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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

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Aberration der Fixsterne.
erste Ca in der Direction NM des Schiffkiels oder längs des
Weges, welchen das Schiff nehmen soll, und der andere Cd senk-
recht auf diesen Weg oder senkrecht auf die Länge des Schiffs.
Da aber das Schiff absichtlich so gebaut worden ist, daß es viel
leichter in der Richtung seiner Länge NM, als in der bC seiner
Breite bewegt werden kann, so wird es ungeachtet der ersten sehr
ungünstigen Richtung EC des Windes mit beträchtlicher Geschwin-
digkeit nach der Richtung Ca oder längs seines Kieles, und nur
sehr wenig in der darauf senkrechten Richtung bC fortgehen, wel-
cher letztere Weg in der englischen Schiffersprache bekanntlich der
Lee-way des Schiffes heißt. In diesem Beispiele sind demnach
zwei auf einander folgende Aufflösungen der Kräfte enthalten, da
zuerst der ursprüngliche Wind EC in die zwei Seitenwinde DC
und AC zerfällt wird, von welchen der zweite ganz unwirksam,
und der erste DC oder dC wieder in die beiden Ca und Cb sich
auflöst. Der bloße Anblick der Zeichnung zeigt schon, daß der
Weg Ca, den das Schiff durch Hilfe des ursprünglichen Windes
EC zurücklegt, desto größer seyn wird, je größer erstens die Kraft
dieses Windes, d. h. je größer die Linie EC, und je größer zwei-
tens der Winkel MCE ist, unter welchem er gegen den Kiel MN
des Schiffes gerichtet ist.

§. 81. (Physische Ursache der Aberration). Nehmen wir nun,
um noch einige Augenblicke bei unserem letzten Gleichnisse zu
bleiben, an, es befinde sich ein Reisender auf einem Schiffe A B
(Fig. 17), das die Gestalt eines Rechteckes hat, und auf einem
Strome von West nach Ost oder von A nach B fährt. Auf dem
Boden des Schiffes seyen die auf die Seiten des Schiffes senk-
rechten Linien mn, m' n', m'' n''.. gezogen, die also alle von
Süd nach Nord gehen, oder Mittagslinien vorstellen. Nehmen
wir noch an, daß eine Kanonenkugel, vom südlichen Ufer, gerade
in der Richtung der Mittagslinie kommend, das Schiff in dem
Punkte m' treffe, und beide Seitenwände desselben durchschlage.
Wenn das Schiff stille steht, so wird die in m' einbrechende Kugel
das Schiff wieder in n' verlassen, oder der Weg der Kugel innerhalb
des Schiffsraumes wird genau eine jener auf dem Boden desselben
verzeichneten Mittagslinien m' n' seyn. Wenn aber das Schiff sich
sehr schnell von West gen Ost bewegt, so wird es, nachdem die

Aberration der Fixſterne.
erſte Ca in der Direction NM des Schiffkiels oder längs des
Weges, welchen das Schiff nehmen ſoll, und der andere Cd ſenk-
recht auf dieſen Weg oder ſenkrecht auf die Länge des Schiffs.
Da aber das Schiff abſichtlich ſo gebaut worden iſt, daß es viel
leichter in der Richtung ſeiner Länge NM, als in der bC ſeiner
Breite bewegt werden kann, ſo wird es ungeachtet der erſten ſehr
ungünſtigen Richtung EC des Windes mit beträchtlicher Geſchwin-
digkeit nach der Richtung Ca oder längs ſeines Kieles, und nur
ſehr wenig in der darauf ſenkrechten Richtung bC fortgehen, wel-
cher letztere Weg in der engliſchen Schifferſprache bekanntlich der
Lee-way des Schiffes heißt. In dieſem Beiſpiele ſind demnach
zwei auf einander folgende Aufflöſungen der Kräfte enthalten, da
zuerſt der urſprüngliche Wind EC in die zwei Seitenwinde DC
und AC zerfällt wird, von welchen der zweite ganz unwirkſam,
und der erſte DC oder dC wieder in die beiden Ca und Cb ſich
auflöst. Der bloße Anblick der Zeichnung zeigt ſchon, daß der
Weg Ca, den das Schiff durch Hilfe des urſprünglichen Windes
EC zurücklegt, deſto größer ſeyn wird, je größer erſtens die Kraft
dieſes Windes, d. h. je größer die Linie EC, und je größer zwei-
tens der Winkel MCE iſt, unter welchem er gegen den Kiel MN
des Schiffes gerichtet iſt.

