachten anders. Aus einigen, vielleicht nicht ganz
mißlungenen Verſuchen, die ich in jüngeren Jahren, wo man ſo
gern Leichtigkeit für Genie hält, in mehreren kleinen Aufſätzen
gewagt hatte, glaubten ſie auch jetzt noch, auch für das Größere
noch, einen günſtigen Erfolg hoffen zu dürfen.
Ich verſuchte es alſo, ihnen einen der Pläne vorzulegen, die
ich während unſerer früheren Discuſſionen entworfen hatte, und
den ich, wenigſtens in Beziehung auf meine Kräfte, als den aus-
führbarſten betrachtete. Er fand ihren Beifall. Wird er aber
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/17>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.