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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

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Der Mond d. Erde u. die Satelliten d. übrig. Planeten.

§. 169. (Messung der Entfernung des Monds und der Sonne.)
Um die Distanz des Monds von der Erde zu messen, kann man
die oben bei Gelegenheit der Parallaxe erwähnten Methoden auf
ihn anwenden. Allein seine in §. 163 erklärten Phasen geben
uns zugleich ein sehr einfaches Mittel, die Distanz der Sonne zu
zu finden, ein Mittel, das selbst den Alten schon bekannt war.
Zur Zeit seines ersten oder letzten Viertels sieht man nämlich,
wie oben gesagt wurde, genau die Hälfte des Mondes beleuchtet.
Man erkennt diesen Augenblick daran, daß die Lichtgränze, welche
den dunkeln Theil des Randes von dem hellen trennt, und die
sonst immer eine krumme Linie ist, jetzt zu einer Graden, zu
einem Durchmesser des Mondes wird. In diesem Momente ist
die Linie, welche die Mittelpunkte der Erde und des Mondes
verbindet, senkrecht auf die den Mond mit der Sonne verbindende
Linie. In dem Dreiecke also, welches diese drei Himmelsförper
verbindet, ist der Winkel an dem Monde gleich 90 Graden, der
Winkel an der Erde aber wird durch unmittelbare Beobachtung
der scheinbaren Distanz der Sonne von dem Monde gegeben.
Man kann daher in diesem Dreiecke das Verhältniß der wahren
Distanz der Sonne und des Monds von der Erde bestimmen,
und da man die Distanz des Monds schon aus andern Beobach-
tungen kennt, so wird man dadurch auch die Distanz der Sonne
von der Erde erhalten. Es ist allerdings sehr schwer, den Augen-
blick genau aufzufassen, in welchem jene Lichtgränze eine gerade
Linie wird, und von dieser Bestimmung hängt die Sicherheit des
Verfahrens ab. Demungeachtet verdankt man doch dieser ein-
fachen Methode die ersten Kenntnisse, die wir von der ungemeinen
Größe und Entfernung der Sonne erhalten haben.

§. 170. (Bewegung der Knoten und der Absiden der Monds-
bahn.) Wir haben bereits oben gesagt, daß die Durchschnitts-
linie der Mondsbahn mit der Ecliptik oder die sogenannte Kno-
tenlinie der Mondsbahn ihren Ort am Himmel sehr schnell ändert.
Nach den neuesten Bestimmungen nimmt die Länge des Monds-
knotens, in Beziehung auf die Fixsterne, in 365 Tagen um 19°,3476
ab, oder diese Knoten gehen in jedem gemeinen Jahre um diesen
Winkel rückwärts in der Ecliptik. Daraus folgt die siderische
Revolution der Knoten 6793,28587, und die tropische 6798,17704

Der Mond d. Erde u. die Satelliten d. übrig. Planeten.

§. 169. (Meſſung der Entfernung des Monds und der Sonne.)
Um die Diſtanz des Monds von der Erde zu meſſen, kann man
die oben bei Gelegenheit der Parallaxe erwähnten Methoden auf
ihn anwenden. Allein ſeine in §. 163 erklärten Phaſen geben
uns zugleich ein ſehr einfaches Mittel, die Diſtanz der Sonne zu
zu finden, ein Mittel, das ſelbſt den Alten ſchon bekannt war.
Zur Zeit ſeines erſten oder letzten Viertels ſieht man nämlich,
wie oben geſagt wurde, genau die Hälfte des Mondes beleuchtet.
Man erkennt dieſen Augenblick daran, daß die Lichtgränze, welche
den dunkeln Theil des Randes von dem hellen trennt, und die
ſonſt immer eine krumme Linie iſt, jetzt zu einer Graden, zu
einem Durchmeſſer des Mondes wird. In dieſem Momente iſt
die Linie, welche die Mittelpunkte der Erde und des Mondes
verbindet, ſenkrecht auf die den Mond mit der Sonne verbindende
Linie. In dem Dreiecke alſo, welches dieſe drei Himmelsförper
verbindet, iſt der Winkel an dem Monde gleich 90 Graden, der
Winkel an der Erde aber wird durch unmittelbare Beobachtung
der ſcheinbaren Diſtanz der Sonne von dem Monde gegeben.
Man kann daher in dieſem Dreiecke das Verhältniß der wahren
Diſtanz der Sonne und des Monds von der Erde beſtimmen,
und da man die Diſtanz des Monds ſchon aus andern Beobach-
tungen kennt, ſo wird man dadurch auch die Diſtanz der Sonne
von der Erde erhalten. Es iſt allerdings ſehr ſchwer, den Augen-
blick genau aufzufaſſen, in welchem jene Lichtgränze eine gerade
Linie wird, und von dieſer Beſtimmung hängt die Sicherheit des
Verfahrens ab. Demungeachtet verdankt man doch dieſer ein-
fachen Methode die erſten Kenntniſſe, die wir von der ungemeinen
Größe und Entfernung der Sonne erhalten haben.

