Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Planetensysteme. werden könnte, dessen Mittelpunkt auf der Peripherie des erstenEpicykels einhergeht, so daß dann die Erde in dem Mittelpunkte A des deferirenden Kreises angenommen werden kann. §. 109. (Fehler der epicyklischen Hypothese). Obschon aber Planetenſyſteme. werden könnte, deſſen Mittelpunkt auf der Peripherie des erſtenEpicykels einhergeht, ſo daß dann die Erde in dem Mittelpunkte A des deferirenden Kreiſes angenommen werden kann. §. 109. (Fehler der epicykliſchen Hypotheſe). Obſchon aber <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0247" n="235"/><fw place="top" type="header">Planetenſyſteme.</fw><lb/> werden könnte, deſſen Mittelpunkt auf der Peripherie des erſten<lb/> Epicykels einhergeht, ſo daß dann die Erde in dem Mittelpunkte<lb/><hi rendition="#aq">A</hi> des deferirenden Kreiſes angenommen werden kann.</p><lb/> <p>§. 109. (Fehler der epicykliſchen Hypotheſe). Obſchon aber<lb/> durch dieſe Hypotheſe die Erſcheinungen, wie ſie bei den Planeten<lb/> ſtatt haben, wenigſtens in Beziehung auf ihre Länge, wenn auch<lb/> nicht auf ihre Diſtanzen, von den unvollkommenen Beobachtungen der<lb/> Alten genau genug dargeſtellt wurden, ſo kann man ſie doch nicht<lb/> für das wahre Syſtem der Natur halten. Ja die Schwierigkeiten,<lb/> welche dieſe Anordnung darbot, häuften ſich immer mehr, je<lb/> beſſer man die Natur ſelbſt durch aufmerkſame Beobachtungen<lb/> kennen lernte. Die Bewegung der beiden unteren Planeten konn-<lb/> te durch jene beiden Kreiſe auf keine Art genügend dargeſtellt<lb/> werden, und der Mond beſonders zeigte noch mehrere große Un-<lb/> gleichheiten, die einer epicykliſchen Bewegung deſſelben ſogar<lb/> entgegen liefen. Man verſuchte es daher, auf dem Umkreiſe des<lb/> Epicykels noch einen anderen, ja ſelbſt einen dritten Kreis laufen,<lb/> und erſt in der Peripherie des letzten den Planeten ſelbſt einher-<lb/> gehen zu laſſen, ohne aber dadurch der Wahrheit viel näher zu<lb/> kommen, da durch alle dieſe Maſchinerien höchſtens nur die<lb/> Längen, die Entfernungen aber, oder die ſcheinbaren Durchmeſſer<lb/> der Planeten nicht beſſer, zuweilen ſogar noch ſchlechter, als<lb/> zuvor, dargeſtellt wurden. Nicht minder kläglich, ja meiſtens<lb/> gar nicht, wurden dadurch die Bewegungen der Planeten in der<lb/><hi rendition="#g">Breite</hi> berückſichtigt, da zu dieſem Zwecke die Epicykeln unter<lb/> einander und gegen den deferirenden Kreis beſondere Neigungen<lb/> erhalten müßten, wodurch das ganze Gerüſte von ſchief auf ein-<lb/> ander laufenden Kreiſen noch mehr verwickelt worden wäre.<lb/> Welch’ ein Syſtem, das einigen Punkten zwei und drei Epicykeln,<lb/> andern nur einen, und wieder andern, wie der Sonne, gar keinem<lb/> anwies, und das alle Planeten in ihrem Lauf um die Erde von<lb/> der Sonne abhängig machte, die doch auch nichts weiter, als<lb/> wieder ein Planet ſeyn ſollte! Welche abenteuerliche Kraft iſt<lb/> es, die in dem Mittelpunkte des Epicykels, einem bloß eingebil-<lb/> deten, durch nichts ausgezeichneten Punkte, ihren Sitz hat, und<lb/> doch den Planeten um ſich zu bewegen, im Stande iſt? Welch'<lb/> eine ſonderbare, äußerſt verwickelte krumme Linie iſt es, die der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [235/0247]
Planetenſyſteme.
werden könnte, deſſen Mittelpunkt auf der Peripherie des erſten
Epicykels einhergeht, ſo daß dann die Erde in dem Mittelpunkte
A des deferirenden Kreiſes angenommen werden kann.
§. 109. (Fehler der epicykliſchen Hypotheſe). Obſchon aber
durch dieſe Hypotheſe die Erſcheinungen, wie ſie bei den Planeten
ſtatt haben, wenigſtens in Beziehung auf ihre Länge, wenn auch
nicht auf ihre Diſtanzen, von den unvollkommenen Beobachtungen der
Alten genau genug dargeſtellt wurden, ſo kann man ſie doch nicht
für das wahre Syſtem der Natur halten. Ja die Schwierigkeiten,
welche dieſe Anordnung darbot, häuften ſich immer mehr, je
beſſer man die Natur ſelbſt durch aufmerkſame Beobachtungen
kennen lernte. Die Bewegung der beiden unteren Planeten konn-
te durch jene beiden Kreiſe auf keine Art genügend dargeſtellt
werden, und der Mond beſonders zeigte noch mehrere große Un-
gleichheiten, die einer epicykliſchen Bewegung deſſelben ſogar
entgegen liefen. Man verſuchte es daher, auf dem Umkreiſe des
Epicykels noch einen anderen, ja ſelbſt einen dritten Kreis laufen,
und erſt in der Peripherie des letzten den Planeten ſelbſt einher-
gehen zu laſſen, ohne aber dadurch der Wahrheit viel näher zu
kommen, da durch alle dieſe Maſchinerien höchſtens nur die
Längen, die Entfernungen aber, oder die ſcheinbaren Durchmeſſer
der Planeten nicht beſſer, zuweilen ſogar noch ſchlechter, als
zuvor, dargeſtellt wurden. Nicht minder kläglich, ja meiſtens
gar nicht, wurden dadurch die Bewegungen der Planeten in der
Breite berückſichtigt, da zu dieſem Zwecke die Epicykeln unter
einander und gegen den deferirenden Kreis beſondere Neigungen
erhalten müßten, wodurch das ganze Gerüſte von ſchief auf ein-
ander laufenden Kreiſen noch mehr verwickelt worden wäre.
Welch’ ein Syſtem, das einigen Punkten zwei und drei Epicykeln,
andern nur einen, und wieder andern, wie der Sonne, gar keinem
anwies, und das alle Planeten in ihrem Lauf um die Erde von
der Sonne abhängig machte, die doch auch nichts weiter, als
wieder ein Planet ſeyn ſollte! Welche abenteuerliche Kraft iſt
es, die in dem Mittelpunkte des Epicykels, einem bloß eingebil-
deten, durch nichts ausgezeichneten Punkte, ihren Sitz hat, und
doch den Planeten um ſich zu bewegen, im Stande iſt? Welch'
eine ſonderbare, äußerſt verwickelte krumme Linie iſt es, die der
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