§. 81. (Phyſiſche Urſache der Aberration). Nehmen wir nun,
um noch einige Augenblicke bei unſerem letzten Gleichniſſe zu
bleiben, an, es befinde ſich ein Reiſender auf einem Schiffe A B
(Fig. 17), das die Geſtalt eines Rechteckes hat, und auf einem
Strome von Weſt nach Oſt oder von A nach B fährt. Auf dem
Boden des Schiffes ſeyen die auf die Seiten des Schiffes ſenk-
rechten Linien mn, m' n', m'' n''.. gezogen, die alſo alle von
Süd nach Nord gehen, oder Mittagslinien vorſtellen. Nehmen
wir noch an, daß eine Kanonenkugel, vom ſüdlichen Ufer, gerade
in der Richtung der Mittagslinie kommend, das Schiff in dem
Punkte m' treffe, und beide Seitenwände deſſelben durchſchlage.
Wenn das Schiff ſtille ſteht, ſo wird die in m' einbrechende Kugel
das Schiff wieder in n' verlaſſen, oder der Weg der Kugel innerhalb
des Schiffsraumes wird genau eine jener auf dem Boden deſſelben
verzeichneten Mittagslinien m' n' ſeyn. Wenn aber das Schiff ſich
ſehr ſchnell von Weſt gen Oſt bewegt, ſo wird es, nachdem die

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[189/0201] Aberration der Fixſterne. erſte Ca in der Direction NM des Schiffkiels oder längs des Weges, welchen das Schiff nehmen ſoll, und der andere Cd ſenk- recht auf dieſen Weg oder ſenkrecht auf die Länge des Schiffs. Da aber das Schiff abſichtlich ſo gebaut worden iſt, daß es viel leichter in der Richtung ſeiner Länge NM, als in der bC ſeiner Breite bewegt werden kann, ſo wird es ungeachtet der erſten ſehr ungünſtigen Richtung EC des Windes mit beträchtlicher Geſchwin- digkeit nach der Richtung Ca oder längs ſeines Kieles, und nur ſehr wenig in der darauf ſenkrechten Richtung bC fortgehen, wel- cher letztere Weg in der engliſchen Schifferſprache bekanntlich der Lee-way des Schiffes heißt. In dieſem Beiſpiele ſind demnach zwei auf einander folgende Aufflöſungen der Kräfte enthalten, da zuerſt der urſprüngliche Wind EC in die zwei Seitenwinde DC und AC zerfällt wird, von welchen der zweite ganz unwirkſam, und der erſte DC oder dC wieder in die beiden Ca und Cb ſich auflöst. Der bloße Anblick der Zeichnung zeigt ſchon, daß der Weg Ca, den das Schiff durch Hilfe des urſprünglichen Windes EC zurücklegt, deſto größer ſeyn wird, je größer erſtens die Kraft dieſes Windes, d. h. je größer die Linie EC, und je größer zwei- tens der Winkel MCE iſt, unter welchem er gegen den Kiel MN des Schiffes gerichtet iſt. §. 81. (Phyſiſche Urſache der Aberration). Nehmen wir nun, um noch einige Augenblicke bei unſerem letzten Gleichniſſe zu bleiben, an, es befinde ſich ein Reiſender auf einem Schiffe A B (Fig. 17), das die Geſtalt eines Rechteckes hat, und auf einem Strome von Weſt nach Oſt oder von A nach B fährt. Auf dem Boden des Schiffes ſeyen die auf die Seiten des Schiffes ſenk- rechten Linien mn, m' n', m'' n''.. gezogen, die alſo alle von Süd nach Nord gehen, oder Mittagslinien vorſtellen. Nehmen wir noch an, daß eine Kanonenkugel, vom ſüdlichen Ufer, gerade in der Richtung der Mittagslinie kommend, das Schiff in dem Punkte m' treffe, und beide Seitenwände deſſelben durchſchlage. Wenn das Schiff ſtille ſteht, ſo wird die in m' einbrechende Kugel das Schiff wieder in n' verlaſſen, oder der Weg der Kugel innerhalb des Schiffsraumes wird genau eine jener auf dem Boden deſſelben verzeichneten Mittagslinien m' n' ſeyn. Wenn aber das Schiff ſich ſehr ſchnell von Weſt gen Oſt bewegt, ſo wird es, nachdem die

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/201>, abgerufen am 22.11.2024.