§. 170. (Bewegung der Knoten und der Abſiden der Monds-
bahn.) Wir haben bereits oben geſagt, daß die Durchſchnitts-
linie der Mondsbahn mit der Ecliptik oder die ſogenannte Kno-
tenlinie der Mondsbahn ihren Ort am Himmel ſehr ſchnell ändert.
Nach den neueſten Beſtimmungen nimmt die Länge des Monds-
knotens, in Beziehung auf die Fixſterne, in 365 Tagen um 19°,3476
ab, oder dieſe Knoten gehen in jedem gemeinen Jahre um dieſen
Winkel rückwärts in der Ecliptik. Daraus folgt die ſideriſche
Revolution der Knoten 6793,28587, und die tropiſche 6798,17704

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[329/0341] Der Mond d. Erde u. die Satelliten d. übrig. Planeten. §. 169. (Meſſung der Entfernung des Monds und der Sonne.) Um die Diſtanz des Monds von der Erde zu meſſen, kann man die oben bei Gelegenheit der Parallaxe erwähnten Methoden auf ihn anwenden. Allein ſeine in §. 163 erklärten Phaſen geben uns zugleich ein ſehr einfaches Mittel, die Diſtanz der Sonne zu zu finden, ein Mittel, das ſelbſt den Alten ſchon bekannt war. Zur Zeit ſeines erſten oder letzten Viertels ſieht man nämlich, wie oben geſagt wurde, genau die Hälfte des Mondes beleuchtet. Man erkennt dieſen Augenblick daran, daß die Lichtgränze, welche den dunkeln Theil des Randes von dem hellen trennt, und die ſonſt immer eine krumme Linie iſt, jetzt zu einer Graden, zu einem Durchmeſſer des Mondes wird. In dieſem Momente iſt die Linie, welche die Mittelpunkte der Erde und des Mondes verbindet, ſenkrecht auf die den Mond mit der Sonne verbindende Linie. In dem Dreiecke alſo, welches dieſe drei Himmelsförper verbindet, iſt der Winkel an dem Monde gleich 90 Graden, der Winkel an der Erde aber wird durch unmittelbare Beobachtung der ſcheinbaren Diſtanz der Sonne von dem Monde gegeben. Man kann daher in dieſem Dreiecke das Verhältniß der wahren Diſtanz der Sonne und des Monds von der Erde beſtimmen, und da man die Diſtanz des Monds ſchon aus andern Beobach- tungen kennt, ſo wird man dadurch auch die Diſtanz der Sonne von der Erde erhalten. Es iſt allerdings ſehr ſchwer, den Augen- blick genau aufzufaſſen, in welchem jene Lichtgränze eine gerade Linie wird, und von dieſer Beſtimmung hängt die Sicherheit des Verfahrens ab. Demungeachtet verdankt man doch dieſer ein- fachen Methode die erſten Kenntniſſe, die wir von der ungemeinen Größe und Entfernung der Sonne erhalten haben. §. 170. (Bewegung der Knoten und der Abſiden der Monds- bahn.) Wir haben bereits oben geſagt, daß die Durchſchnitts- linie der Mondsbahn mit der Ecliptik oder die ſogenannte Kno- tenlinie der Mondsbahn ihren Ort am Himmel ſehr ſchnell ändert. Nach den neueſten Beſtimmungen nimmt die Länge des Monds- knotens, in Beziehung auf die Fixſterne, in 365 Tagen um 19°,3476 ab, oder dieſe Knoten gehen in jedem gemeinen Jahre um dieſen Winkel rückwärts in der Ecliptik. Daraus folgt die ſideriſche Revolution der Knoten 6793,28587, und die tropiſche 6798,17704

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/341>, abgerufen am 22.11.2024.