Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Planetensysteme. sche Revolution (§. 98) desselben, während die Umlaufszeit desMittelpunkts des Epicykels in der Peripherie des deferirenden Kreises für die oberen Planeten gleich der siderischen Revolution (§. 100) dieser Planeten, und für die zwei unteren Planeten, Merkur und Venus, gleich der siderischen Revolution der Sonne von 365,2564 Tagen, oder gleich unserem Jahre ist, so daß bei diesen letzten Planeten die Länge VBC des Centrums des Epicykels immer gleich der Länge der Sonne ist. Da man ferner bemerkt, daß die oberen Planeten zur Zeit ihrer Conjunction (§. 73) ihre größte directe, und zur Zeit der Opposition ihre größte retrograde Bewegung haben, so versetzte man den Ort des Planeten zur Zeit der Conjunction in den fernsten Punkt a'' und zur Zeit der Op- position in den nächsten Punkt a seines Epicykels. Bei den unteren Planeten endlich, wo es keine Oppositionen, sondern nur zwei Conjunctionen gibt, nannte man diejenige, wo der Planet seine größte rechtläufige Bewegung, und seinen kleinsten Durchmesser hat, die obere, und die andere, wo der Planet seine größte rück- läufige Bewegung, und seinen größten scheinbaren Durchmesser hat (§. 94), die untere Conjunction. Um auch sie mit den Beobachtungen in Uebereinstimmung zu bringen, wurden sie zur Zeit ihrer obern Conjunction in den fernsten Punkt a'' und zur Zeit ihrer untern Conjunction in den der Erde nächsten Punkt a ihres Epicykels gezeichnet. Noch ist die Bestimmung der Halbmesser dieser beiden Kreise Planetenſyſteme. ſche Revolution (§. 98) deſſelben, während die Umlaufszeit desMittelpunkts des Epicykels in der Peripherie des deferirenden Kreiſes für die oberen Planeten gleich der ſideriſchen Revolution (§. 100) dieſer Planeten, und für die zwei unteren Planeten, Merkur und Venus, gleich der ſideriſchen Revolution der Sonne von 365,2564 Tagen, oder gleich unſerem Jahre iſt, ſo daß bei dieſen letzten Planeten die Länge VBC des Centrums des Epicykels immer gleich der Länge der Sonne iſt. Da man ferner bemerkt, daß die oberen Planeten zur Zeit ihrer Conjunction (§. 73) ihre größte directe, und zur Zeit der Oppoſition ihre größte retrograde Bewegung haben, ſo verſetzte man den Ort des Planeten zur Zeit der Conjunction in den fernſten Punkt a'' und zur Zeit der Op- poſition in den nächſten Punkt a ſeines Epicykels. Bei den unteren Planeten endlich, wo es keine Oppoſitionen, ſondern nur zwei Conjunctionen gibt, nannte man diejenige, wo der Planet ſeine größte rechtläufige Bewegung, und ſeinen kleinſten Durchmeſſer hat, die obere, und die andere, wo der Planet ſeine größte rück- läufige Bewegung, und ſeinen größten ſcheinbaren Durchmeſſer hat (§. 94), die untere Conjunction. Um auch ſie mit den Beobachtungen in Uebereinſtimmung zu bringen, wurden ſie zur Zeit ihrer obern Conjunction in den fernſten Punkt a'' und zur Zeit ihrer untern Conjunction in den der Erde nächſten Punkt a ihres Epicykels gezeichnet. Noch iſt die Beſtimmung der Halbmeſſer dieſer beiden Kreiſe <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0246" n="234"/><fw place="top" type="header">Planetenſyſteme.</fw><lb/> ſche Revolution (§. 98) deſſelben, während die Umlaufszeit des<lb/> Mittelpunkts des Epicykels in der Peripherie des deferirenden<lb/> Kreiſes für die oberen Planeten gleich der ſideriſchen Revolution<lb/> (§. 100) dieſer Planeten, und für die zwei unteren Planeten,<lb/> Merkur und Venus, gleich der ſideriſchen Revolution der Sonne<lb/> von 365,<hi rendition="#sub">2564</hi> Tagen, oder gleich unſerem Jahre iſt, ſo daß bei dieſen<lb/> letzten Planeten die Länge <hi rendition="#aq">VBC</hi> des Centrums des Epicykels<lb/> immer gleich der Länge der Sonne iſt. Da man ferner bemerkt,<lb/> daß die oberen Planeten zur Zeit ihrer Conjunction (§. 