Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Aberration der Fixsterne. wenden könnte. Wir wollen nur einige Beispiele aus dem gemei-nen Leben kurz anführen. Wenn bei ganz ruhigem Wetter die Regentropfen senkrecht Wir fühlen im Gehen den uns gerade entgegen blasenden Sey M (Fig. 16) der Vordertheil, und N der Hintertheil Aberration der Fixſterne. wenden könnte. Wir wollen nur einige Beiſpiele aus dem gemei-nen Leben kurz anführen. Wenn bei ganz ruhigem Wetter die Regentropfen ſenkrecht Wir fühlen im Gehen den uns gerade entgegen blaſenden Sey M (Fig. 16) der Vordertheil, und N der Hintertheil <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0200" n="188"/><fw place="top" type="header">Aberration der Fixſterne.</fw><lb/> wenden könnte. Wir wollen nur einige Beiſpiele aus dem gemei-<lb/> nen Leben kurz anführen.</p><lb/> <p>Wenn bei ganz ruhigem Wetter die Regentropfen ſenkrecht<lb/> zur Erde fallen, ſo treffen ſie den ſenkrecht ſtehenden Wanderer<lb/> in ſeinem Scheitel, aber ſo wie er, in irgend einer Richtung dem<lb/> Regen zu entlaufen ſucht, ſcheinen dieſelben Tropfen alle die Rich-<lb/> tung gegen ſein Geſicht zu nehmen, und er hat dieſelbe Empfin-<lb/> dung, als ſtünde er noch ſtill, während ein in der entgegenge-<lb/> ſetzten Richtung ſeines Laufes wehender Wind ihm den Regen<lb/> ins Geſicht führte.</p><lb/> <p>Wir fühlen im Gehen den uns gerade entgegen blaſenden<lb/> Wind ſtärker, weil es uns ſcheint, daß er, außer ſeiner eigenen<lb/> Geſchwindigkeit, auch noch diejenige habe, mit welcher wir ſelbſt<lb/> ihm entgegenlaufen. Wenn der Wind von Weſten weht, und wir<lb/> gehen gen Süden, ſo haben wir dieſelbe Empfindung, als wenn<lb/> der Wind, außer ſeiner wahren Bewegung von Weſten, auch noch<lb/> eine andere von Süden hätte, d. h. als wenn er von Südweſt<lb/> käme; und dieſe neue Richtung des Windes wird uns deſto näher<lb/> aus Süden zu kommen ſcheinen, je ſchneller wir ſelbſt gegen<lb/> Süden laufen.</p><lb/> <p>Sey <hi rendition="#aq">M</hi> (Fig. 16) der Vordertheil, und <hi rendition="#aq">N</hi> der Hintertheil<lb/> eines Schiffes, deſſen Segel in der Richtung <hi rendition="#aq">AB</hi> aufgeſtellt iſt,<lb/> während der Wind in der ſehr ſchiefen Lage <hi rendition="#aq">EC</hi> weht, die das<lb/> Schiff mehr rück- als vorwärts zu treiben ſcheint. Drückt die<lb/> Länge der Linie <hi rendition="#aq">EC</hi> die Kraft oder die Größe des Windes aus,<lb/> ſo ſey <hi rendition="#aq">ACDE</hi> ein Rechteck, an welchem <hi rendition="#aq">EC</hi> die Diagonale iſt.<lb/> Man wird alſo ſtatt dieſer Kraft <hi rendition="#aq">EC</hi> des Windes zwei andere<lb/> Kräfte oder zwei andere Winde ſubſtituiren können, von welchen<lb/> der eine <hi rendition="#aq">CA</hi> nach der Richtung des Segels wehen, und daher<lb/> weder auf das Segel, noch auf das Schiff weiter wirken wird,<lb/> während der andere <hi rendition="#aq">CD</hi> die Fläche des Segels ſenkrecht trifft,<lb/> und ſeine ganze Kraft gegen daſſelbe ausübt. Wir wollen daher<lb/> nur mehr die Wirkung dieſes letzten Windes betrachten, und dieſe<lb/> Linie <hi rendition="#aq">CD</hi> verlängern, bis <hi rendition="#aq">Cd</hi> gleich <hi rendition="#aq">CD</hi> wird. Betrachtet man<lb/> auch hier die Linie <hi rendition="#aq">Cd</hi> als die Diagonale eines Rechtecks <hi rendition="#aq">abdC</hi>,<lb/> ſo wird der für das Schiff noch wirkende Theil <hi rendition="#aq">Cd</hi> des Windes<lb/> in zwei andere <hi rendition="#aq">Ca</hi> und <hi rendition="#aq">Cd</hi> aufgelöst, und von dieſen wirkt der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188/0200]
Aberration der Fixſterne.
wenden könnte. Wir wollen nur einige Beiſpiele aus dem gemei-
nen Leben kurz anführen.
Wenn bei ganz ruhigem Wetter die Regentropfen ſenkrecht
zur Erde fallen, ſo treffen ſie den ſenkrecht ſtehenden Wanderer
in ſeinem Scheitel, aber ſo wie er, in irgend einer Richtung dem
Regen zu entlaufen ſucht, ſcheinen dieſelben Tropfen alle die Rich-
tung gegen ſein Geſicht zu nehmen, und er hat dieſelbe Empfin-
dung, als ſtünde er noch ſtill, während ein in der entgegenge-
ſetzten Richtung ſeines Laufes wehender Wind ihm den Regen
ins Geſicht führte.
Wir fühlen im Gehen den uns gerade entgegen blaſenden
Wind ſtärker, weil es uns ſcheint, daß er, außer ſeiner eigenen
Geſchwindigkeit, auch noch diejenige habe, mit welcher wir ſelbſt
ihm entgegenlaufen. Wenn der Wind von Weſten weht, und wir
gehen gen Süden, ſo haben wir dieſelbe Empfindung, als wenn
der Wind, außer ſeiner wahren Bewegung von Weſten, auch noch
eine andere von Süden hätte, d. h. als wenn er von Südweſt
käme; und dieſe neue Richtung des Windes wird uns deſto näher
aus Süden zu kommen ſcheinen, je ſchneller wir ſelbſt gegen
Süden laufen.
Sey M (Fig. 16) der Vordertheil, und N der Hintertheil
eines Schiffes, deſſen Segel in der Richtung AB aufgeſtellt iſt,
während der Wind in der ſehr ſchiefen Lage EC weht, die das
Schiff mehr rück- als vorwärts zu treiben ſcheint. Drückt die
Länge der Linie EC die Kraft oder die Größe des Windes aus,
ſo ſey ACDE ein Rechteck, an welchem EC die Diagonale iſt.
Man wird alſo ſtatt dieſer Kraft EC des Windes zwei andere
Kräfte oder zwei andere Winde ſubſtituiren können, von welchen
der eine CA nach der Richtung des Segels wehen, und daher
weder auf das Segel, noch auf das Schiff weiter wirken wird,
während der andere CD die Fläche des Segels ſenkrecht trifft,
und ſeine ganze Kraft gegen daſſelbe ausübt. Wir wollen daher
nur mehr die Wirkung dieſes letzten Windes betrachten, und dieſe
Linie CD verlängern, bis Cd gleich CD wird. Betrachtet man
auch hier die Linie Cd als die Diagonale eines Rechtecks abdC,
ſo wird der für das Schiff noch wirkende Theil Cd des Windes
in zwei andere Ca und Cd aufgelöst, und von dieſen wirkt der
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