73) ihre<lb/> größte directe, und zur Zeit der Oppoſition ihre größte retrograde<lb/> Bewegung haben, ſo verſetzte man den Ort des Planeten zur Zeit<lb/> der Conjunction in den fernſten Punkt <hi rendition="#aq">a''</hi> und zur Zeit der Op-<lb/> poſition in den nächſten Punkt <hi rendition="#aq">a</hi> ſeines Epicykels. Bei den unteren<lb/> Planeten endlich, wo es keine Oppoſitionen, ſondern nur zwei<lb/> Conjunctionen gibt, nannte man diejenige, wo der Planet ſeine<lb/> größte rechtläufige Bewegung, und ſeinen kleinſten Durchmeſſer<lb/> hat, die <hi rendition="#g">obere</hi>, und die andere, wo der Planet ſeine größte rück-<lb/> läufige Bewegung, und ſeinen größten ſcheinbaren Durchmeſſer<lb/> hat (§. 94), die <hi rendition="#g">untere</hi> Conjunction. Um auch ſie mit den<lb/> Beobachtungen in Uebereinſtimmung zu bringen, wurden ſie zur<lb/> Zeit ihrer obern Conjunction in den fernſten Punkt <hi rendition="#aq">a''</hi> und zur<lb/> Zeit ihrer untern Conjunction in den der Erde nächſten Punkt <hi rendition="#aq">a</hi><lb/> ihres Epicykels gezeichnet.</p><lb/> <p>Noch iſt die Beſtimmung der Halbmeſſer dieſer beiden Kreiſe<lb/> übrig. Ptolemäus ſcheint ſich um die Kenntniß der wahren Ent-<lb/> fernungen der Planeten von der Erde oder von der Sonne nicht<lb/> ſehr bemüht zu haben. Auch gibt die aufgeſtellte epicykliſche<lb/> Hypotheſe, da ſie ſich nur mit den Erſcheinungen der Planeten<lb/> beſchäftigt, ohne ſich um den wahren Ort derſelben im Welt-<lb/> raume zu bekümmern, bloß die Verhältniſſe, nicht aber die abſo-<lb/> luten Größen jener Halbmeſſer. Man findet, daß für die oberen<lb/> Planeten der Halbmeſſer des Epicykels ſich zu denen des deferi-<lb/> renden Kreiſes verhalten müſſe, wie die mittlere Entfernung der<lb/> Erde zur mittleren Entfernung der Planeten (§. 100) von der<lb/> Sonne, und daß für die untern Planeten des umgekehrte Ver-<lb/> hältniß ſtatt hat. Uebrigens ſieht man leicht, daß die Wirkung<lb/> des excentriſchen Kreiſes auch durch einen zweiten Epicykel erhalten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [234/0246]
Planetenſyſteme.
ſche Revolution (§. 98) deſſelben, während die Umlaufszeit des
Mittelpunkts des Epicykels in der Peripherie des deferirenden
Kreiſes für die oberen Planeten gleich der ſideriſchen Revolution
(§. 100) dieſer Planeten, und für die zwei unteren Planeten,
Merkur und Venus, gleich der ſideriſchen Revolution der Sonne
von 365,2564 Tagen, oder gleich unſerem Jahre iſt, ſo daß bei dieſen
letzten Planeten die Länge VBC des Centrums des Epicykels
immer gleich der Länge der Sonne iſt. Da man ferner bemerkt,
daß die oberen Planeten zur Zeit ihrer Conjunction (§. 73) ihre
größte directe, und zur Zeit der Oppoſition ihre größte retrograde
Bewegung haben, ſo verſetzte man den Ort des Planeten zur Zeit
der Conjunction in den fernſten Punkt a'' und zur Zeit der Op-
poſition in den nächſten Punkt a ſeines Epicykels. Bei den unteren
Planeten endlich, wo es keine Oppoſitionen, ſondern nur zwei
Conjunctionen gibt, nannte man diejenige, wo der Planet ſeine
größte rechtläufige Bewegung, und ſeinen kleinſten Durchmeſſer
hat, die obere, und die andere, wo der Planet ſeine größte rück-
läufige Bewegung, und ſeinen größten ſcheinbaren Durchmeſſer
hat (§. 94), die untere Conjunction. Um auch ſie mit den
Beobachtungen in Uebereinſtimmung zu bringen, wurden ſie zur
Zeit ihrer obern Conjunction in den fernſten Punkt a'' und zur
Zeit ihrer untern Conjunction in den der Erde nächſten Punkt a
ihres Epicykels gezeichnet.
Noch iſt die Beſtimmung der Halbmeſſer dieſer beiden Kreiſe
übrig. Ptolemäus ſcheint ſich um die Kenntniß der wahren Ent-
fernungen der Planeten von der Erde oder von der Sonne nicht
ſehr bemüht zu haben. Auch gibt die aufgeſtellte epicykliſche
Hypotheſe, da ſie ſich nur mit den Erſcheinungen der Planeten
beſchäftigt, ohne ſich um den wahren Ort derſelben im Welt-
raume zu bekümmern, bloß die Verhältniſſe, nicht aber die abſo-
luten Größen jener Halbmeſſer. Man findet, daß für die oberen
Planeten der Halbmeſſer des Epicykels ſich zu denen des deferi-
renden Kreiſes verhalten müſſe, wie die mittlere Entfernung der
Erde zur mittleren Entfernung der Planeten (§. 100) von der
Sonne, und daß für die untern Planeten des umgekehrte Ver-
hältniß ſtatt hat. Uebrigens ſieht man leicht, daß die Wirkung
des excentriſchen Kreiſes auch durch einen zweiten Epicykel erhalten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |